Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Klimaschutzmanager in Behörden oder Unternehmen, Mitarbeiter von Nichtregierungsorganisationen - wohl jede und jeder, der in der Klimakommunikation aktiv ist, kennt diese Erfahrung: Man vermittelt Fakten, Fakten, Fakten. Und man hat auch den Eindruck, dass diese bei vielen Menschen ankommen, sie also eigentlich eine Menge wissen über den Klimawandel, seine Ursachen und seine Folgen. Und dennoch werden nur relativ wenige Leute aktiv.

Praktiker ärgern sich oft hierüber. Sie haben (meist unbewusst) das sogenannte "Informations-Defizit-Modell" im Kopf: Wenn jemand nicht das tut, was aufgrund bestimmter Informationen rational wäre, dann liege das bestimmt an einem Mangel an Informationen.

Psychologen wundert die Kluft zwischen Wissen und Handeln nicht

Eine Kluft zwischen Wissen und Handeln gibt es übrigens auch bei vielen anderen Themen jenseits des Klimawandels. Und Umwelt- und Sozialpsychologen wundert diese Kluft überhaupt nicht. Neben den Informationen, die eine Person hat oder bekommt, haben nämlich noch viele andere Faktoren einen Einfluss darauf, ob jemand aktiv wird. Dies können zum Beispiel individuelle Erfahrungen der Person sein, ihre Wertvorstellungen und (politische) Identität oder auch die persönliche Einschätzung, ob der Klimawandel sie selbst betrifft oder eigene Handlungen überhaupt irgendwelche Folgen haben - konkret: Ob man überhaupt etwas gegen den Klimawandel tun kann.

Gemeinsam mit Torsten Grothmann, Psychologe an der Universität Oldenburg und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats von klimafakten.de, haben wir wichtige Einflussfaktoren für Klimahandeln zusammengetragen und in einer Infografik dargestellt. Manche davon können Klimakommunikatoren beeinflussen, andere nicht - doch in jedem Falle dürfte es hilfreich sein, sie sich bewusstzumachen.

Informationen allein bringen niemanden dazu, in Sachen Klimawandel aktiv zu werden - in unserer Infografik haben wir wesentliche weitere Faktoren zusammengestellt

Übrigens: Einer der Faktoren, warum Menschen nicht aktiv werden, ist die Orientierung am sozialen Umfeld. So folgen viele Menschen dem, was Menschen um sie herum tun - und wenn sie dort wenig Einsatz beim Klimaschutz sehen, ist das zumindest kein Anreiz, selbst aktiv zu werden. Deshalb macht es übrigens auch einen Unterschied ob wir (wie weiter oben im Text) schreiben: "Es werden nur relativ wenige Leute aktiv." Oder ob wir mit leicht anderem Akzent schreiben: "Bei vielen Menschen kommt es auf die Art der Ansprache an, damit sie aktiv werden."

Eine pdf-Version der obenstehenden Grafik können Sie hier herunterladen.
Eine Schwarz-Weiß-Version finden Sie hier.

Und falls Sie es genauer wissen wollen, können Sie mehr zum Thema in diesem Fachaufsatz nachlesen:
Grothmann, Torsten (2017): Psychologische Eckpunkte erfolgreicher Klima(schutz)kommunikation, in: López, Irene (Hrsg.): CSR und Wirtschaftspsychologie. Psychologische Strategien zur Förderung nachhaltiger Managemententscheidungen und Lebensstile (S. 221-240). Berlin: Springer

Carel Mohn, Toralf Staud