Willkommen in der dritten Ausgabe des Manometer!, dem Format von Klimafakten und DER STANDARD. So wie das namensgebende Gerät den Druck von Gasen und Flüssigkeiten misst, zeigen wir den gesellschaftlichen Druck in der Klimadebatte im Dezember an.
Unser Manometer! ist dabei so aufgebaut:
- Im "Durchblick" sortieren wir aktuelle politische Entwicklungen und Debatten aus der Perspektive ein, was daraus für die Kommunikation zu Klimathemen folgt.
- Im zweiten Abschnitt namens "Überblick" sammeln wir beispielhafte Ansätze, wie man Druck aus der klimapolitischen Debatte nehmen kann, um Lösungen zu erleichtern.
"Manometer!"-Durchblick
Vor zehn Jahren gelang nach zähen Verhandlungen der Durchbruch zu einem historischen Dokument. Im Konferenzzentrum des Pariser Vororts Le Bourget schmiedeten Diplomat:innen aus aller Welt am 12. Dezember 2015 das Pariser Übereinkommen, das vorsah, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen. „Es war wie eine Befreiung“, erinnern sich Beteiligte heute an diese Aufbruchstimmung, die weltweit Klimabewegungen befeuerte und politische Programme wie den EU Green Deal prägte.
„Was mich wie Sie beeindruckt hat, waren die Minister. Das sind ja normalerweise recht ruhige, manchmal etwas ernste Leute. Und da umarmten sie sich auf einmal. Sie sprangen in die Luft“, erzählte dieser Tage Laurent Fabius, der damalige französische Außenminister und Verhandlungsführer, in der ARD-Tagesschau. "Es war der Höhepunkt meiner Laufbahn im Ministerium", erinnert sich im STANDARD der ehemalige Leiter der klimapolitischen Abteilung im österreichischen Umweltministerium, Helmut Hojesky. "Diese Stimmung war einfach unbeschreiblich."
Blick auf Paris vom ... nein, nicht vom Klimagipfel, sondern von der Aussichtsplattform des Hochhauses 'Tour Montparnasse'; Foto: Joe de Sousa/WikimediaCommons
Doch die Euphorie von damals ist zehn Jahre später verklungen. Der politische Wind in der EU scheint gedreht zu haben: Wichtige Pfeiler wie die Entwaldungsverordnung, das Lieferkettengesetz und die Klimaziele für 2040 wurden zuletzt verschoben, abgeschwächt oder mit neuen Ausnahmeregelungen versehen. Besonders im Fokus steht der Streit um die Klimavorgaben für die Autoindustrie: Eine Woche vor Weihnachten schlug die EU-Kommission vor, die Klimaziele für die Autoindustrie aufzuweichen. Der Entscheidung war intensives Lobbying und politischer Druck einiger EU-Mitgliedstaaten vorangegangen, an deren Spitze Deutschland und Österreich standen.
Bei genauerem Hinsehen zeigt sich: Der Eindruck eines totalen klimapolitischen Rückzugs kann täuschen. Während die Debatten in Deutschland, Österreich und Brüssel oft auf einer rein rhetorisch-performativen Ebene geführt werden, um kurzfristige politische Signale zu senden, ist die globale Realität eine andere: So explodieren etwa die Zulassungszahlen in der Elektromobilität weltweit, was den tatsächlichen Marktdruck aufrechterhält – weitgehend unabhängig von den aktuellen Diskussionen in Europa.
Framing: Wenn Begriffe die Wahrnehmung in der Verbrenner-Debatte verschieben
Dennoch steckt Sprengkraft in dieser Debatte, die einmal mehr die Macht des sogenannten Framings zeigt: Begriffe setzen den Rahmen für eine gesellschaftliche Diskussion über ein Thema. Am Beispiel der Auto-Debatte lässt sich dies in der klimapolitischen Debatte exemplarisch nachzeichnen.
Gerade in Deutschland und Österreich hat die Autoindustrie für die Wirtschaft eine besonders hohe Bedeutung – und laut dem deutschen Verband der Automobilindustrie (VDA) ist die Branche in eine Schieflage geraten. Als Reaktion auf diese Situation legte der VDA im Juni einen „Zehn-Punkte-Plan für eine klimaneutrale Mobilität“ vor. Darin heißt es gleich zu Beginn: „Die deutsche Automobilindustrie steht zu den Pariser Klimazielen und treibt die Transformation zu CO2-neutralen Antrieben entschlossen voran“, nur um wenige Zeilen später „eine Anpassung des Reduktionsziels auf – 90 Prozent ab 2035“ zu fordern.
Übersetzt hieß das: Dieser Plan für eine proklamierte „klimaneutrale Mobilität“ sah tatsächlich eine Abschwächung der Klimavorgaben für die Autoindustrie vor. Die Abschwächung der Ziele könnte den deutschen Herstellern einen kurzfristigen Vorteil verschaffen, erklärte der unabhängige Autoanalyst Jürgen Pieper im ZDF: „Weil der Umstieg etwas verlangsamt würde und die Industrie mit Verbrennern einfach noch deutlich mehr Geld verdient“.
Die Kommunikationsstrategien der Auto-Lobby
Das Lobbying der Industrie führte den Begriff „Verbrenner-Verbot“ ein, der fälschlicherweise suggeriert, dass diese Technologie als solche verboten wurde. Tatsächlich sah der einstige EU-Beschluss lediglich vor, ab 2035 nur noch Neuwagen zuzulassen, die das Klima nicht schädigen. Alle bis dahin auf die Straßen gekommenen Verbrenner blieben unberührt.
Im Herbst 2025 versprach der deutsche Kanzler Friedrich Merz (CDU) nach dem Autogipfel im Kanzleramt, gegen das „Verbrenner-Verbot der EU“ mobil zu machen. Selbst Medien wie die Deutsche Presse-Agentur und DIE ZEIT übernahmen dieses Framing. Im Dezember verriet der EVP-Chef und EU-Parlamentsabgeordnete Manfred Weber exklusiv dem Boulevardblatt Bild, das „Aus fürs Verbrenner-Aus“ sei beschlossene Sache.
„Wird das sogenannte ‚Verbrenner-Aus‘ mit einem ‚Technologieverbot‘ gleichgesetzt, dann suggeriert das, es seien nach den bisherigen Plänen ab 2035 nur mehr E-Autos zugelassen, was faktisch falsch ist. Bewusst eingesetzt, zielt diese Verknüpfung darauf ab, dass CO2-ausstoßende Autos weiterhin erlaubt bleiben“, analysiert das österreichische Kontext-Institut, das sich mit Klimafragen auseinandersetzt. Für den Thinktank ist der Fall „Verbrenner-Aus“ aufgrund der Kombination aus Desinformation und Scheinlösungen ein anschauliches Beispiel dafür, „wie wichtige politische Maßnahmen verschleppt werden – zum Schaden des Klimas und der Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Industrie“.
Verhieß der Kampf gegen die Klimakrise vor zehn Jahren im Konferenzzentrum des Pariser Vororts Le Bourget die Rettung der Welt, so haben mächtige Spieler aus Politik und Wirtschaft diesen in der Auto-Frage zur Bedrohung für die Wirtschaft umgedeutet. „EU-Kommission zieht die Notbremse: ‚Verbrennerverbot 2035 vom Tisch‘“, titeln die Oberösterreichischen Nachrichten. „Autobranche kann aufatmen“, jubelt Bild. Zehn Jahre nach Paris klingt ein Rückschritt fürs Klima plötzlich wie ein Erfolg.
Die November-Bilanz
Auch wenn die Erinnerungen an den Pariser Vertrag in diesen Tagen wieder aufgelebt sind, ist der Trend ein anderer: Insgesamt ist zumindest das mediale Interesse am Klima selbst geschwunden. Zwar stieg die Anzahl der Artikel im November über den Klimawandel in Zeitungen weltweit im Vergleich zum Oktober um fast ein Viertel. Das hat das an der University of Colorado Boulder beheimatete „Media and Climate Change Observatory“ (MeCCO) ausgewertet, das weltweit 131 Medien in 59 Ländern beobachtet. Doch der Eindruck sollte nicht täuschen.
Denn generell ist der November – in dem meist die jährliche Weltklimakonferenz stattfindet – ein starker Monat für die Klimaberichterstattung. Sieht man sich die langfristige Auswertung an, so ist das mediale Interesse in diesem Jahr deutlich niedriger als in den vorangegangen. „Im Vergleich zum November 2024 ging die Berichterstattung im November 2025 um 24 Prozent zurück“, heißt es in der MeCCO-Auswertung.
Berichterstattung über den Klimawandel in Printmedien in sieben Regionen der Welt, von Januar 2004 bis November 2025; Quelle: MeCCO.
Wer sich die Grafik ansieht, erkennt allerdings auch, dass die Aufmerksamkeit in Wellen verläuft. Klima bewegt die Menschen nach wie vor, wie Umfragen zeigen und wir im Manometer! bereits ausführlich beschrieben haben. Wie man den Diskurs wieder voranbringen kann, verrät unser Überblick im Dezember.
"Manometer!"-Überblick
Tipps und Ratgeber
Endlich ist er da! Der interaktive Leitfaden für Klimakommunikation steht ab sofort zusammen mit einem Toolkit und Praxisbeispielen zum Download bereit. Während der einjährigen Projektlaufzeit wurden die Bedarfe und Erfahrungen mittlerer und kleiner Kommunen in Baden-Württtemberg in Interviews und Workshops erhoben und in einen praxisorientierten Ratgeber für wirksame Klimakommunikation überführt. Was besonders ist: In die Entwicklung flossen nicht nur die Perspektiven kommunaler Akteur:innen ein sondern auch die Expertise erfahrener Organisationen der Klimakommunikation, darunter die Umweltakademie Baden-Württemberg (Herausgeberin), die Landesenergieagentur Baden-Württemberg, CO2-Online, Klimafakten und Reflekt. Die Akademie für Natur und Umweltschutz Baden-Württemberg bietet außerdem in Kooperation mit Klimafakten Trainings auf Basis des Leitfadens an.
Hier geht’s zum Download von Leitfaden und Toolkit: https://umweltakademie.baden-wuerttemberg.de/klimakommunikation-baden-württemberg
Anmeldung zum nächsten Training für Klimakommunikation: Übers Klima sprechen, 5.-6. Februar / 2. März 2026 in Stuttgart
Windenergie-Kommunikation – Gute Gründe weitervermitteln
Im Sommer wurde ein weiterer Leitfaden für Klimakommunikation veröffentlicht, der besonders in der Debatte um Windenergieprojekte hilfreich ist. Die Kommunikationshilfe der Fachagentur Wind und Solar richtet sich an alle, die für Windenergie begeistern möchten – von Bürgermeister:innen über Fachberater:innen bis hin zu Planungsbehörden. Sie bietet konkrete Tipps zur Kommunikation, geht auf die Rolle von Emotionen und Informationen ein und liefert praxisnahe Beispiele. Trotz der breiten Zustimmung in Deutschland für den Ausbau der Windenergie, dominieren oft Bedenken und Ablehnung in der öffentlichen Diskussion. Der Leitfaden soll helfen, diese Hürden zu überwinden und eine konstruktive Diskussion zu fördern.
Hier geht’s zum Download der Kommunikationshilfe: Leitfaden Fachagentur Wind Solar
Ergänzender Download der Kompaktveröffentlichung „Windenergie und Landschaftsbild“
Weiterbildung „Wirksame Klimakommunikation“
Sie wissen bereits viel über Klimakommunikation? Und wollen noch mehr wissen – um das Wissen dann auch an andere weiterzugeben? Diese fünftägige Weiterbildung befähigt Sie, empathisch, effektiv und aktivierend über Klimaschutz zu kommunizieren und Menschen und Zielgruppen in Ihrem eigenen Umfeld wirksam zu erreichen. Es werden fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse, erprobte Methoden und jahrelange Praxiserfahrung kombiniert.
Informationen und Anmeldung zur Weiterbildung in Bremen, 23. bis 27. März 2026
Neuigkeiten aus der Forschung
Aktuelle PACE-Studie: Befragte wünschen sich mehr Klimapolitik
Die aktuellen Ergebnisse des Planetary Health Action Survey (Pace-Studie) zeigen, dass es unter den Befragten in Deutschland weiterhin einen hohen Wunsch nach mehr Klimaschutz durch Parteien und Regierung gibt. Ihrer Wahrnehmung nach ist das Klimaschutzengagement der Bundesregierung seit der Ampelkoalition hin zur schwarz-roten Koalition leicht gesunken. Gleichzeitig ist die Handlungsbereitschaft – insbesondere die politische Beteiligung – im Vergleich zu früheren Erhebungen leicht zurückgegangen. Die Ergebnisse zeigen: Um die Handlungsbereitschaft und politische Beteiligung unter der Bevölkerung aufrecht zu erhalten, braucht es aktiven Klimaschutz und eine aktiv geführte lösungsorientierte Debatte durch die politischen Parteien und die aktuelle Regierung.
Quelle: Institute for Planetary Health Behaviour (IPB), Universität Erfurt, Erhebung November 2025.
Zusammenfassung der Ergebnisse mit Foliensatz: https://projekte.uni-erfurt.de/pace/summary/28/
Interaktive Verläufe über die Zeit (2022-2025) und Unterschiede zwischen Gruppen: https://projekte.uni-erfurt.de/pace/explorer/
Fundstück des Monats
30 Stimmen zur Frage: Was taugt das 1,5 Grad Ziel noch?
Vor zehn Jahren bekannte sich die Welt mit dem Pariser Abkommen zum Klimaschutz. Zum Jubiläum hat das digitale Schweizer Magazin Republik 30 Persönlichkeiten aus Politik, Praxis, Forschung, Klimaschutz sowie Medien und Kultur gefragt, welche Erzählungen die nächsten zehn Jahre prägen werden.
Viel Vergnügen beim Stöbern: https://www.republik.ch/2025/11/08/was-taugt-das-1-5-grad-ziel-noch
Good-Practice Klimakommunikation
„Bis 2040 Treibhausgase um mindestens 90 Prozent mindern. So kann es gehen!“
Dieses neue Positionspapier des Umweltbundesamtes zeigt, wie Behördenkommunikation den Fokus von der bloßen Problemanalyse hin zur aktiven Gestaltung verschieben kann. Unter dem motivierenden Untertitel „So kann es gehen!“ entwirft das Papier eine konkrete Roadmap, die den massiven Handlungsdruck nicht ignoriert, sondern in machbare Etappen für alle Sektoren übersetzt. Besonders wertvoll für die Klimakommunikation ist die konsequente Einteilung der Maßnahmen in „Fördern“ und „Fordern“: Dieser Ansatz schafft Transparenz über notwendige Zumutungen, betont aber gleichzeitig die staatliche Verantwortung für Unterstützung und soziale Flankierung. In ihrem nur 48-seitigen Papier zeigen die Autor:innen auf, durch welche Maßnahmen in den nächsten zwei Jahrzehnten die Sektoren Energiewirtschaft, Verkehr, Industrie, Gebäude, Landwirtschaft und Abfallwirtschaft ihre Emissionen mindern könnten. Indem die Behörde potenzielle Konfliktfelder frühzeitig benennt und Klimaschutz als „gesellschaftliche Transformationsaufgabe“ mit dem Ziel konstruktiver Aushandlungsprozesse rahmt, nimmt es der Kommunikation den Tenor eines bloßen Krisenalarms und liefert eine lösungsorientierte Perspektive.
Kunst und Kultur
Die zehn besten Bücher zur Klimakrise: Alte Muster und neue Zugänge
Die Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen in Salzburg hat jüngst zehn Bücher zur Klimakrise vorgestellt. Einleitend beschreiben die Autor:innen: „Die diesjährigen Klimabücher sind gleichermaßen analytisch wie transformativ: Die Rechtspsychologin Julia Shaw zeigt ebenso wie die beiden Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres auf, warum der gesamtgesellschaftliche wie wirtschaftliche Umstieg zu einer nachhaltigen Lebensweise nach wie vor nicht geglückt ist und stellen dabei fest, es sind nicht nur Strukturen sondern insbesondere auch Individuen in Entscheidungspositionen, welche den Wandel ausbremsen. (…) Zusammenfassend zeigt sich gegenwärtig eine Gleichzeitigkeit von Veränderungsprozessen insbesondere in der subjektiven Wahrnehmung unserer Umwelt und großen Widerständen gegenüber dem tatsächlichen Umbau unserer Produktionsweisen.“
Hier geht’s zu den Buchvorstellungen aus Salzburg.
Good News
Einfachere Online-Buchungen für europäischen Zugverkehr
Im Sommer wurde angekündigt, dass der einfache Kauf von Online-Tickets über die Portale der Bahnunternehmen im Herbst 2026 für den europäischen Bahnverkehr möglich wird. Damit müssen Fahrgäste bei Buchungen von grenzüberschreitenden Verbindungen nicht mehr eine physische Verkaufsstelle zu besuchen. Ein Anfang ist geschafft: Mit dem neuen Fahrplanwechsel der Deutschen Bahn ist es seit dem 14. Dezember immerhin möglich, neben Tickets der SBB und ÖBB auch Fahrkarten der SNCF sowie Eurostar direkt auf bahn.de oder im DB Navigator zu buchen.
Mehr unter: https://www.bahn.de/info/neue-angebote
Neuigkeiten aus der Forschung
„Breaking the Climate Silence”
Eine der einfachsten und wichtigsten Maßnahmen, die Menschen auf individueller Ebene zum Klimaschutz ergreifen können, ist über die Klimakrise zu sprechen. In der aktuellen Studie des amerikanischen Open-Access-Wissenschaftsjournals PLOS Climate zeigte sich allerdings, dass viele US-Amerikaner:innen vermeiden, mit ihrer Familie und Freunden Gespräche über den Klimawandel zu führen. Sie fürchten, polarisierende Debatten auszulösen. Das führt zu einer sogenannten „Klimastille”, obwohl eine Mehrheit in den USA davon überzeugt ist, dass die globale Erwärmung stattfindet (72 Prozent), sich darüber Sorgen macht (63 Prozent) und klimapolitische Maßnahmen unterstützt. Aber nur etwa ein Drittel der Amerikaner:innen spricht mit Freunden und Familie über die globale Erwärmung. Anhand von Daten aus drei Wellen der national repräsentativen Umfrage „Climate Change in the American Mind” haben die Forscher:innen festgestellt, dass Menschen eher mit Familie und Freunden über die globale Erwärmung sprechen, wenn sie:
- die globale Erwärmung als Risiko betrachten;
- sich Sorgen über die globale Erwärmung machen;
- den Eindruck haben, dass andere sich bemühen, die globale Erwärmung zu verringern;
- den Eindruck haben, dass ihre Mitmenschen es für wichtig halten, Maßnahmen zur Verringerung der globalen Erwärmung zu ergreifen;
- in den Medien von der globalen Erwärmung hören
Das bedeutet: Die „Klimastille“ ist kein Zeichen von Desinteresse, sondern das Ergebnis einer sozialen Fehleinschätzung. Wir schweigen nicht, weil uns das Thema egal ist, sondern weil wir fälschlicherweise glauben, mit unserer Sorge allein zu stehen – ein Phänomen, das die Forschung „pluralistische Ignoranz“ nennt. Das Schweigen bricht erst, wenn Klimaschutz als soziale Norm wahrgenommen wird. Private wie persönliche Klimakommunikation braucht Vorreiter:innen!
Weitere Ergebnisse der Studie hier.
Soziale Kipppunkte – Veränderung ohne Mehrheit
Kann Klimaschutz ansteckend sein? Unter bestimmten Bedingungen können soziale Kipppunkte disruptive Veränderungen erzeugen, die vielleicht eine schnelle Reduktion des Treibhausgasausstoßes doch noch möglich machen könnten. In einer kürzlich im Fachjournal Earth System Dynamics erschienenen Studie demonstriert die Klimaforscherin Ilona Otto mit einem Team vom Wegener Center der Universität Graz sowie Fachleuten aus den USA und Schweden, dass bereits 25 Prozent der Bevölkerung ausreichen könnten, um eine größere Mehrheit zur Übernahme sozialer Normen zu bewegen. Viele Menschen seien bereit, sich anzupassen. Ein Hindernis für eine positive Veränderung sieht sie allerdings in der „Atomisierung“ der Gesellschaft. Die Menschen tauschten sich zu wenig aus und blieben innerhalb ihrer kleinen Gruppen. „Es braucht gemeinsame Plätze, um in einen Austausch zu kommen.“
Der STANDARD berichtete hier.
Zur Studie geht's hier.
Dieser Text ist Teil unseres Projekts #DebattenKLIMA. Es will – möglichst praxisnah – der Frage nachgehen, wie gesellschaftliche und politische Debatten über Klimaschutz und Klimaanpassung so geführt werden können, dass sie möglichst viel dazu beitragen, die Emissionen auf Null herunterzubringen. Eine der besonders spannenden Fragen hierbei ist, wie dies auch dann gelingen kann, wenn sich wichtige gesellschaftliche Akteure (seien es politische Parteien, seien es reichweitenstarke Medien, seien es einzelne Interessengruppen) einem solchen Diskurs entziehen oder verweigern oder ihn gar aktiv torpedieren – aus welchen Motiven auch immer.
Im Rahmen des Projekts erscheint unter anderem die monatliche Rubrik Manometer! – hier beobachten und analysieren wir die klimapolitischen Debatten im deutschsprachigen Raum und gehen der Frage nach, wie man Druck aus der klimapolitischen Debatte nehmen kann, um Lösungen zu erleichtern. Eine weitere Rubrik ist die „Studie des Monats“, in der wir monatlich besonders wegweisende Ergebnisse der Sozialforschung zur Klimakommunikation vor – und beschreiben, was sich daraus ganz praktisch ableiten lässt für die tagtägliche Kommunikationsarbeit rund ums Klima. Hierbei arbeiten wir zusammen mit einem Forschungsteam um Michael Brüggemann, Professor für Kommunikationswissenschaft, Klima- und Wissenschaftskommunikation an der Universität Hamburg und langjähriger wissenschaftlicher Berater von Klimafakten.
Gefördert wird das Projekt #DebattenKLIMA von der Marga und Kurt-Möllgaard-Stiftung sowie der Naturstromstiftung.
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