Kaum etwas ist bei Forschern so beliebt, um ihr Wissen mitzuteilen, wie Fachkonferenzen. Doch in der breiten Öffentlichkeit kommt meist wenig von ihnen an. Mit etwas Glück berichten ein paar Medien - ansonsten aber ähneln Konferenzen meist einem Raumschiff, das in fremder Umgebung landet. Und bald wieder abhebt.

Als sich im vergangenen November in Coeur d'Alene im US-Bundessstaat Idaho hunderte Klimaexperten zur jährlichen "Northwest Climate Conference" trafen, wollten die Veranstalter etwas Neues ausprobieren: Neben dem üblichen Programm voller Vorträge, Posterausstellungen und Abendempfängen gab es gezielte Angebote für die lokale Öffentlichkeit. In einem Aufsatz im Bulletin of the American Meteorological Society berichten die Organisatoren um den Geografie-Professor Jeffrey Hicke nun von ihren Erfahrungen.

Auf der einen Seite organisierten sie "Outreach"-Veranstaltungen: Sieben Referenten, die ohnehin für die Tagung angereist waren, gaben Vorträge in lokalen Schulen oder bei örtlichen Vereinen wie dem Rotary Club. Im Vorfeld wurden die Referenten beraten, wie Klimakommunikation mit Laien am besten funktioniert. Und um nicht nur ein Publikum zu erreichen, das sich ohnehin für den Klimawandel interessiert, wurden die Vorträge in den regulären Unterricht eingebaut oder bei den örtlichen Vereinen in die turnusmäßigen Treffen statt separat zu ihnen eingeladen. Insgesamt habe man rund 1.200 Personen erreicht, vom Grundschüler bis zum Rentner; und das Feedback sei positiv gewesen, berichten die Veranstalter. Für eine detaillierte Untersuchung jedoch, etwa eine Vorher-Nachher-Befragung des Publikums, hätten die Ressourcen gefehlt.

Ein sorgfältig geplanter Vortrag für die lokale Jagd- und Angel-Community

Auf der anderen Seite gab es sogenannte "Inreach"-Aktivitäten: Die lokale Öffentlichkeit wurde in die Konferenz selbst eingeladen. So nahmen gut zwei Dutzend Highschool-Studenten an diversen Fachvorträgen teil; um die Hemmschellen zu senken, wurden sie den ganzen Tag (und auch zum Mittagessen) von jugendlichen Mentoren betreut. Daneben gab es einen öffentlichen Abendvortrag, dessen Thema und Ton wohlüberlegt wurde: "Coeur d'Alene hat eine große und einflussreiche Jagd- und Angel-Community", berichten die Autoren. "Wir wollten einen konstruktiven Dialog mit dieser Gruppe eröffnen, die häufig widerwillig darin ist, die Realität des Klimawandels anzuerkennen."

Der Titel des Vortrags lautete schließlich: "Die Implikationen des Klimawandels für Fischerei und Jagd im Pazifischen Nordwesten". Bei der Werbung in der Presse, im Radio und im Internet wurde "sorgfältig auf eine Wortwahl geachtet, die eine breite Öffentlichkeit anspricht statt die tiefsitzenden politischen Polarisierungen zum Klimawandel zu aktivieren": Es wurde die Zukunft der Lebensräume für Wildtiere und Fische betont und die Rolle, die die Öffentlichkeit bei deren Schutz spielen kann. Als Referent trat ein älterer Naturschützer auf, der selbst seit Jahrzehnten jagt und angelt. Letztlich kamen rund 300 Leute zu dem Vortrag, und die Lokalzeitung berichtete hinterher auf ihrer Titelseite.

Um die breite Öffentlichkeit zur erreichen, so der Rat der Autoren, sei der Blick auf lokale Folgen des Klimawandels am besten geeignet. Und im ländlich geprägten und strukturell konservativen Idaho sei Wissenschaftskommunikation sicherlich besonders wichtig, weil dort noch weniger Leute als im US-Durchschnitt den menschengemachten Klimawandel akzeptieren. Doch auch anderswo sei eine solche Öffentlichkeitsarbeit sinnvoll, lautet das Plädoyer der Autoren: "Wir möchten die Veranstalter künftiger Klimatagungen stark dazu ermutigen, selbst über eine oder mehrere der geschilderten Outreach- und Inreach-Aktivitäten nachzudenken."

tst