Viele Klimakampagnen, ja ein Großteil der Klimakommunikation generell richten sich – bewusst oder unbewusst – an Menschen, die das Thema ohnehin für wichtig halten. Um aber den Klimaschutz entscheidend voranzubringen, braucht es (fast) alle Teile der Gesellschaft. Seit Jahren ist es deshalb eines der wichtigsten Ziele von klimafakten.de, eine wirklich breite Debatte zu Klimawandel und Klimaschutz zu befördern.

Ebenfalls seit langem arbeiten wir dabei mit anderen Organisationen zusammen – etwa Climate Outreach aus Großbritannien, die mit ihrem Gründer George Marshall als eine der ersten weltweit den systematischen Blick auf eine bessere Klimakommunikation gerichtet haben. Oder More in Common, eine in mehreren europäischen Ländern aktive Organisation, die sich für eine Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts einsetzt. In mehreren Befragungen hat sie dazu untersucht, wie die Menschen in Deutschland über den Klimaschutz denken.

Gemeinsam mit beiden Partnern haben wir das Projekt "Übers Klima reden" gestartet – und nun zentrale Ergebnisse vorgelegt: eine Studie dazu, wie und was in verschiedenen Teilen der deutschen Gesellschaft über den Klimawandel gedacht wird; zudem eine Handreichung mit Anregungen, wie man auch themenferne Zielgruppen besser erreichen kann.

Am wichtigsten ist allen gesellschaftlichen Gruppen:
dass Klimaschutz sozial gerecht gestaltet wird und für alle bezahlbar bleibt

Einige der Kernergebnisse lauten: Die Sorge ums Klima hat eine sehr breite Mehrheit in der Gesellschaft erfasst, drei Viertel der Befragten äußerten große Besorgnis ob des Klimawandels. Ebenfalls hoch sind die Erwartungen an die Politik. Zwar gibt es in der deutschen Gesellschaft sechs klar unterscheidbare Typen von Personen, die aufgrund ihrer Werte und Grundüberzeugungen eine jeweils charakteristische Sicht auf die Gesellschaft haben – und auch auf den Klimawandel. Allerdings sollte man nicht von einer "Spaltung" sprechen; Deutschland ist derzeit eher fragmentiert als polarisiert.

Ausgehend von dieser Analyse wurden im Rahmen des Projekts drei Narrative zum Klimaschutz erarbeitet und getestet. Dabei zeigte sich: Menschen lassen sich für ehrgeizigen Klimaschutz gewinnen, wenn dabei angeknüpft wird an ihre Vorstellungen von einem "guten Leben" und davon, was eine gute Gesellschaftsordnung ausmacht. Wichtig für eine breite und konstruktive Debatte zum Klimaschutz ist, nicht nur Fakten und Wissen zu vermitteln, sondern sich mit den Werten und Grundeinstellungen ihrer Zielgruppen auseinandzuersetzen und auf diese einzugehen (und sich dies nicht als "Moralisieren" diskreditieren zu lassen). Den Menschen aller identifizierten Typen sind dabei Bezahlbarkeit und soziale Gerechtigkeit der Klimapolitik besonders wichtig – das sollte sowohl beim Kommunizieren beachtet werden als natürlich auch bei der Ausgestaltung von Klimaschutz-Instrumenten.

"Die Scheu vor 'schwierigen Milieus' ablegen und sie gezielt ansprechen –
statt ständig von drohenden Gelbwesten-Protesten zu raunen"

"Für mich ist das Fazit ganz klar", sagt klimafakten.de-Projektleiter Carel Mohn, "und das gilt nicht nur für Klimaschützerinnen und Klimaschützer, sondern insbesondere für die Politik: Man sollte dringend die Scheu, bisweilen gar Panik vor sogenannten schwierigen Milieus ablegen." Die Ergebnisse dieses Projekts zeigten, dass und wie man alle Segmente der Gesellschaft für ambitionierten Klimaschutz gewinnen kann, auch die skeptischen. "Und man sollte sie dann auch gezielt ansprechen – statt ständig von drohenden Gelbwesten-Protesten zu raunen", so Mohn. Die Anleitung hierfür liege nun auf dem Tisch.

Zentrale Erkenntnisse von "Über Klima reden" und daraus abgeleitete Ratschläge für die Praxis sind in einer 70-seitigen Publikation aufgearbeitet, die Sie hier kostenlos bei unserem Partner Climate Outreach bestellen können. Ergänzend gibt es dort auch eine Kurzfassung auf einer interaktiven Website.

Eine Aufzeichnung des Webinars finden Sie hier.