Einer der Grundsätze der Wissenschaft ist Nüchternheit. Forscher versuchen, möglichst präzise und wertefreie Beschreibungen des Analysierten zu liefern. Wissenschaftliche Sprache ist deshalb zurückhaltend, Emotionen werden ausgeblendet. Öffentliche Debatten hingegen leben davon, dass provokante Thesen vertreten werden, dass Gefühle und Werturteile angesprochen, dass farbige und anschauliche Worte gewählt werden. In öffentliche Debatten startet die Wissenschaft deshalb mit einem Handicap - Forscher und ihre Aussagen bleiben (jedenfalls wenn sie sich an die Konventionen ihres Berufsstandes halten) häufig blass.

Mit seinem Projekt "Scared Scientists" versucht der australische Fotograf Nick Bowers, dies zumindest ein wenig zu ändern. Im Sommer 2014 porträtierte er dafür acht renommierte Klimaforscher aus seinem Land in nüchternen schwarz-weiß Aufnahmen, darunter den durch seinen Bestseller Wir Wettermacher bekanntgewordenen Tim Flannery. Und fragte sie einmal nicht, wie es Journalisten üblicherweise tun, nach ihren Forschungsergebnissen - sondern danach, was sie persönlich daran ängstigt. Der Zoologe und Paläontologe Flannery (Bild rechts) zum Beispiel bekennt: "Die Klimaforschung hat das Tempo des Klimawandels unterschätzt, sie war zu konservativ. Wir haben jetzt weit schnellere Veränderungen als erwartet; Veränderungen, die - wenn sie nicht gebremst werden - meine Kinder und Enkel ohne Zweifel treffen werden."

Die Biologin Shauna Murray (Bild links) antwortete: "Wir haben alle möglichen Klimaverschiebungen in einer Vielzahl von Gebieten nachgewiesen. ... Jede einzelne Studie hat den gleichen rigorosen wissenschaftlichen Prozess durchlaufen: Datensammlung, Analyse, Überprüfung durch qualifizierte Kollegen. Uns liegen momentan wenigstens 10.000 verschiedene Veröffentlichungen aus einem Zeitraum von mehr als 20 Jahren vor - jede auf der Basis anderer Datensätze. Sie alle kommen zu den gleichen Schlussfolgerungen, was den Klimawandel angeht. Die Belege haben ein Gewicht, das Durchschnittsleuten schlicht nicht bewusst ist. Und das jagt mir Angst ein ..."

Vor der Arbeit an diesem Projekt, bekannte der Fotograf Nick Bowes, sei ihm gar nicht klar gewesen, wie weitreichend das Thema Klimawandel wirklich ist. Und er hoffe, sagte er im Interview mit The Huffington Post, dass seine Bilder "Menschlichkeit und Verletzlichkeit der Wissenschaftler" zum Ausdruck bringen. "Sie sind Individuen, denen der Klimawandel Sorge bereitet - ganz unabhängig von der Sphäre der Wissenschaft."

Alle acht Porträts des Projekts finden sich auf Bowers privater Website oder auch bei der Huffington Post.

tst