
Der Titel der Broschüre klingt betont nüchtern: "Populismus erkennen – Umweltpolitik stärken". Und der Untertitel stapelt etwas tief: "Ein strategischer Leitfaden für Behörden". Denn die 84-seitige Broschüre, die das Umweltbundesamt vor wenigen Tagen veröffentlicht hat, ist für einen viel größeren Kreis von Institutionen und Personen wertvoll und hilfreich: Für alle nämlich, die Klima- und Umweltschutz gegen Kritik, Anwürfe und Angriffe von (Rechts)Populisten verteidigen wollen.
Die Publikation spannt den Bogen bewusst weit: Weil in Medien und Öffentlichkeit der Populismusbegriff ziemlich inflationär verwendet wird, erklärt sie überhaupt erstmal, was die Wissenschaft darunter versteht. Und sie zeichnet nach, warum Menschen und Gesellschaften in Zeiten großer Unsicherheit und Verunsicherung für (rechts)populistische Weltdeutungen empfänglich sind. Im zweiten Schritt behandelt die Broschüre, wie eine "souveräne Umweltpolitik" aussehen kann – also wie Politik und Verwaltung sowohl reaktiv als auch proaktiv auf die populistische Herausforderung reagieren sollten.
Im dritten Schritt werden acht Handlungsansätze präsentiert – sie nehmen den größten Teil der Broschüre ein und sind sicherlich auch der für die Praxis relevanteste. Sie lauten:
- Soziale Folgen der Politikgestaltung frühzeitig prüfen
- Positive Zukunftsbilder erzählen
- Komplexes verständlich kommunizieren
- Digitale & Medienkompetenz stärken
- Bürgerbeteiligung gezielt nutzen
- Allianzen mit Zivilgesellschaft ausbauen
- Schulungen & Schutz für Mitarbeitende
- Umwelt- und Demokratiebildung verbinden
Entstanden ist die Broschüre im Rahmen eines Projekts, in dem das Umweltbundesamt und das Bundesumweltministerium von 2022-2025 sowohl wissenschaftlich fundierte als auch praxisnahe Handlungsempfehlungen zum Umgang mit (Rechts-)Populismus entwickeln wollte. Auftragnehmer waren die Strategieberatung ifok und der Think Tank "Progressives Zentrum" (beide Berlin). Begleitet wurde das Projekt von einem Beirat, in dem neben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und weiteren Fachleuten auch Klimafakten-Redakteur Toralf Staud vertreten war.
Die Broschüre kann hier auf der UBA-Website kostenlos heruntergeladen werden.
Im Rahmen des Forschungsprojekts entstand auch eine weitere Publikation "'Grüne Eliten gegen den Volkswillen': Populistische Narrative im Bereich der Umweltpolitik"
Dieser Text ist Teil unseres Projekts #DebattenKLIMA. Es will – möglichst praxisnah – der Frage nachgehen, wie gesellschaftliche und politische Debatten über Klimaschutz und Klimaanpassung so geführt werden können, dass sie möglichst viel dazu beitragen, die Emissionen auf Null herunterzubringen. Eine der besonders spannenden Fragen hierbei ist, wie dies auch dann gelingen kann, wenn sich wichtige gesellschaftliche Akteure (seien es politische Parteien, seien es reichweitenstarke Medien, seien es einzelne Interessengruppen) einem solchen Diskurs entziehen oder verweigern oder ihn gar aktiv torpedieren – aus welchen Motiven auch immer.
Im Rahmen des Projekts erscheint unter anderem die Rubrik „Studie des Monats“, in der wir monatlich besonders wegweisende Ergebnisse der Sozialforschung zur Klimakommunikation vor – und beschreiben, was sich daraus ganz praktisch ableiten lässt für die tagtägliche Kommunikationsarbeit rund ums Klima. Hierbei arbeiten wir zusammen mit einem Forschungsteam um Michael Brüggemann, Professor für Kommunikationswissenschaft, Klima- und Wissenschaftskommunikation an der Universität Hamburg und langjähriger wissenschaftlicher Berater von Klimafakten.
Gefördert wird das Projekt #DebattenKLIMA von der Marga und Kurt-Möllgaard-Stiftung sowie der Naturstromstiftung.
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