Die deutschen Medien sind ergrünt. Sie berichten häufiger als früher über den Themenbereich "Nachhaltigkeit", wie unter anderem Studien der Leuphana Universität Lüneburg gezeigt haben. "Der Begriff 'Nachhaltigkeit' taucht heute etwa doppelt so häufig in der Berichterstattung auf wie noch vor zwanzig Jahren", erklärt Prof. Dr. Daniel Fischer, der an der Studie beteiligt war und inzwischen an der Arizona State University arbeitet. Dieser Befund deckt sich mit dem Eindruck, dass die großen Medien seit etwa zwei Jahren häufiger über Themen wie Artenvielfalt und speziell Insekten berichten (wobei dies eine rein subjektive Beobachtung ist, Studien hierzu liegen noch nicht vor). Auch die Berichterstattung zum Klimawandel hat – nach dem Extremsommer 2018 und den #FridaysForFuture-Protesten – deutlich zugenommen.

Ganz unabhängig davon besetzen neuere und neue Printmagazine wie Enorm, Transform-Magazin, Futur Zwei oder Oya die grüne Nische, die auch durch den Erfolg der Landhefte mit ihrer idealisierten Sicht auf Natur- und Umweltthemen breiter geworden ist. Deutlich älter sind Zeitschriften wie das Greenpeace Magazin, Schrot und Korn, Ökologisches Wirtschaften, die Politische Ökologie oder die Umweltbriefe. Auch online und zu verschiedenen Einzelaspekten von Nachhaltigkeit sind in den vergangenen zehn Jahren zahlreiche neue Portale entstanden wie Klimareporter.de, Utopia, Karmakonsum, WiWoGreen oder Biorama sowie die klimajournalistische Nachwuchsplattform Klimareporter.in aus Österreich (einen Überblick gibt es beispielsweise hier). Einige Portale wie Perspective Daily entstammen dem sogenannten "konstruktiven Journalismus", der bewusst Ideen, Lösungen und Erfolge transportiert – besonders gern aus dem alternativen und grünen Milieu. Und eben öfter mit Bezug zu Klima, Energie und Nachhaltigkeit.

Ein Geflecht aus Projekten und Plattformen, Stiftungen und Studiengängen

Drumherum ist in den vergangenen zehn Jahren eine Infrastruktur entstanden, die das grüne Mediengeschehen bewertet, fördert und untersucht. Getragen werden die Forschungsprojekte, Rechercheplattformen, Studiengänge und Seminare von Stiftungen, Hochschulen und Akademien, oft finanziert mit privaten Geldern und Stiftungsvermögen. (Transparenzhinweis: Auch klimafakten.de ist stiftungsfinanziert.) Ebenfalls zugenommen hat die Zahl grüner Journalistenpreise. Bereits 14 zählt das Portal journalistenpreise.de mittlerweile, darunter auch ein eigener Umweltjournalismus-Preis für Österreich.

Eines der jüngsten Elemente dieser Infrastruktur ist das Netzwerk Weitblick (NWW), das sich seit März 2015 für Nachhaltigkeit im Journalismus einsetzt. Derzeit sind mehr als 30 Kolleginnen und Kollegen dabei, von ARD und Deutschlandfunk bis FAZ und Tagesspiegel. Sie wollen Recherchehilfen, Seminare sowie Stipendien anbieten und Ansprechpartner für Journalisten sein. Das Vorstandsteam hat ein zweijähriges Qualifizierungsprojekt samt Publikationsreihe entwickelt, um gerade jungen Journalisten zugehöriges Handwerk und Wissen in verschiedenen Feldern des Nachhaltigkeitsjournalismus vermitteln zu können. An vielen Akademien und Hochschulen ist das NWW mit seiner Weiterbildungsreihe präsent und damit zum bislang wichtigsten Anbieter von umwelt- und auch dezidiert klimajournalistischen Seminaren geworden. Viele Initiativen sind kleiner und weniger sichtbar, so etwa die Initiative Nachhaltigkeitsjournalismus in Österreich.

In den USA gibt es seit fast 30 Jahren einen speziellen Verband von Umweltjournalisten, die Society of Environmental Journalists (SEJ)

Übrigens haben sich im NWW erstmals überhaupt deutschsprachige Journalisten im Feld von Umwelt und Nachhaltigkeit zusammengetan und einen Verein gegründet. In anderen Ländern war dies schon viel früher erfolgt, beispielsweise in den USA mit der einflussreichen Society of Environmental Journalists (SEJ), aber etwa auch in Frankreich, Brasilien, Schweden, IndonesienKenia oder Tansania. Gemessen an der Kürze seiner Existenz hat das NWW unter der Vorsitzenden Susanne Bergius, die kürzlich das Amt an die NDR-Journalistin Heike Janßen weitergegeben hat, viel erreicht. 

Krautreporter, Riffreporter, Correctiv - Journalismus in neuen Strukturen

Und während es beim NWW vor allem ums Vernetzen und Fördern geht, haben sich andere Journalistinnen und Journalisten explizit zum gemeinsamen Publizieren zusammengeschlossen: Eines der bekanntesten Beispiele ist sicherlich das Online-Portal Krautreporter.de, das als Genossenschaft organisiert ist, sich durch Leserbeiträge finanziert und seine Artikel nur für Mitglieder zugänglich macht. Ohne Pflicht-Bezahlschranke publizieren hingegen die Riffreporter.de, eine Gemeinschaft freier Journalistinnen und Journalisten, die in kleinen Gruppen themenspezifisch arbeiten und jeweils ihr Sachgebiet in einer „Koralle“ online bündeln und dort ihre Texte zum Kauf anbieten. Unter anderem gibt es hier „Korallen“, also thematische Kanäle, für die Berichterstattung über Vögel, Flüsse und eben das Klima.

Sowohl die Klima-Koralle der Riffreporter als auch Klimareporter.de seien hier besonders empfohlen. Denn man bekommt bei dem Riff – ganz so wie bei Oya und auch der Politischen Ökologie zur Nachhaltigkeit insgesamt – neue thematische Einblicke und (täglich bei den Klimareportern) das ganze Tableau der Themen aus Klimapolitik, Klimaforschung und Energiewende. Eine altgediente, aber sehr gute Recherchequelle auf Papier ist zudem die Zeitschrift Umwelt aktuell und die dazugehörige Website www.eu-koordination.de des Deutschen Naturschutzrings (DNR). Beide Medien informieren v.a. über die EU-Perspektive von Klima- und Umweltthemen, lückenlos und sehr gut informiert. Diese Sichtweise ist so kompakt sonst kaum zu finden und gerät bei Recherchen häufig in Vergessenheit – obwohl in Brüssel und Straßburg oft die Komponisten der Musik sitzen, die da das Berliner Politorchester spielt. Ein weiterer Kanal speziell für den europäischen Blick ist das mehrsprachige Portal Euractiv mit eigenen Rubriken für Energiepolitik und Klimawandel.

"Gelingt es, das Konzept 'Wirtschaftswachstum' zu hinterfragen?"

Eng verknüpft mit dem erwähnten Netzwerk Weitblick ist die Plattform Grüner-Journalismus.de, (die der Autor dieses Beitrags leitet). Das Projekt versucht seit Anfang 2014 von der Hochschule Darmstadt aus, die Berichterstattung zu Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen zu fördern – mit Themendossiers, Linklisten, einem Blog oder auch Interviews mit Umweltjournalisten und Forschern. Das Geld zum Aufbau kam von der privaten Stiftung Forum für Verantwortung des früheren Metro-Vorstandes Klaus Wiegandt, mittlerweile muss sich die Plattform selbst tragen. Entwickelt hat die Idee der Kommunikationswissenschaftler Peter Seeger, der schon seit Jahren dem Nachwuchs Nachhaltigkeit vermittelt. Noch immer, sagt Seeger, gebe es große Defizite, etwa bei Themenauswahl und Blickwinkel, wie er in den großen Massenmedien üblich ist. "Thematisiere ich eine vermeintliche ‚Wachstumsschwäche‘ der Wirtschaft unhinterfragt – oder gelingt es, das Konzept von Wirtschaftswachstum kritisch zu betrachten und mit der Ressourcen- und Verteilungsfrage zu verknüpfen?"

Auch die allgemeine Aus- und Weiterbildungslandschaft hat sich weiterentwickelt: Das Deutsche Journalistenkolleg bietet mittlerweile eine ganze Reihe zum Umweltjournalismus an. Dazu kommen Medienseminare zu Einzelthemen wie Klima, Energiewende oder Verkehr, die Stiftungen, Umweltverbände oder Beratungsagenturen anbieten. Ein Beispiel dafür ist die Sommeruniversität zu Storytelling und Klimawandel des Climate Culture Communications Lab in Brandenburg. Aber auch die Robert-Bosch-Stiftung bot im Rahmen ihrer Förderlinien wie etwa der Masterclass für Wissenschaftsjournalisten schon ganze Themenjahre zu Klima und Energie an.  Fachverbände wie die Wissenschaftspressekonferenz WPK machen ebenso klimajournalistische Weiterbildungsangebote für Medien wie einzelne Institutionen aus der Wissenschaft selbst, sei es das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), der Deutsche Wetterdienst oder ThinkTanks wie Ecologic.

Der "Mediendoktor Umwelt" prüft Berichte auf Herz und Nieren

Entsprechende Fachseminare bieten nun die Hochschulen in Ansbach und Nürnberg an, wohin die Bremer Umweltjournalismus-Expertin Prof. Dr. Béatrice Dernbach gewechselt ist. Etabliert sind solche Veranstaltungen und Module schon in Darmstadt, an der FH Rhein-Sieg in St. Augustin sowie der Universität Dortmund, die seit 2013 den "Mediendoktor Umwelt" betreibt. In diesem Projekt begutachten Fachjournalisten anhand von dreizehn Qualitätskriterien die Umweltberichterstattung deutscher Medien; wenn auch aktuell etwas seltener als früher. Die Gelder stammen auch hier von der privaten Wilo-Foundation, hinter der der Dortmunder Pumpensystemhersteller Opländer steht.

Der "Mediendoktor Umwelt" der TU Dortmund hat in den vergangenen Jahren Dutzende Beiträge zu Umweltthemen auf ihre Qualität untersucht

Stiftungsgelder sind zunächst ein Segen, der aber meist nicht ewig währt. Denn Stiftungsgelder schieben an, sichern vielleicht nochmal ab, garantieren aber meist keine dauerhafte Unterstützung. Eine langfristig tragfähige Misch-Finanzierung scheint die gemeinnützige Rechercheplattform correctiv.org gefunden zu haben – angeschoben mit Geldern der Essener Brost-Stiftung, akquiriert sie inzwischen Gelder sowohl bei anderen Stiftungen als auch bei – nach eigenen Angaben – „mehreren tausend privaten Unterstützern“. (In einem separaten Text wird klimafakten.de in Kürze den Correctiv-Klimajournalismus genauer vorstellen.)

Universitäre (Weiter-)Bildungsangebote von Hamburg bis Darmstadt ...

Dauerhafter können Hochschulen und Universitäten arbeiten – aber eben vor allem in der Forschung und Ausbildung. Gerade die kommunikationswissenschaftliche Erforschung des Klimajournalismus hat sich in den vergangenen zehn Jahren stark entwickelt - etwa mit Inhaltsanalysen der Berichterstattung oder Interviews mit Redakteuren. An der Hamburger Universität forschen beispielsweise Irene Neverla und Prof. Dr. Michael Brüggemann zur medialen Klimaberichterstattung; von hier wechselte Prof. Dr. Mike Schäfer vor einigen Jahren nach Zürich, um seine Studien zum "Medienklima" dort fortzuführen. Im sächsischen Ilmenau forscht Jens Wolling empirisch etwa dazu, wie Medien über die Energiewende berichten. Und in Darmstadt sind mit "Klimageschichten" und "Sami-Stories" Forschungsprojekte (des Autors) zu Klimaberichterstattung und Storytelling sowie Klimanarrativen und Umweltjournalismus indigener Medienmacher in Skandinavien angesiedelt.

Auch Universitäten ohne journalistische Bezüge haben sich in die Debatte eingebracht: Die Forschungsstelle für Umweltpolitik der FU Berlin hat unter der Leitung von Dr. Roland Zieschank zusammen mit dem umtriebigen Berliner Wissenschaftsjournalisten Manfred Ronzheimer Medienseminare zur Großen Transformation ins Leben gerufen, zu denen Aktivisten, Forscher, Journalisten und Stiftungspersonal 2016 und 2017 erschienen. Und die Vernetzung des losen, grünmedialen Netzwerks weiter voranbrachten.

Überhaupt Berlin. Hier finden die meisten Seminare und Konferenzen zum Themenkreis statt; im Juli 2019 etwa ein Workshop zu Klimawandel und Sprache, den das Netzwerk "Degrowth-Journalismus" und die taz-Panther-Stiftung organisierten. Und damit zeigten, dass die Vernetzung eine neue Qualität und Tiefe erreicht hat. Denn es ging, wie so oft in den vergangenen Jahren, nicht mehr um die grundlegende Frage, wie Medien über Klima oder Energie berichten – und dies besser machen könnten. Sondern die eingeladenen Journalisten, darunter GEO-Reporterin Johanna Romberg und Johannes Heimrath von OYA, diskutierten stundenlang um sperrige Begriffe und mögliche alternative Wortschöpfungen für die Klimakommunikation. Hintergrund waren neue Sprachregelugen, die etwa BBC und Guardian für ihre Klimaberichterstattung jüngst etabliert haben.

... aber kein eigener Studiengang für Umweltjournalismus

Die Metadebatte zum Klimajournalismus differenziert sich also mit ihren jungen Strukturen aus – was fehlt, ist noch ein eigener Studiengang in diesem Bereich, wie es ihn in den USA gibt, aber auch im schwedischen Jonköping. Den einzigen eigenständigen Ausbildungsgang bot, oft in Wochenendkursen, bisher die Leuphana Universität Lüneburg mit dem 2012 gestarteten, berufsbegleitenden Zertifikat "Nachhaltigkeit und Journalismus" an (der Autor war daran beteiligt). Inzwischen liegt das Programm auf Eis, es fanden sich zuletzt zu wenige interessierte Berufstätige, die auch bereit waren, rund 4500 Euro Gebühren zu zahlen. Einige frühere Absolventen haben übrigens das Netzwerks Weitblick mitgegründet, insofern haben die Lüneburger Aktivitäten strukturelle Spuren hinterlassen – aber auch wissenschaftliche, denn in Lüneburg entstand unter Prof. Dr. Daniel Fischer und Prof. Dr. Gerd Michelsen ein eigener Forschungsbereich, der sich Nachhaltigkeit und Medien widmet – im Unterschied etwa zur Hamburger Universität, wo es stärker um die Klimaberichterstattung selbst geht.

Was im deutschsprachigen Raum aber letztlich immer noch fehlt, ist ein eigenes Studium, etwa ein Master. Einen ersten Entwurf gibt es etwa an der Hochschule Darmstadt, die in vielfältiger Weise - Nachhaltigkeit zu ihrem Profilthema gemacht hat, sei es in der Graswurzelarbeit, dem Transfer, der Forschung oder einem neuen Promotionszentrum für Nachhaltigkeitswissenschaften. 

Zwischenfazit: Hoffnungsvolle Entwicklungen, aber zu wenige Ressourcen

Was hat das vielfältige Netzwerk rund um den grünen Journalismus bisher erreichen können? Nützlich sind sicherlich die zahlreichen Recherchehilfen und Themendossiers auf manchen Websites – wie viel sie wirklich genutzt werden und welche Auswirkung sie auf den praktischen Journalismus haben, müsste einmal näher untersucht werden. Ein Indikator für Erfolg ist die beobachtbare Vertiefung und Differenzierung von Debatten. So geht es auf Podien inzwischen schon mal speziell um Sprache im Klimajournalismus – und nicht mehr nur um Klimajournalismus ganz allgemein. Hoffnungsvoll stimmt auch, dass Angebote auch von jungen Kolleginnen und Kollegen kommen, siehe das Netzwerk "Degrowth-Journalismus". Und dass sich augenscheinlich immer mehr Bachelor- und Masterkandidaten für klimajournalistische Themen und Fragen der medialen Nachhaltigkeit entscheiden, was aber auch einmal übergreifend analysiert werden müsste.

Vielleicht ist es auch immer noch zu früh, ein Fazit zu ziehen. Der eingangs zitierte Prof. Dr. Daniel Fischer, der die Lüneburger Projekte mit aufbaute, weist darauf hin, dass der Journalismus erst vergleichsweise spät begonnen habe, sich intensiver mit Nachhaltigkeit und deren Einzelthemen zu befassen. "Viel später als etwa der Bildungssektor oder die Wissenschaft."

Verändert hat der Mediendoktor Umwelt bereits die Sicht auf die deutsche Umweltberichterstattung. Denn nach einer Analyse der ersten 50 begutachteten Beiträge wird klar, wo es klemmt und was Medien gut machen:  Recht selten werden Umweltprobleme aufgebauscht oder verharmlost, und es fanden sich auch nur in sechs Artikeln klare Faktenfehler wie etwa falsche Zahlen. Häufiger versäumen es Journalisten, verschiedene Standpunkte zu recherchieren; Tendenzen zur Einseitigkeit sind erkennbar. Oft mangelt es an kundiger Einordnung: Selbst wenn beispielsweise der CO2-Ausstoß eines Landes korrekt angegeben ist, erklärt die Zahl für sich genommen noch wenig – sie müsste in Bezug gesetzt werden zu Vorjahren, anderen Staaten oder Zielmarken.

Was den meisten Berichten fehlt? Kontext, Kontext, Kontext

Das größte Problem ist laut Mediendoktor Umwelt aber fehlender Kontext: 42 von 50 Zeitungsartikeln, Radioanalysen und Onlinestücken berichteten nur linear über Umweltprobleme und setzten sie nicht weiter in Bezug zu wirtschaftlichen, sozialen oder politischen Hintergründen. Dahinter dürften Mängel beim Sachwissen zum Klimawandel stehen, aber etwa auch zur EU-Dimension der Umwelt- und Klimapolitik. Ein Grund für die fatale "Dekontextualisierung", wie Forscher es nennen, ist aber auch das Mehrfachparadoxon, in dem Journalisten heute oft arbeiten: Sie sollen mit weniger Personal in kürzer Zeit komplexer werdende und noch in der Zahl zunehmende Themen zu einer insgesamt besseren Qualität mit Hilfe immer neuer Technologien fortwährend attraktiver produzieren – im Hinblick auf immer mehr Aufmerksamkeit auf steigende Einnahmen des Mediums. Im Ergebnis fehlt vor allem eine Ressource: Zeit. Zeit für Recherche und Nachrecherche, für Weiterbildung und Wissenserwerb und so weiter. Dies gilt vor allem für kleinere und regionale Medien.

Dasselbe lässt sich für den Klimajournalismus konstatieren, zu dessen Verbesserung es neue Ideen braucht für die Finanzierung von Recherchen und Journalismus insgesamt. In Skandinavien gibt es erfolgreiche Systeme der öffentlichen Medien- und Presseförderung durch unabhängige Räte, die staatliche Gelder meist an kleinere Regionalmedien geben – um explizit die publizistische Vielfalt in der Provinz zu sichern.

Und dort, auf dem Land, liegt auch eine der künftigen Aufgaben für den Klima- und Umweltjournalismus. Er muss lokaler werden und sich die Klimafolgen (neben anderen Naturveränderungen) genauer ansehen. Noch mehr hinhören und die Geschichten der Menschen erzählen, die nah dran sind an diesen Folgen und den Umweltverlusten. Die unter Trockenheit und Dürre oder extremen Regenfällen und Stürmen besonders leiden oder damit zu tun haben – aber auch mit dreckiger Luft, vollen Straßen, Wiesen ohne Insekten, Monokultur-Äckern ohne große Nährstoffreserven, Flüssen voller Nitrat und Wäldern mit sterbenden Bäumen. Überall gibt es hier den Klimakontext, der journalistisch mit den Geschichten über die konkreten, sichtbaren Folgen für Landschaft und Menschen verbunden werden müsste.

Im Rahmen der #CoveringClimateNow-Woche wird klimafakten.de
zahlreiche weitere Texte zum Thema veröffentlichten -
morgen einen Überblick über die Begrifflichkeit der deutschsprachigen Klima-Berichterstattung

Torsten Schäfer