Wieviele heiße drückend heiße Sommertage sind Ende des Jahrhunderts in Karlsruhe zu erwarten? Wie könnte sich die Weizenernte in Mecklenburg entwickeln? Mit wievielen Zentimeter Schnee kann man in einem durchschnittlichen Jahr im Bayerischen Wald rechnen? Fragen wie diese beantwortet das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) mit seinem neuen Online-Portal klimafolgenonline-bildung.de. Für verschiedene Zeiträume, Regionen und Sektoren lässt sich damit simulieren, was bei einem ungebremsten Klimawandel für Deutschland zu erwarten ist - und was bei einem Klimawandel, der infolge weitreichender Klimaschutzbeschlüsse weniger stark ausfällt.

Unterzeile; Quelle: Screenshot klimafolgenonline-bildung.de

Das Portal bietet einerseits Basisdaten zur Klimaentwicklung, also zum Beispiel zu Temperaturen und Niederschlägen. Andererseits enthält es Daten zu einzelnen Wirtschaftssektoren wie der Landwirtschaft (zum Beispiel Ernteerträge für bestimmte Ackerpflanzen oder den Beginn der Weinlese), der Forstwirtschaft (Waldbrandgefahr oder Trockenheitsrisiken für Buche, Fichte, Kiefer und andere Baumsorten) oder dem Tourismus (Anzahl der Badetage oder der Schneetage). Die Daten können für die ganze Bundesrepublik betrachtet werden oder bis hinunter zur Ebene einzelner Landkreise. Simuliert werden kann die Entwicklung bis zum Jahr 2100. Basis der Klimaprognosen sind die Emissionsszenarien des IPCC und moderne Klimamodelle des PIK.

"Der Klimawandel ist auch in Deutschland Realität"

"Der Klimawandel ist auch in Deutschland Realität", sagt PIK-Projektleiterin Ines Blumenthal. Das neue Portal richtet sich besonders an Schülerinnen und Schüler, für sie und für die Lehrer gibt es begleitendes Unterrichtsmaterial. Die Bedienung der interaktiven Plattform ist etwas kompliziert, wird aber in einem Anleitungsvideo detailliert und verständlich erklärt.

"Zwar sind die Folgen des Klimawandels hierzulande weniger dramatisch als in anderen Weltregionen", erklärt Hermann Lotze-Campen, Leiter des PIK-Forschungsbereichs Klimawirkung & Vulnerabilität. Doch wenn der weltweite Ausstoß an Treibhausgasen nicht gebremst wird, sei auch hierzulande bis Ende des Jahrhunderts eine durchschnittliche Erwärmung um drei bis vier Grad Celsius zu erwarten. Die Folgen dürften beträchtlich sein: In vielen Regionen muss mit einem Anstieg der Zahl heißer Tage gerechnet werden und Folgen für die menschliche Gesundheit gerechnet werden. Häufigere Dürrephasen und mehr Starkregen können zu Missernten, Waldbränden und Hochwasserschäden führen.

Toralf Staud