In London trifft sich diese Woche das Marine Environment Protection Committee der UN-Schifffahrtsorganisation IMO. Was wie eine Routinemeldung klingt, ist ein entscheidender Termin für den Klimaschutz im Schiffsverkehr. Dieser ist für rund drei Prozent der weltweiten Emissionen an Treibhausgasen verantwortlich. Und für die kommenden Jahrzehnte wird ein weiterer Zuwachs erwartet – um das Weltklima zu stabilisieren müssen jedoch die Emissionen drastisch sinken.
Welche Möglichkeiten es dafür gibt und wie es um deren Verwirklichung steht, erörtert ein neuer Text in unserem Ressort „Was nützt?“ Bisher ist die Schifffahrt höchst abhängig von fossilen Brennstoffen. Für einen Teil des Verkehrs besteht die Aussicht, dass batterie-elektrische Antriebe in den kommenden Jahrzehnten die traditionellen Schiffsdiesel ersetzen. Auch Segel können zur Dekarbonisierung beitragen, daneben wird an CO2-armen Nuklearantrieben oder einer Abscheidung von Kohlendioxid aus Schiffsabgasen geforscht.

Batterie-elektrische Antriebe sind eine Klimaschutzoption für einen Teil des Schiffsverkehrs – die chinesische Reederei Cosco zum Beispiel zum Beispiel setzt E-Frachter bereits auf der rund 300 Kilometer lange Strecke Jiangsu-Shanghai auf dem Jangtse ein; Foto: Cosco Shipping
Eine relativ einfach machbare Lösung wäre der Ersatz von Schweröl durch Biokraftstoffe. Doch sind die (auch weil sie Emissionen aus veränderter Landnutzung verursachen) viel weniger klimaschonend als oft gedacht. Ein Wechsel zu Flüssig-Erdgas (LNG) ist ebenfalls keine Lösung, weil dabei laut Einschätzung des IPCC lediglich Emissionssenkungen von rund zehn Prozent erreicht werden können. Das wichtigste Mittel für Klimaschutz im Schiffsverkehr sind daher nach einhelliger Einschätzung der Forschung alternative Kraftstoffe wie Ammoniak, Methanol oder E-Diesel, hergestellt auf Basis von grünem Wasserstoff.
Der Anteil fossiler Brennstoffe beim Antrieb von Schiffen liegt bis heute bei 99 Prozent, die globale Schiffsflotte trägt drei Prozent zum menschengemachten Ausstoß an Treibhausgasen bei
Womit wir wieder bei der Sitzung des IMO-Ausschusses in London wären: Bisher und wohl auch noch für längere Zeit sind Treibstoffe auf Basis grünen Wasserstoffs erheblich teurer als die fossilen. Um den Wandel voranzubringen, hat die IMO in jahrelangen Verhandlungen ein sogenanntes „Netto-Null-Rahmenwerk“ ausgearbeitet. Es sieht ab 2028 einerseits Abgaben auf den CO2-Ausstoß von Schiffen vor – andererseits sollen mit den Einnahmen Investitionen in klimaschonende Technologien gefördert und diese damit billiger gemacht werden. Doch Ölförderländer wie Russland oder Saudi-Arabien leisten Widerstand, zuletzt haben auch die USA Druck gemacht gegen das Paket. Und die Entscheidung soll diese Woche in London fallen.
Verzicht auf fossile Energieträger senkt den CO2-Ausstoß der Schifffahrt auf gleich zweifach
Unser Artikel mit dem Titel „Wie kann die Schifffahrt klimaschonend(er) werden?“ ist wie immer in übersichtlicher Frage-Antwort-Form, in allgemeinverständlichen Worten und streng auf Basis wissenschaftlicher Quellen verfasst. (Weitere Hintergründe zu den Qualitätsstandards unserer "Was nützt?"-Texte finden Sie hier.) Er ist übrigens schon Text Nummer 16, den wir seit Start des Ressorts im vergangenen Jahr veröffentlichen. Gefördert wird das Projekt von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt und der Marga und Kurt Möllgaard-Stiftung.
Möglichst bald auf fossile Treibstoffe zu verzichten, senkt die Emissionen von Schiffen übrigens gleich auf zweierlei Weise: Zum einen, weil sie dann selbst weniger Treibhausgase ausstoßen. Zum anderen wird durch eine konsequente Energiewende einen erheblichen Teil des weltweiten Schiffsverkehrs überflüssig; der Transport von Erdöl, Erdgas oder Kohle macht laut IMO-Daten nämlich bisher zwischen 30 und 40 Prozent der globalen Transportleistung von Schiffen aus.
red