Junge Menschen werden am stärksten von den Folgen des Klimawandels betroffen sein. Viele sind sich des Problems sehr bewusst und entsprechend aktiv. In den verhärteten, polarisierenden Klimadebatten sind sie eher Zuschauende als Beteiligte – nicht zuletzt weil sie oft wenig Möglichkeiten haben, bei politischen Prozessen oder Entscheidungen in der Wirtschaft mitzuwirken. Wie sollte Klimakommunikation mit dieser Diskrepanz umgehen?

In dieser Ausgabe der “Studie des Monats” diskutieren wir die Publikation “Climate Change Cognition, Affect, and Behavior in Youth: A Scoping Review” (Tapia-Echanove et al. 2025). Eine englische Version des Artikels ist auf der Website der Universität Hamburg erschienen, mit der wir für diese Serie kooperieren.

Welcher Frage geht die Studie nach? 

Die Übersichtsstudie geht der Frage nach, wie junge Menschen (im Alter von 15-24 Jahren) mit dem Klimawandel umgehen. Dabei stehen die Konzepte “Wahrnehmung”, “Kognition” (also die mentalen Prozesse des Verstehens und Sinnfindens), “Affekt” (Emotionen und Gefühle) sowie “Verhalten” im Vordergrund.

Die Studie hatte zum Ziel, die bestehende Literatur zusammenzufassen, um herauszufinden, was zum Umgang junger Menschen mit dem Klimawandel bereits bekannt ist, welche evidenzbasierten Interventionen sich aus diesem Wissen ableiten lassen und in welchen Bereichen noch weiterer Forschungsbedarf besteht.

Welche Methodik wurde verwendet, und wieso ist diese belastbar?

Die Studie verwendet die sogenannte “Scoping Review”-Methode (Überblicks-Literaturübersicht). Bei dieser kommt ein strukturierter Ansatz zur Literatursuche zum Einsatz, was zu Transparenz und Reproduzierbarkeit beiträgt. Dieser lief wie folgt ab:

Zunächst wurden klare Forschungsfragen definiert und die Ein- und Ausschlusskriterien für Studien festgelegt. Dann wurden entsprechende Suchwörter definiert und einschlägige Datenbanken nach wissenschaftlichen Studien durchsucht.

Im nächsten Schritt werden die Kurzzusammenfassungen (Abstracts) aller 610 gefundenen Studien von mehreren Wissenschaftler:innen auf Relevanz überprüft. Die verbliebenen 355 Studien wurden dann im Volltext gelesen, woraufhin noch einmal 301 Studien ausgeschlossen wurden und sechs zusätzliche Studien aus den Literaturverweisen in die Überblicksstudie aufgenommen wurden.

Die resultierenden 48 Studien wurden dann im Artikel nach Themen sortiert zusammengefasst. Diese Scoping Review-Methode ist zwar hochgradig reproduzierbar – wie die zusammengefassten Studien interpretiert werden, ist jedoch weiterhin von den Perspektiven der Autor:innen abhängig. Viele Studien auf wenigen Seiten zusammenzufassen, ist zudem mit Abstrichen bei Detailreichtum und Genauigkeit verbunden. 

Was sind die Kernbefunde, und warum sind sie relevant für Klimakommunikation?

Viele jungen Menschen zeigen ein hohes Maß an Engagement und sind sich oft der eigenen Handlungsmöglichkeiten sehr bewusst. Desweiteren wissen viele junge Menschen recht gut über den Klimawandel Bescheid; es gibt aber zum Teil Wissenslücken, was verschiedene Lösungen betrifft. So ist zum Beispiel der Irrglaube weit verbreitet, nahezu alle umweltfreundlichen Verhaltensweisen würden zum Klimaschutz beitragen.

Foto von Jugendlichen

Diffuses Bild: Beim Klimawandel bewegen sich junge Menschen zwischen Zukunftsängsten und Enpowerment; Foto: Carel Mohn

Die Studie zeigt auch auf, wie wichtig es ist, darauf zu achten, welche Emotionen und Gefühle bei jungen Menschen zum Thema vorherrschen –  und welche als Reaktion auf Botschaften über den Klimawandel und die Klimapolitik auftreten können. Es sollte nicht der Eindruck erweckt werden, die Verantwortung für Klimaschutz werde weiter auf junge Menschen verlagert.

Aufklärung über verschiedene Lösungsansätze kann zwar für viele junge Menschen ermutigend sein. Wird aber die individuelle Verantwortung zu stark betont – vor allem wenn diese auf geringe gesamtgesellschaftliche und politische Handlungsbereitschaft trifft – kann dies zu Desillusionierung und Besorgnis und manchmal auch Wut auf das politische System und den Rest der Gesellschaft führen.

Ähnlich sieht es Hendrik Mayer, der zum Thema Klimakommunikation am Lehrstuhl für Wissenschafts- und Klimakommunikation der Universität Hamburg promoviert: “Dass junge Menschen sich teils ohnmächtig fühlen und entsprechend demotiviert sind, ist eigentlich eine rationale Reaktion auf die politische und ökonomische Lage.”

 

Kollektive Lösungen zu thematisieren, kann Vereinzelungsgefühlen und dem von vielen jungen Menschen erlebten Gefühl der Machtlosigkeit entgegenwirken.

 

Eine Abhilfe könnte laut Artikel die Betonung von Lösungsansätzen auf kollektiver – also gemeinschaftlicher oder gesamtgesellschaftlicher – Ebene sein. Hier kommt zum Beispiel das Vorstellen generationenübergreifender Initiativen und Lösungen in Frage. Kollektive Lösungen zu thematisieren, kann laut den Autor:innen möglicherweise Vereinzelungsgefühlen und dem von vielen jungen Menschen erlebten Gefühl der Machtlosigkeit entgegenwirken.

Doch selbst wenn gute Kommunikation viele junge Menschen erreichen kann, werden viele von ihnen weiterhin negative Gefühle zum Thema Klimawandel erleben, wenn der Fortschritt beim Klimaschutz auf politischer und gesellschaftlicher Ebene weiterhin ausbleibt.

Was lässt sich aus der Studie konkret ableiten für die Praxis?

Generell sollte bei der Kommunikation mit jungen Menschen im Vordergrund stehen, dass die meisten aus dieser Bevölkerungsgruppe recht gut informiert, und oft auch engagiert sind. Klimakommunikation sollte idealerweise existierendes Engagement unterstützen, ohne dabei weiteren Druck aufzubauen, „mehr“ leisten zu sollen.

Auf Lösungen fokussiert bleiben

Laut Studie sind die meisten jungen Menschen gut über den menschengemachten Klimawandel informiert und haben auch ein hohes Bewusstsein dafür, dass politische und gesamtgesellschaftliche Lösungen gefunden werden müssen. Viele junge Menschen nehmen jedoch eine starke Diskrepanz zwischen ihrer eigenen Handlungsbereitschaft und jener in Politik und Wirtschaft wahr. Dies kann zu Stress und übermäßiger Sorge führen, was manchmal damit einhergeht, dass sich Menschen vom Thema abwenden oder auch Frustration und Wut entwickeln, was wiederum zu radikaleren Formen des Aktivismus führen kann.

Gute Klimakommunikation sollte dementsprechend auch darüber aufklären, welche politischen und wirtschaftlichen Lösungen zur Diskussion stehen, welche bereits implementiert werden und wie politisches Engagement seitens junger Menschen dazu beigetragen hat oder dazu beitragen kann, diese Lösungen voranzutreiben.

Politische Akteure können beispielsweise versuchen, mehr Mitgestaltungsmöglichkeiten für junge Menschen zu schaffen und diese als Einladung kommunizieren. Und seitens der Medien kann verstärkt Augenmerk auf Lösungsansätze gelegt werden, bei denen junge Menschen mitgewirkt haben oder mitwirken können — am besten, ohne dass die Verantwortung, diese umzusetzen, auf junge Menschen übertragen wird.

Gemeinschaftliche Verantwortung und Handlungen betonen

Viele junge Menschen haben zwar eine relativ hohe Handlungsbereitschaft, sehen sich aber mit einem Allgemeingut-Dilemma konfrontiert: Da das Handeln bei anderen (insbesondere bei älteren, über mehr Ressourcen verfügenden Bevölkerungsgruppen) aus ihrer Perspektive ausbleibt, erscheint eigenes Handeln für viele junge Menschen ebenfalls weniger sinnvoll.

Um diesem Dilemma vorzugreifen, sollten Klimakommunikator:innen, die gemeinschaftliche Verantwortung aller Bevölkerungsgruppen und gesellschaftlichen Bereiche betonen. So kann jungen Menschen vermittelt werden, dass sie mit diesem Thema nicht allein gelassen werden. Dies motiviert, in Bereichen aktiv zu bleiben, die sonst möglicherweise als fern und fremd verstanden werden.

Den Fokus auf kollektive Handlungen zu legen, trägt außerdem dazu bei, einzelne Menschen zu entlasten, den Glauben an kollektive Wirksamkeit zu stärken. Medien können zum Beispiel darüber berichten, wie aktivistische Gruppen es schaffen, Lösungen voranzutreiben. Und kommunale Akteure können darüber aufklären, wie ihre Maßnahmen ganze Gruppen zu Verhaltensänderungen bewegen.

Nicht zuletzt kann das Augenmerk auf generationenübergreifende Initiativen oder auf solche Ansätze gerichtet werden, die die wahrgenommene Distanz zwischen jungen Menschen und dem Rest der Gesellschaft verringern.

Zum Weiterlesen

Tapia-Echanove, M., Bloch-Atefi, A., Hanson-Easey, S., Oswald, T. K., & Eliott, J. (2025): Climate Change Cognition, Affect, and Behavior in Youth: A Scoping Review. WIREs Climate Change, 16(1), e70000; https://doi.org/10.1002/wcc.70000

Eine englische Version des Artikels ist auf der Website der Universität Hamburg erschienen, mit der wir für diese Serie kooperieren.