Hilft mehr und besseres Wissen weiter, um Menschen zu Klimaschutz zu aktivieren? Oder lenkt es gar von der schwierigen Motivation für Klimaschutz ab? Diese Frage beschäftigt Klima- und Sozialwissenschaftler seit vielen Jahren. Die klassische Auffassung von Wissenschaftskommunikation war und ist: Wenn die Leute nur mehr über den Klimawandel wissen, dann werden sie auch zu Klimaschutzmaßnahmen bereit sein - selbst wenn sie unbequeme Entscheidungen erfordern.

Eine ganze Reihe von Studien aber kam in den vergangenen Jahren zu dem Ergebnis, dass die Bereitschaft zu Klimaschutz eher durch grundsätzliche politische und ideologische Überzeugungen bzw. die kulturelle Identität von Menschen bestimmt wird als durch vermitteltes Wissen um den Klimawandel. Das Paradox, vor dem Wissenschaftskommunikation damit stünde, hat der Journalist Chris Money den “smart idiot effect" genannt hat: Unter Leuten, die den Klimawandel nicht wahrhaben wollen, führt ein höherer Bildungsgrad lediglich dazu, dass sie "schlauere Idioten" werden - sich also anspruchsvollere Begründungen (oder Verschwörungstheorien) dafür ausdenken, warum die wissenschaftlichen Erkenntnisse nicht stimmen können.

Ausschlaggebend ist das Wissen um die Ursachen

Allerdings wiesen andere Untersuchungen immer wieder darauf hin, dass ein Wissenszuwachs sehr wohl positive Effekte haben könne. Ein Team von Forschern aus der Schweiz und den USA versucht in einer Studie in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Nature Climate Change eine differenzierte Antwort: Ihnen zufolge kommt es auf die Art des Wissens an: "Höhere Grade des Wissens um die Ursachen des Klimawandels hängen mit einer höheren Sorge [um den Klimawandel] zusammen", so das Fazit. "Höhere Grade des Wissens über die physikalischen Charakteristika des Klimawandels hatten entweder keinen signifikanten oder gar einen negativen Effekt."

Viele der bisherigen Studien zum Thema hätten die Variable "Wissen" unzureichend erfasst, erklärt Joseph Arvai, Professor an der University of Michigan und einer der Autoren. Er und seine Kollegen Jing Shi, Vivianne Visschers und Michael Siegrist von der ETH Zürich haben deshalb knapp 2.500 Personen aus China, Deutschland, Großbritannien, Kanada, der Schweiz und den USA nach ihrem spezifischen Wissen über die physikalischen Grundlagen, die Ursachen und die Folgen des Klimawandels befragt. Die beiden letzteren Aspekte, so das Ergebnis, seien der Schlüssel für eine höhere Klimaschutzbereitschaft. 

Nun sind jedoch gerade die Ursachen und Folgen des Klimawandels zwei Aspekte, bei denen die Abwehr gegen Erkenntnisse der Klimaforschung besonders stark ist. Viele Kritiker der Wissenschaft bestreiten bekanntlich weniger, dass es einen Klimawandel gibt - sondern dass menschliche Aktivitäten die Hauptursache sind.  Darüber allerdings, wie das Wissen um Ursachen und Folgen des Klimawandels besser vermittelt werden kann, sagt die aktuelle Studie nichts. Sie betont aber: "Anders als manche Forscher behaupten, ist es keine verlorene Mühe, das öffentliche Wissen um den Klimawandel zu heben."

tst