Viele Menschen scheuen sich, über den Klimawandel zu sprechen. Das Thema sei in einer regelrechten "Schweigespirale" gefangen, schrieben im vergangenen Jahr die Experten vom Yale Programm on Climate Change Communication. Ohne Gespräche aber ist es schwierig, Menschen zum Handeln zu bewegen. Ein Besuch im Zoo oder in einem Aquarium könnte dabei helfen, das Schweigen zu durchbrechen.
Flusspferd im Berliner Zoo; Foto: Carel Mohn
Darauf deuten jedenfalls Studienergebnisse hin, die US-Psychologen von der Pennsylvania State University in der aktuellen Ausgabe des Journal for Environmental Psychology vorgelegt haben. Ein Team um Nathaniel Geiger untersuchte darin die Wirkung eines Trainingsprogramms für Mitarbeiter "informeller Wissenschafts-Lern-Zentren" - darunter verstanden die Forscher Aquarien und Nationalparks, Naturkundemuseen und Zoos und ähnliches.
Statt von "Treibhauseffekt" von "wärmender Bettdecke" sprechen
Initiiert vom US-weiten Dachverband National Network for Ocean and Climate Change Interpretation (NNOCCI) sind in den vergangenen Jahren zahlreiche Mitarbeiter solcher Einrichtungen in populärer Klimakommunikation geschult worden. Unter anderem wurden sie dazu angehalten, in ihren Vorträgen und Führungen einprägsame Sprachbilder und Metaphern zu nutzen, um die Wirkung und die Folgen des Klimawandels zu erklären. Den Treibhauseffekt beispielsweise sollten sie mit einer "hitzestauenden Bettdecke" ("heat trapping blanket") vergleichen.
In drei Teilstudien untersuchte das Forscherteam nun den Effekt dieser Trainings. Einerseits führten sie in einem Laborversuch 173 Studentinnen und Studenten kurze Videoclips vor, in denen die empfohlenen Metaphern benutzt wurden. Deutlich häufiger als Probanden einer Vergleichsgruppe gaben die Testpersonen hinterher an, sie seien bereit, mit anderen Studenten über Klimawandel zu reden und fühlten sich dafür informiert genug. Zum anderen werteten die Forscher zwei Befragungen von jeweils rund tausend Besuchern von Zoos, Aquarien und Naturkundemuseen aus. Wer eine Einrichtung besucht hatte, in der das erwähnte Trainingsprogramm stattfand, fühlte sich kompetenter in Sachen Klimawandel - und gab auch deutlich häufiger an, dass er tatsächlich mit anderen Menschen über das so oft beschwiegene Thema rede.
In Zoos und Aquarien lassen sich viele Millionen Menschen erreichen
"Menschen sprechen mit höherer Wahrscheinlichkeit über den Klimawandel, wenn sie sich bei dem Thema sicher fühlen", fassen die Forscher ihre Resultate zusammen. Das mag banal klingen - ist aber ein Fortschritt gegenüber einer früheren Studie des Teams um Geiger. Bei dieser war die Frage offen geblieben, wie man Menschen zum Durchbrechen der "Schweigespirale" motivieren könnte.
Und eine größere Selbstsicherheit beim Klimathema lässt sich offenbar durch gute Klimakommunikation in Aquarien, Zoos, Museen u.ä. fördern, schreiben die Psychologen. Das Publikum solcher populärwissenschaftlichen Einrichtungen sei beachtlich - allein in den USA lägen die Besucherzahlen bei mehr als hundert Millionen pro Jahr. Für Deutschland, Österreich und die Schweiz wird das jährliche Publikum allein in Zoos und Tierparks auf rund 80 Millionen Menschen geschätzt.
Toralf Staud