Da war sie wieder, die diskursiv ultrahocherhitzte Bratwurst vom Kulturkampfgrill, serviert mit extrascharfem Mostrich: Als Robert Habeck sich mit einem Interview in der links-grün-alternativen taz aus dem Bundestag verabschiedete, warf er CSU-Chef Markus Söder „fetischhaftes Wurstgefresse“ vor – nicht ohne im gleichen Atemzug darüber zu klagen, dass inszenierter Kulturkampf nicht nur die politische Debattenkultur vergifte, sondern obendrein auch noch von den eigentlichen politischen Probleme ablenke.

Markus Söder mit Bratwurst und Senf im Dezember 2024; Foto: x.com/markus_soeder
Diese theoretische Analyse mag ja stimmen. Doch ist Klimafakten nicht der Ort, sich in derlei Buffetrangeleien auf eine der beteiligten Seiten zu schlagen (erst recht nicht bei einem Thema, bei der es wie beim Fleischverzehr auch um handfeste Klimafolgen geht). Aber natürlich nehmen wir wahr, dass klimapolitische Auseinandersetzungen häufig nicht nur erhebliches Konfliktpotenzial bergen, sondern oft auch in zugespitzter, polarisierender, verletzender Form geführt werden. Gerungen wird hierbei gerade nicht um die beste Lösung oder darum, unterschiedliche Interessenlagen zu berücksichtigen, oder Werte und Zielkonflikte auszubalancieren. Vielmehr stehen oft ein „Wir gegen Die“ im Vordergrund, die Mobilisierung der eigenen Anhängerschaft, social-media-gefälliges Hochkochen und Aufputschen von Emotionen. (Weshalb sich Markus Söder nicht minder zielgruppenbewusst in der Bild mit einem garstigen „Geh mit Gott, Hauptsache weit weg“ revanchierte.)
Beispiele wie diese gibt es reichlich. Sie reichen von Begriffen wie „Heizhammer“ oder „Heizungs-Stasi“ in der vergifteten Debatte über die Novellierung des Gebäudeenergiegesetzes bis zu den realen oder vermeintlichen Zumutungen, neu zugelassene Pkw ab 2035 nicht mehr mit Diesel- oder Otto-Motoren, sondern einem emissionsfreien Antrieb (zum Beispiel E-Motor) in Bewegung zu setzen – bekannter unter dem Kampfbegriff: „Verbrennerverbot“.
Das ist die große Frage: Wie kann die Klimadebatte konstruktiv(er) werden?
Gefördert von der Marga und Kurt-Möllgaard-Stiftung sowie der Naturstromstiftung startet Klimafakten vor diesem Hintergrund nun das Projekt #DebattenKLIMA. Es will – möglichst praxisnah – der Frage nachgehen, wie gesellschaftliche und politische Debatten über Klimaschutz und Klimaanpassung so geführt werden können, dass sie möglichst viel dazu beitragen, die Emissionen auf Null herunterzubringen. Eine der besonders spannenden Fragen hierbei ist, wie dies auch dann gelingen kann, wenn sich wichtige gesellschaftliche Akteure (seien es politische Parteien, seien es reichweitenstarke Medien, seien es einzelne Interessengruppen) einem solchen Diskurs entziehen oder verweigern oder ihn gar aktiv torpedieren – aus welchen Motiven auch immer.
Konkret bedeutet das, dass wir in den kommenden Monaten unter dem Kennwort #DebattenKLIMA noch stärker als bisher und laufend über diese Fragen berichten werden. Den Auftakt für das Projekt bildet ein prall gefülles Paket von Inhalten:
- In der neuen Rubrik „Studie des Monats“ stellen wir künftig monatlich besonders wegweisende Ergebnisse der Sozialforschung zur Klimakommunikation vor – und beschreiben, was sich daraus ganz praktisch ableiten lässt für die tagtägliche Kommunikationsarbeit rund ums Klima – hierbei arbeiten wir zusammen mit einem Forschungsteam um Michael Brüggemann, Professor für Kommunikationswissenschaft, Klima- und Wissenschaftskommunikation an der Universität Hamburg und langjähriger wissenschaftlicher Berater von Klimafakten;
- In einem Policy Paper mit Handlungsempfehlungen für Klimakommunikation legt Klimafakten eine Bestandsaufnahme des aktuellen politischen und gesellschaftlichen Umfeldes der Klimadebatte vor – und macht Handlungsvorschläge, wie Bundesregierung und Landesregierungen ihre Klimakommunikation wirkungsvoller und stärker strategisch gestalten können;
- In einem Gastbeitrag analysieren Elina Dilger von der London School of Economics and Political Science und Linus Mattauch vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung das „Klimaschutzparadoxon“, warum die starke öffentliche Zustimmung zu Klimaschutz bisher nicht zu wirksamer Politik führt.
Übrigens: Weitere Texte und Rubriken haben wir bereits in Arbeit. Wenn Sie nichts verpassen wollen, abonnieren Sie hier unseren Newsletter.
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red