Der Klimawandel wird von einer Mehrheit der Menschen weltweit als zweitgrößte Bedrohung für ihr Land wahrgenommen - das Thema rangiert mit 61 Prozent nur knapp hinter der Sorge vor der Terrormiliz IS (62 Prozent). Das ergab eine Umfrage des US-Meinungsforschungsinstituts Pew Research Center. Befragt wurden rund 42.000 Menschen in 38 Ländern. Sie konnten insgesamt acht potenzielle Bedrohungen bewerten, darunter auch Cyber-Attacken, die Zuwanderung von Flüchtlingen, den Zustand der Weltwirtschaft oder Aktivitäten von Großmächten wie USA, Russland oder Chinas.

Während die Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) in 18 Ländern - darunter auch Deutschland und die USA - auf Platz eins der Bedrohungen steht, rangiert der Klimawandel in 13 Ländern auf dem Spitzenplatz. Als besonders beunruhigend empfinden Befragte in Afrika und Lateinamerika die Veränderung des Weltklimas. Viele dieser Regionen sind laut dem Globalen Klima-Risiko-Index schon heute besonders stark von Folgen des Klimawandels betroffen. Mit Ausnahme von Venezuela (dort ist es die Wirtschaftslage) sehen auch die Menschen in lateinamerikanischen Staaten ihre Zukunft am stärksten durch ein verändertes Klima in Gefahr.

Weniger ausgeprägt ist diese Klimasorge in Ländern mit einem höheren Kohlendioxid-Ausstoß – meist rangiert hinter der Angst vor dem ISt, Cyber-Attacken oder der Wirtschaftslage. Nur in Spanien, Kanada und Schweden sieht man der Klimawandel auf Platz eins der globalen Risiken. Allerdings wird in fast allen Industrieländern die Erderwärmung als deutlich bedrohlicher wahrgenommen als die medial viel präsenteren Flüchtlingsbewegungen, etwa aus Syrien. In Europa haben nur die Polen und Ungarn mehr Angst vor Flüchtlingen als vor den Folgen des Klimawandels.

Auf dieser Weltkarte hat das Instiut Pew Research eingezeichnet, welche Bedrohung in den jeweiligen Ländern laut der Befragung an erster Stelle rangiert - Grün steht für den Klimawandel, Blau für die Terrormiliz IS; Quelle: Pew Research 2017

Ein solches Gefälle zwischen afrikanischen sowie lateinamerikanischen Staaten einerseits und den Industriestaaten andererseits war bereits bei der vergangenen Pew-Umfrage zum Thema zu beobachten. Seitdem ist jedoch auch in Staaten mit hohem Treibhausgas-Ausstoß das Bewusstsein für den Klimawandel als Bedrohung gestiegen: In den USA gaben damals lediglich 45 Prozent an, dass es sich um ein "ernstes Problem" handele, mittlerweile sind es 56 Prozent - ob trotz oder gerade wegen der klimaschutzfeindlichen Politik der neuen Regierung bleibt offen. Für China legte die neue Pew-Studie keine Zahlen vor, in der vorherigen hatten mit nur 18 Prozent der Chinesen besonders wenige Menschen angegeben, sich um die Klimaveränderungen zu sorgen.

Auch in Deutschland ist die Sorge vor dem Klimawandel hoch

Bei den Deutschen steht die Angst vor den Folgen des Klimawandels mittlerweile auf Platz drei der Sorgen mit 63 Prozent – nach dem IS (77 Prozent) und Cyberangriffen (66 Prozent). Bei der früheren Umfrage waren es noch 55 Prozent der Befragten, die den menschengemachte Klimaveränderung als "ernstes Problem" bezeichneten. Eine aktuelle Emnid-Umfrage hierzulande kam jüngst zu dem Ergebnis, dass das Thema sogar auf Platz 1 der Besorgnisse rangiert. In dieser Erhebung hatten 71 Prozent (von 1.000 befragten Personen) angegeben, sie machten sich um die große Sorgen (es folgten Kriege, Terroranschläge, Kriminalität und Altersarmut).

Laut der globalen Pew-Studie ist der Klimawandel aber vor allem für Menschen aus südlicheren oder wirtschaftlich schwächeren Länder besonders bedrohlich: So machen sich die Menschen in Chile, Peru, Spanien, Griechenland und Südkorea (alle Länder mit mehr als 75 Prozent) die größten Sorgen. Am niedrigsten liegen die Werte mit 35 Prozent in Russland.

Ideologische Spaltung der Klimawahrnehmung hierzulande relativ gering

In Europa und den USA messen Menschen mit eher linken Ansichten der Bedrohung durch den Klimawandel sehr viel mehr Bedeutung zu als politisch konservative oder rechts-orientierte Befragte. In Ländern mit einer eher klimaskeptischen Rechten wie den Niederlanden, Australien und Kanada sind die unterschiedlichen Einstellungen zwischen rechten und linken Befragten auch entsprechend hoch. In den USA ist das besonders deutlich: 86 Prozent der Linksliberalen sehen die Erderwärmung als eine der größten Bedrohungen an, unter den Konservativen sind es nur knapp 30 Prozent.

Unter den Deutschen ist die Kluft bedeutend geringer: Im Spektrum links der Mitte halten 66 Prozent der Befragten den Klimawandel für bedrohlich (in der Mitte gar 67 Prozent), rechts davon sind es immerhin noch 53 Prozent. Laut der deutschen Emnid-Umfrage ist die Sorge um Weltklima unter Grünen- und SPD-Wähler am größten, aber auch bei CDU und selbst FDP-Wählern liegt das Thema noch vor Sicherheitsfragen oder Kriminalität. Nur bei Wählern der Linkspartei steht der Klimawandel auf Platz drei und bei der AfD erwartungsgemäß weit hinter der Angst vor Flüchtlingen und Kriminalität.

Susanne Götze