Antje Jackelén, 1955 geboren in Herdecke/Ruhr, studierte Theologie in Bielefeld-Bethel, Tübingen und im schwedischen Uppsala. 1980 wurde sie als Pastorin der Evangelisch-lutherischen Kirche Schweden ordiniert. Danach promovierte sie in Theologie an der Universität Lund und war als Professorin unter anderem in Lund und Chicago tätig. 2007 wurde sie zur Bischöfin von Lund gewählt, 2013 zur Erzbischöfin der Schwedischen Kirche. Anlässlich des 500jährigen Reformationsjubiläums feierte sie 2017 zusammen mit Papst Franziskus einen Gottesdient in Lund. 

1. Nennen Sie bitte eine Sache, die Ihnen persönlich wirklich sehr, sehr am Herzen liegt – und die Sie durch den Klimawandel gefährdet sehen.

Die Zukunft unserer Enkelkinder und deren Enkelkinder …

2. Wann und mit wem haben Sie zuletzt – jenseits Ihres Jobs – über den Klimawandel gesprochen?

Schwer zu sagen, da bei mir so gut wie alles mit meinem Beruf zusammenhängt. Kürzlich in einem Podiumsgespräch vor etwa tausend Menschen, arrangiert von einer der führenden Tageszeitungen in Schweden. Daran war so gut, dass wissenschaftliche Fakten, Angst und Sorgen sowie Zorn und Hoffnung gleichermaßen zur Sprache kamen. Ich glaube, das hat dann auch ganz konkret Mut und Handlungskraft freigesetzt.

3. … und mit wem würden Sie sich gern einmal darüber unterhalten?

Der Papst gab vor drei Jahren seine Klimaenzyklika Laudato si heraus. Die Bischöfe der Schwedischen Kirche veröffentlichten vor vier Jahren ihren "Bischofsbrief" zum Klima. Ich würde gern mit Papst Franziskus überlegen, wie wir ökumenisch und auch interreligiös den Glaubensmut fördern können, den es nun im Großen wie im Kleinen braucht.   

4. Wenn Sie versuchen, Menschen mit dem Thema Klimawandel zu erreichen - hatten Sie schon einmal einen Aha-Effekt in der Frage, wie das am besten gelingt?

In unserem Bischofsbrief haben wir das Staunen über die Wunder der Schöpfung als guten Anfang der Erkenntnis hervorgehoben. Wir haben aber auch betont, dass unser Mitgefühl und die Fähigkeit, unsere Gesellschaften ökologisch, wirtschaftlich, sozial und existentiell haltbar zu organisieren, nicht mit der übrigen Entwicklung Schritt gehalten haben. Gerade deshalb müssen Wissenschaft, Politik, Wirtschaft, Kultur und Religion – eben alles, was Ausdruck menschlicher Würde ist – zusammenarbeiten. Es ist ein ermutigendes Zeichen, dass den geistlichen und existentiellen Aspekten allmählich etwas mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. 

5. Die Menschen, die Ihnen besonders nahestehen - könnten die zutreffend beschreiben, was Sie in Sachen Klimawandel tun?

Ich glaube schon!

6. Stellen Sie sich vor, Sie wären die Vorsitzende einer politischen Partei, die den Klimaschutz voranbringen will. Was wäre der Kampagnen-Slogan, mit dem Sie Ihre Wählerinnen und Wähler erreichen?

Als Erzbischöfin halte ich gebührenden Abstand zu politischen Parteien. Aber ich trage gern mit einem Wort aus der Bibel bei (aus dem Teil, den wir mit unseren jüdischen Geschwistern teilen): "Ich nehme Himmel und Erde heute über euch zu Zeugen: Ich habe euch Leben und Tod, Segen und Fluch vorgelegt, damit du das Leben erwählst und am Leben bleibst, du und deine Nachkommen" (5. Mose 30,19). Also: Wählt das Leben!

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