Die globale Erwärmung schreitet weiterhin schnell und ungebremst voran. Mehrere Indikatoren haben in diesem oder dem vergangenen Jahr Rekordwerte erreicht. Das geht aus dem Klimafaktenpapier hervor, einer Zusammenfassung des aktuellen Wissensstandes zum Klimawandel. Vorgelegt wird das Papier von sechs führenden Organisationen der Klimaforschung und -kommunikation anlässlich der diesjährigen UN-Klimakonferenz. Das Klimafaktenpapier erscheint seit 2020 und wird regelmäßig aktualisiert.

Erstmals enthält das Klimafaktenpapier neben naturwissenschaftlichen Daten auch Befunde aus den Sozialwissenschaften. „Die Sorge um das Klima bleibt in der Gesellschaft weiterhin groß. Eine repräsentative Umfrage unter rund 130.000 Personen in 125 Ländern zeigte, dass sich weltweit 89 Prozent der Menschen von ihren Regierungen eine ambitionierte Klimapolitik wünschen“, sagt Thomas Hickler, Vorstand des Deutschen Klima-Konsortiums (DKK) und Professor am Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum in Frankfurt am Main.

 

„Die Sorge um das Klima ist in der Gesellschaft weiterhin groß. Eine repräsentative Umfrage unter rund 130.000 Personen in 125 Ländern zeigte, dass sich weltweit 89 Prozent der Menschen von ihren Regierungen eine ambitionierte Klimapolitik wünschen.“

 

Die Daten zeigen: Seit fast 50 Jahren war jedes Jahr wärmer als der Durchschnitt des 20. Jahrhunderts. Zudem traten die zehn global wärmsten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen sämtlich in den vergangenen zehn Jahren auf – mit 2024 als jüngstem Rekordjahr. Laut dem Copernicus-Klimadienst ist Europa der Kontinent, der sich am schnellsten erwärmt. „Wir sehen seit Jahren die Auswirkungen des Klimawandels wie etwa eine Zunahme von extremen Wetterereignissen. Wir sehen aber auch die bisher erzielten Erfolge des Klimaschutzes, auf die es aufzubauen gilt. Jedes vermiedene Zehntelgrad Erderwärmung hilft und leistet nicht zuletzt einen Beitrag zur Reduzierung der andernfalls enormen Kosten der Klimaanpassung“, betont Andreas Becker, Leiter der Abteilung Klimaüberwachung des Deutschen Wetterdienstes (DWD).

Das Eis schwindet, die Meere schwellen an, Extremwetter nehmen zu

„Wir beobachten, dass weltweit Meer- und Festlandeis schrumpfen, der Anstieg des Meeresspiegels sich beschleunigt und Wetterextreme wie Hitzewellen, Dürren und Starkregen zunehmen“, so Professor Hans-Otto Pörtner vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI). Gleichzeitig bleibt die aktuelle Klimapolitik hinter den aus dem Pariser Abkommen abgeleiteten Klimazielen zurück; die 1,5 Grad-Grenze wird nach wissenschaftlicher Einschätzung innerhalb des nächsten Jahrzehnts überschritten.

Infografik mit sieben Schlaglichtern der globalen Erwärmung

Bei einem weiteren Temperaturanstieg steigen auch die Risiken erheblich, dass es zu abrupten, unumkehrbaren und sich teils selbst verstärkenden Veränderungen kommt. Auch können sogenannte Kipppunkten im Erd- und Klimasystem erreicht werden. „Die tropischen Korallenriffe haben wir vermutlich bereits verloren“, sagt Frank Böttcher, Veranstalter des ExtremWetterKongresses. „Spätestens ab 1,5 Grad Erwärmung betreten wir auch bei weiteren Kippelementen, etwa den Eisschilden auf Grönland und der Antarktis oder der Atlantischen Umwälzzirkulation, den Hochrisikobereich.“

„Angesichts des Forschungsstandes zum Klima ist es gefährlich, bestehende Klimaschutzinstrumente, die auf EU-Ebene bereits beschlossen wurden, wieder in Frage zu stellen“, betont Carel Mohn, Geschäftsführer des Wissenschaftsportals Klimafakten. „Ganz im Gegenteil bräuchte es noch entschlossenere und ambitioniertere Politiken als bisher, um sich an bereits unvermeidliche Klimaveränderungen anzupassen und mit dem Ausstoß von Treibhausgasen aufzuhören.“

Infografik mit den zehn wärmsten Jahren seit Beginn der Aufzeichnungen

Das Klimafaktenpapier wurde erstmals 2020 veröffentlicht und jetzt zum vierten Mal aktualisiert. Herausgeber sind das Deutsche Klimakonsortium (DKK), die Deutsche Meteorologische Gesellschaft (DMG), der Deutsche Wetterdienst (DWD), der ExtremWetterKongress Hamburg, die Dialog-Plattform Helmholtz-Klima sowie Klimafakten. Basis des Papiers sind Synthesereports, etwa der Sechste Sachstandsbericht des IPCC, ausgewählte Studien aus der begutachteten Forschungsliteratur und Beobachtungsdaten von wissenschaftlichen Monitoringdiensten, u. a. von den im DKK und im Helmholtz-Forschungsverbund zusammengeschlossenen Einrichtungen, von meteorologischen Institutionen wie der US-amerikanischen NOAA, der WMO oder dem DWD. 

"Das Dokument hat sich mittlerweile zu einem exzellenten Referenzpapier entwickelt, das auch und insbesondere Laien die wichtigsten Fakten und die hohe Brisanz des aktuellen Klimawandels auf wenigen Seiten nahebringt", sagt Prof. Dr. Clemens Simmer, Vorsitzender Deutsche Meteorologische Gesellschaft.

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