Experten des Weltklimarats IPCC wollen sich im Februar in Oslo treffen, um über Verbesserungen bei der Kommunikation seiner Klimaberichte zu beraten. Offenbar ist dies auch dringend notwendig. Denn der aktuelle Weltklimabericht ist, einer Studie in der Fachzeitschrift Nature Climate Change zufolge, für Laien kaum verständlich. Das gelte insbesondere für die Summaries for Policymakers (SPM), also die Kurzzusammenfassungen für politische Entscheidungsträger. Man bräuchte eine Promotion im jeweiligen Fachgebiet, so die Forscher, um die Texte wirklich verstehen zu können. Zudem seien sie über die Jahre immer unverständlicher geworden. "Angesichts des riesigen Interesses an diesem Thema in den vergangenen Jahren hätten wir definitiv einige Verbesserungen erwartet", sagte der Leitautor der Studie Ralf Barkemeyer von der KEDGE Business School im französischen Talence, gegenüber der Washington Post.

Die Wissenschaftler um Barkemeyer hatten mit Hilfe zweier Analysewerkzeuge die Sachstandsberichte des Weltklimarats seit 1990 ausgewertet: Zum einen untersuchte ein Algorithmus die Lesbarkeit der Texte, zum anderen analysierte eine weitere Software wesentliche Inhalte. Zum Vergleich nahmen die Forscher Artikel in Wissenschaftspublikationen wie Science und Nature unter die Lupe, aber auch Texte aus Tageszeitungen und Boulevardblättern.

Am schwierigsten zu verstehen waren demnach die IPCC-Berichte, die Tages- und Boulevardzeitungen am leichtesten. So weit, so erwartbar. Doch während die Berichte der Arbeitsgruppe I (zu naturwissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels) über die Jahre ähnlich lesbar blieb, verschlechterte sich die Lesbarkeit für die Berichte der Arbeitsgruppen II und III (in diesen werden die Folgen des Klimawandels behandelt, mögliche Anpassungsmaßnahmen und Emissionsminderungen). Ein weiteres bemerkenswertes Ergebnis: Die Medienberichte waren pessimistischer als die IPCC-Reports selbst.

Es geht vor allem um die Zusammenfassung für Entscheidungsträger

Seit 1990 gibt der Weltklimarat etwa alle sieben Jahre sogenannte Sachstandsberichte heraus, in denen der jeweils aktuelle Forschungsstand zum Thema Klimawandel gebündelt wird. Die Zusammenfassungen für Entscheidungsträger („Summary for policy-makers“, kurz: SPM) müssen dabei ein besonders kompliziertes Verfahren durchlaufen, bei denen jeder einzelne Satz mit den Vertretern aller IPCC-Mitgliedsstaaten abgestimmt wird. Das dürfte deren Unleserlichkeit erklären.

Inner- und außerhalb des IPCC wird deshalb intensiv über mögliche Reformen diskutiert. "Aufgrund der Komplexität der Texte kann die Öffentlichkeit die IPCC-Zusammenfassungen nicht verstehen und nicht wirklich erfassen, um welche realen Herausforderungen es geht“, erklärte Giulio Napolitano von der Universität Bonn, einer der Studienautoren, gegenüber dem Wissenschaftsportal scinexx.de. „Dadurch können die Ergebnisse von sogenannten Klimaskeptikern missinterpretiert werden."

Der IPCC sieht das Problem - und hat bereits Besserung gelobt

Seit Erscheinen des Fünften Sachstandsberichts (Fifth Assessment Report = AR5) wurden bereits eine Reihe von Verbesserungsvorschlägen in die Diskussion gebracht: Beispielsweise regte der britische Thinktank Climate Outreach an, mehr Geld in die Kommunikation zu stecken, mehr auf Video-Inhalte und soziale Netzwerke zu setzen und Wissenschaftler anzuleiten, ihre Ergebnisse in der Öffentlichkeit zu präsentieren - und das mit mehr Leidenschaft zu tun. Als positives Vorbild verwies Climate Outreach unter anderem auf das internationale Kernforschungszentrum CERN. Deren Wissenschaftler würden in einer persönlichen Weise und mit Begeisterung über ihre Arbeit reden - auch wenn die Ergebnisse nicht unbedingt interessanter seien als die des IPCC. Auch in den USA werden Klimaforscher gezielt in der Kommunikation ihrer Ergebnisse geschult, was sich etwa im U.S. National Climate Assessment 2014  niedergeschlagen hat.

"Zweifellos muss mehr dafür getan werden, unsere Berichte lesbarer und leichter zugänglich zu machen", zitiert die Washington Post einen Sprecher des IPCC. Die Herausforderung sei aber, dass dabei nicht die wissenschaftlichen Standards gesenkt werden oder wichtige Nuancen bei der Bewertung von Forschungsergebnissen verloren gehen. Einige Dinge habe man bereits in die Wege geleitet, betont der Weltklimarat. So habe man bereits im vergangenen Jahr beschlossen, künftig professionelle Wissenschaftsjournalisten und Grafikdesigner einzubeziehen.

 bvb