Etliche Klimaschützer betonen gern, wie viele neue Arbeitsplätze die Erneuerbaren Energien schaffen. Oder welche Mengen gesundheitsgefährdender Schadstoffe, etwa Quecksilber, Umwelt und Mensch erspart blieben, würde man Kohlekraftwerke abschalten. Co-Benefits werden solche positiven Nebenwirkungen in der Fachsprache genannt. Und eine Reihe von Studien in den vergangenen Jahren ergab, dass die Zustimmung zu Klimaschutzmaßnahmen steigt, wenn man nicht so sehr deren Nutzen fürs Klima betont, sondern die Co-Benefits. Eine aktuelle Untersuchung allerdings lässt daran zweifeln.

Wie Thomas Bernauer und Liam F. McGrath von der ETH Zürich in der aktuellen Ausgabe von Nature Climate Change berichten, konnten sie in zwei Experimenten keine erhöhte Zustimmung feststellen. In zwei getrennten Untersuchungen legten sie insgesamt 1.675 Probanden aus den USA verschiedene Texte vor. In diesen wurden Klimaschutzmaßnahmen auf verschiedene Weise begründet: mal (wie schon lange üblich) mit der Verringerung von Risiken, die aus dem Klimawandel resultieren - mal aber auch mit ökonomischen Vorteilen, mal mit dem Nutzen für die Gesundheit usw. Als "Reframing" werden solche Veränderungen des Deutungsrahmens im Englischen bezeichnet.

Im Anschluss wurde die Zustimmung zu diversen Klimaschutzmaßnahmen abgefragt. Doch anders als in früheren, ähnlichen Untersuchungen hätten sich nur schwache, statistisch nicht signifikante Auswirkungen auf die Zustimmungsrate gezeigt, so die Autoren. "Es ist unwahrscheinlich, dass das einfache Reframing von Klimapolitik die öffentliche Unterstützung  erhöht", lautet denn auch ihr Fazit.

Der Verweis auf Co-Benefits sollte Klimaschutzargumente nicht ersetzen

In ihrem Aufsatz erörtern Bernauer und McGrath mögliche Erklärungen dafür, dass sie keinen Effekt der unterschiedlichen Begründungen fanden. Es könne beispielsweise sein, dass viele Probanden bereits "vorbehandelt" gewesen seien - dass sie also durch die lang anhaltenden und intensiven öffentlichen Klimadebatten sowieso schon alle Argumente kannten, die dann im Experiment an ihnen und ihren Mit-Probanden getestet wurden. Das Konfrontieren verschiedener Testpersonen mit jeweils unterschiedlichen Begründungen hätte deshalb womöglich gar keine unterschiedlichen Grade von Informiertheit erzeugt - und somit auch kaum Unterschiede.

Jedenfalls seien weitere Studien nötig, bevor man sicher etwas über die Wirksamkeit des "Reframing" sagen könne, so die Autoren. Vorerst warnen sie davor, sich in Klimaschutzdebatten auf die positiven Nebeneffekte zu konzentrieren, wie es bisweilen gefordert wird. Ihrer Ansicht nach wäre es zu riskant, auf neue Argumente mit unsicherer Wirksamkeit zu setzen - denn darunter könnte die Aufmerksamkeit für den Haupteffekt von Klimaschutz leiden, nämlich das Verringern der erheblichen Gefahren, die durch einen ungebremsten Klimawandel drohen.

tst