Der Klimawandel ist für Journalisten ein kniffliges Thema - er vollzieht sich schleichend, ist bildlich schwer darzustellen. Und manche Redakteure sagen offen, er sei einfach "nicht sexy genug". Doch seit einiger Zeit werde die Klimaberichterstattung durch einige Online-Medien des Digitalzeitalters gehörig durcheinandergewirbelt, schreibt der Züricher Medienwissenschaftler Mike S. Schäfer auf der Website European Journalism Observator (EJO), einem Verbund von 14 Forschungsinstituten aus elf europäischen Ländern. Während viele etablierte Medien Redakteursstellen einsparten und generell Schwierigkeiten hätten, junge Zielgruppen zu erreichen, böten Portale wie BuzzFeed, die Huffington Post oder Vice zahlreiche Berichte zu Umweltthemen - und zwar auf eine Art, die speziell Online-Nutzer anspricht: Sie enthalten visuelle Elemente, verwenden Umgangssprache und scheuen nicht vor Unterhaltungselementen zurück, etwa wenn sie Zitate von Klimawandelleugnern als Plakate fürs Klo gestalten und so veralbern.

Schäfer referiert in seinem Text Ergebnisse einer Untersuchung des britischen EJO-Mitglieds Reuters Institute for the Study of Journalism an der Oxford University. Darin verglichen die Autoren, wie Medien in den USA, Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Spanien über den 2015er UN-Klimagipfel in Paris berichteten. Rund 500 Beiträge werteten die Forscher dafür aus. Inzwischen liege die Reichweite der neuen Digitalmedien, so das Reuters Institute, etwa in den USA oder Großbritannien bereits gleichauf mit oder gar vor traditionellen Anbietern wie dem Guardian oder der New York Times.

"Die neuen Anbieter helfen, das Schweigen rund ums Klima zu brechen"

Dabei hätten die neuen Akteure jeweils spezifische Stärken: Die Huffington Post etwa gebe Klima-Campaignern und konstruktiven Lösungsansätzen für Klimaschutz viel Raum. Auf Buzzfeed würden relevante Informationen gern als Quiz oder in der populären Listenform vermittelt. Vice schließlich beleuchte sehr häufig den Aspekt weltweiter Klima(un)gerechtigkeit und vermittle durch Videoreportagen besonders authentische Eindrücke.

Die innovativen Digitalmedien seien "förderlich für die öffentliche Debatte über den Klimawandel", formuliert Studienleiter James Painter das Fazit. "Sie haben neue Wege gefunden, das 'alte', manchmal langweilige und meist weit entfernt wirkende Thema zu behandeln. Sie helfen so, das Schweigen rund ums Klima zu durchbrechen und das Thema interessant und relevant zu halten, vor allem für das junge Publikum. Es täte den traditionellen Medien gut, dies zur Kenntnis zu nehmen."

Nachtrag vom 5. 12. 2017: In einer separaten Studie, die im Fachjournal Global Environmental Change erschienen ist, hat ein Team um Mike S. Schäfer genauer untersucht, wie sich die Berichterstattung der "jungen" Medien vom Pariser Klimagipfel von etablierten Medien unterschied. Demnach blickten insbesondere Buzzfeed und Vice merklich weniger auf die Details der Verhandlungen, und vor allem Vice deutlich stärker auf die Proteste gegen den Gipfel.

tst