Mit dem Wortspiel "Climate change is a man-made problem, and needs a feminist solution", hat die frühere irische Präsidentin Mary Robinson eine Kampagne gestartet, die Frauen in den Mittelpunkt rückt. Der Begriff "man-made climate change" lässt sich sowohl mit "menschengemachter Klimawandel" übersetzen als auch mit "männer-gemachter Klimawandel". Der zweite Halbsatz von Robinsons Aussage hingegen ist klar: Der Klimawandel brauche "eine feministische Lösung". Doch, fügte die 74-Jährige sofort hinzu, Feminismus bedeute nicht die Ausgrenzung von Männern. "Es geht darum, Frauen stärker einzubeziehen und ihre Rolle bei der Auseinandersetzung mit der Erderwärmung anzuerkennen."

Im Zentrum ihrer "Mothers of Invention" (zu deutsch etwa: "Mütter der Erfindung") genannten Kampagne sollen insgesamt fünf lange Podcasts stehen, die eben solche Mothers portraitieren – also Frauen, die an verschiedenen Orten der Welt Lösungen für das Problem der Erdüberhitzung voranbringen: Kämpferisch, subversiv, ausdauernd, am Alltagsleben von Menschen orientiert. Den Auftakt bildet ein Portrait von Frauen, die sich mit rechtlichen Mitteln gegen den Klimawandel wehren und beispielsweise ihre Regierungen verklagt haben, weil sie zu wenig für eine Senkung der Treibhausgasemissionen unternehmen.

Frauen sind besonders vom Klimawandel und seinen Folgen betroffen

Zum Start der Kampagne verwies Robinson auf zahlreiche Untersuchungen, denen zufolge insbesondere Frauen vom Klimawandel betroffen sind bzw. sein werden. Auch der Fünfte Sachstandsbericht des IPCC 2013/14 wies auf die hohe Verwundbarkeit von Frauen durch die Folgen der Erderwärmung hin, zum Beispiel weil sie in vielen Gesellschaften die Hauptlast der Versorgung von Familien mit Trinkwasser tragen.

Im Zentrum der Kampagne steht eine Reihe von Podcasts, in denen Mary Robinson (links) und die irische Komikerin Maeve Higgins Frauen aus aller Welt vorstellen, die für mehr Klima- und Umweltschutz kämpfen; Foto: Mothers of Invention

Robinson war von 1990 bis 1997 Präsidentin der Republik Irland, wurde danach UN-Hochkommissarin für Menschenrechte und Sonderbotschafterin für den Klimawandel der Vereinten Nationen. Im Jahr 2010 gründete sie eine Stiftung für Klimagerechtigkeit. Sie gehört außerdem dem Vorstand der European Climate Foundation an, die auch die Arbeit von klimafakten.de mitfinanziert.

In den Podcasts der neuen Kampagne treten Mary Robinson und die in New York lebende irische Komikerin Maeve Higgins sozusagen als Talkshow-Gastgeberinnen auf. Das Ganze lebt dabei von der Vertrautheit der beiden Irinnen miteinander und ihrem unverwechselbar irischen Akzent – und es gelingt ihnen ebenso unterhaltsam wie informativ Frauen vorzustellen, die den Kampf gegen den Klimawandel zu ihrer Lebensaufgabe gemacht haben.

Weltweit verklagen Frauen ihre Regierungen auf mehr Klimaschutz

Dazu zählen im ersten, knappp 45-minütigen Podcast die Menschenrechtsanwältin Tessa Khan, Mitgründerin des Climate Litigation Network, einem internationalen Netzwerk von Anwälte, NGOs und Aktivisten, das Menschen bei Klimaklagen unterstützt. Oder Marjan Minnesma, die mit ihrer Organisation Urgenda in den Niederlanden 2015 einen Präzedenzfall schuf: In dem von Urgenda angestrengten Verfahren verurteilte das Bezirksgericht Den Haag die niederländische Regierung dazu, die Emissionen von Treibhausgasen bis 2020 um mindestens 25 Prozent gegenüber 1990 zu senken.

Der Fokus auf Klagen und Gerichtsverfahren hat dabei nicht nur mit Mary Robinsons eigener Vergangenheit als Anwältin zu tun. Es soll der Kampagne auch dramaturgische Spannung geben und einen narrativen Bogen spannen, denn, so die Initiatorinnen: "Jeder liebt doch ein gut gemachtes Gerichtsdrama - und in den letzten drei Jahren ist das Umweltrecht außergewöhnlicher geworden als jede Fiktion."

In weiteren, alle zwei Wochen freigeschalteten Podcast-Episoden sollen weitere Frauen-Portraits folgen, beispielsweise von Judi Wakhungu und Alice Kaudia aus Frankreich und Kenia, den laut Mothers of Invention "Frauen hinter dem weltweit härtesten Gesetz gegen Plastikmüll".

Carel Mohn