In der US-amerikanischen Öffentlichkeit sind Zweifel an den Grunderkenntnissen der Klimaforschung seit Jahren besonders stark - und offenbar ist das kein Zufall. Laut einer Untersuchung, die in der aktuellen Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Science (PNAS) erschienen ist, wurde die ideologische Polarisierung rund um das Thema gezielt von einem "Netzwerk politischer und finanzieller Akteure" kreiert.

Verantwortlich für die Studie ist Justin Farrell, Soziologe an der Yale University. Anders als die Autoren vorheriger Untersuchungen zum Thema interessierte er sich nicht für individuelle Einstellungen von Personen, sondern setzte auf eine breit angelegte Auswertung öffentlicher Aussagen. Farrell unterzog alle greifbaren Publikationen von 164 Organisationen (Think Tanks, Lobbygruppen, NGOs etc.) und 4.500 Einzelpersonen einer computerbasierten Inhaltsanalyse - diese hatten sich zwischen 1993 und 2013 kritisch mit Erkenntnissen der Klimaforschung auseinandergesetzt. Es handelte sich dabei um Artikel, Politikpapiere, Mitschriften von Vorträgen usw. - insgesamt 40.785 Texte mit mehr als 39 Millionen Wörtern. Parallel dazu erfasste er, wer Geldzuwendungen von Unternehmen erhalten hatte und welche nicht.

Das Ergebnis war verblüffend: Wirtschaftsfinanzierte Akteure verbreiteten deutlich häufiger polarisierende Aussagen und schürten stärker Zweifel daran, dass der Mensch für den Klimawandel verantwortlich ist. Demgegenüber gab es unter jenen Akteuren, die kein Geld aus der Wirtschaft erhielten, keine Anzeichen für abgestimmte Botschaften.

Mit den Zuschüssen aus Unternehmen sei "ein koordiniertes Netzwerk aufgebaut worden, durch das wissenschaftsleugnende Botschaften strategisch erzeugt werden konnten", erläutert Farrell seine Befunde in der Washington Post. Diese "Gegenbewegung" zur Klimaforschung habe darauf gezielt, eine ideologische Spaltung der Öffentlichkeit zu erreichen und dem wissenschaftlichen Konsens der Fachwelt eigene Botschaften entgegenzusetzen. Diese Strategie sei sehr effektiv darin gewesen, "es einfachen Amerikanern schwer zu machen, überhaupt zu erkennen, wem man trauen kann".

tst