Eigentlich ist das ja eine sehr naheliegende Frage: Wie fühlt man sich als Forscher, der Tag für Tag mit Nachrichten über das Klima konfrontiert ist? Können die Wissenschaftler eigentlich noch ruhig schlafen? Wie geht man mit dem möglichen Weltuntergang um? Das US-Männermagazin Esquire hat in seiner August-Ausgabe eine lange und tiefgründige Reportage dazu veröffentlicht.

Autor John Richardson hat für den Text weltweit führende Klimaforscher besucht: Michael Mann, der von Klimaleugnern mit Morddrohungen überschüttet wurde und von Kollegen erzählt, die nahe am Selbstmord waren. Die Biologin Camille Parmesan, die ihrer Heimat Texas den Rücken gekehrt hat, weil sie die Anfeindungen nicht mehr ertragen hat. Den Glaziologen Jason Box, der angesichts neuer Forschungsergebnisse zu Methanemissionen nicht anders konnte, als zu twittern: „Wir sind am Arsch“. Richardson schreibt über Wissenschaftler, die Angst um ihre Kinder haben. Die irgendwann so fassungslos waren über die Untätigkeit der Öffentlichkeit, dass sie ihre Arbeit unterbrachen und erstmal Psychologie studierten. Die überlegen, sich ein Grundstück in Grönland zu kaufen, weil es dort in einer sich erhitzenden Welt wohl immer noch am kühlsten sein wird.

Seit Jahrzehnten, so Richardson, führen Klimaforscher ein „surreales Leben“: Immer weiter wachse der Berg von Belegen dafür, dass eine katastrophale Erderwärmung droht – aber die Gesellschaft reagiert nicht, jedenfalls kaum. Und neuerdings wird ihnen auch noch in kommunikations­wissenschaftlichen Studien davon abgeraten, die düstere Zukunft allzu konkret beschreiben – denn dies paralysiere das Publikum. „Aber Strategie ist die eine Sache, Wahrheit die andere.“

tst