Die Wissenschaft ist sich einig über die großen Gefahren des menschengemachten Klimawandels, aber in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft fehlt es an wirklich entschlossenen Maßnahmen. Acht Projekte aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die sich in den Bereichen Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Journalismus mittels kreativer Kommunikation für Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel einsetzen, sind heute in Zürich mit dem diesjährigen K3-Preis ausgezeichnet worden.

Mehr als hundert Bewerbungen waren für den mit insgesamt 15.000 Euro dotierten Preis eingegangen, der 2022 bereits zum zweiten Mal verliehen wurde. Für die Shortlist des Preises waren 22 Projekte ausgewählt worden, aus diesem Kreis hat eine Jury aus renommierten Fachleuten zu Klimawandel und Klimakommunikation schließlich die endgültigen Preisträger:innen in den drei ausgeschriebenen Preiskategorien bestimmt.

Bürger:innen-Preis der KLIMA ARENA
(Klimastiftung für Bürger)

in der Kategorie Reden, Erzählen, Mitmachen – für Kommunikationsformate aus Alltag und Arbeitswelt, Kommune, Gemeinde und Nachbarschaft

Platz 1: Schweiz 2050

Immer mehr Menschen in der Schweiz sprechen sich für wirksamen Klimaschutz aus. Doch viele können sich kaum vorstellen, was eine Reduktion der Treibhausgase auf netto Null für ihren Lebensalltag bedeutet. Die Plattform www.schweiz-2050.ch lädt ein auf eine Zeitreise in die klimaneutrale Schweiz des Jahres 2050. Sie gibt Antworten auf die drängendsten Fragen: Wie werden wir in der klimaneutralen Zukunft wohnen, uns ernähren, fortbewegen oder unsere Ferien verbringen? Die Inhalte basieren auf den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Mit gut verständlichen Texten, Interviews, Videos und Bildern vermittelt die Plattform den Besucher:innen, dass sie in einer Schweiz mit netto Null Treibhausgasen genauso gut leben werden wie heute – wenn nicht sogar noch besser. Diese positive Vision wird mit gezielter digitaler Bewerbung in erster Linie an Menschen herangetragen, welche noch zweifeln.
Herkunftsland: Schweiz
Projektlink: https://schweiz-2050.ch/

Platz 2: Clubtopia (gemeinsam mit Music Declares Emergency)

Clubtopia ist eine Berliner Initiative für mehr Nachhaltigkeit im Nachtleben. Mit ihren Angeboten setzt sie sich für den klimafreundlichen Wandel der Berliner Clubszene ein. Unter dem Namen Green Club Guide gibt es eine Online-Klimaberatung für Clubs. Der Guide hilft Clubbetreibenden mit praktischen Tipps dabei, ihren Betrieb umwelt- und klimafreundlicher zu machen. Weil im stressigen Cluballtag oft die Zeit fehlt, spezifische Lösungen für mehr Nachhaltigkeit zu recherchieren, schafft der Green Club Guide Abhilfe: Übersichtlich und anschaulich schlägt er praktikable Nachhaltigkeitsmaßnahmen für alle Bereiche eines Clubs vor. Begleitend visualisieren die Green Club Tutorials die wichtigsten Inhalte in knackigen und informativen Videos. Eine Social Media Kampagne mit Sharepics zu den wichtigsten Fakten und Infos des Guides verbreitet das Wissen in der Club-, Musik- und Nachhaltigkeitsszene.
Herkunftsland: Deutschland
Projektlink: https://kiez-toolbox.de/category/green-club-guide/

Platz 2: Music Declares Emergency (gemeinsam mit Clubtopia)

Die Initiative will eine Debatte dazu anregen, wie wir in Zukunft Kultur genießen und dabei gleichzeitig die Klimaziele erreichen können – denn auch für die Musikbranche gilt das Ziel Netto-Null. Die Musikindustrie hat zudem eine große Verantwortung, da viele Trends und Life-Styles von Musikschaffenden geprägt oder sogar geschaffen werden. Das ausgezeichnete Projekt umfasst zwei Teile: 1) Eine Kurzfilm-Serie, in der Vorbildprojekte vorgestellt werden: Klimaneutrale Veranstaltungen, Green-Touring, 2nd Hand-Merchandise, etc. 2) Eine Datenerhebung zur aktuellen Situation der Musik-Branche, wodurch zum Denken und Handeln angeregt werden soll – die Ergebnisse sind in eine Infokampagne eingeflossen, um die größten Hebel aufzuzeigen, wie die Musikindustrie transformiert werden kann. „Ja, die Musikindustrie kann eine wichtige Rolle in der öko-sozialen Transformation spielen“, betont das Projekt.
Herkunftsland: Schweiz
Projektlink: https://musicdeclares.net/ch/gsw/

 

Eunice-Foote-Preis für Klimakommunikation

in der Kategorie Wissen, Einordnen, Debattieren – für Klimakommunikationsformate aus Wissenschaft und Forschung

Die US-Amerikanerin Eunice Newton Foote (1819-1888) ist eine Pionierin der Klimaforschung – sie entdeckte 1856 die Erwärmungswirkung von Kohlendioxid in der Luft, doch ihre Leistung wurde in der männerbeherrschten Wissenschaftswelt lange Zeit ignoriert. Der nach ihr benannte Preis soll sowohl an Foote erinnern – also auch daran, wie sehr es auf den gesellschaftlichen und kulturellen Kontext ankommt, damit Fakten als solche wahrgenommen werden.

Platz 1: Klimabahn Bremen

Die Klimabahn ist eine Straßenbahn, die für zwei Jahre im Liniendienst durch Bremen fährt. Sie ist Ergebnis einer Kooperation der Scientists for Future Bremen und der Bremer Straßenbahn AG und wird unterstützt durch Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Nach außen ist sie ein durch ganz Bremen fahrendes Plakat, das ansprechend gestaltet das Thema Klimawandel im Gedächtnis hält (es zeigt die berühmten „Erwärmungsstreifen“/“Warming Stripes“ des britischen Klimaforschers Ed Hawkins). Im Innenraum informiert die Bahn wissenschaftlich fundiert über den Klimawandel: 1) passiv über Aufdruck und Fahrgastfernsehen, 2) aktiv durch Flyer und 3) interaktiv durch innovative Vortragsformate während der Fahrt mit Bremer Wissenschaftler:innen. Inhaltlich betreuen sie die Bremer Scientists for Future. Die Bahn holt im wahrsten Sinne die Menschen dort ab, wo sie stehen und bietet ein Forum und viele Gelegenheiten für faktenbasierte Kommunikation zum Klimawandel und zur aktiven Interaktion von Wissenschaft und Gesellschaft.
Herkunftsland: Deutschland
Projektlinks: https://de.scientists4future.org/die-klimabahn/

Platz 2: Klima-Dashboard

Wo steht Österreich in der Klimakrise? Welche Auswirkungen können wir bereits beobachten, und kommen wir dem Ziel der Klimaneutralität näher? Das Klima-Dashboard hilft, diese Fragen zu beantworten – faktenbasiert und verständlich aufbereitet. Mithilfe von interaktiven Datenvisualisierungen zeichnet die Website ein umfassendes Bild der Klimakrise und schafft eine Plattform, die die wichtigsten Zahlen und Daten aufbereitet. Vor allem soll das Klima-Dashboard aber auch ein Werkzeug zum Faktencheck für Journalist:innen sein und Anregungen bieten für eigene Visualisierungen von Klimadaten. Aus diesem Grund sollen die verarbeiteten Daten zum freien Download zur Verfügung gestellt werden. Ein enger Austausch mit wissenschaftlichen Institutionen wie dem österreichischen Umweltbundesamt, der österreichischen Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) oder der Statistik Austria sichert dabei die Qualität und Richtigkeit der dargestellten Klimadaten.
Herkunftsland: Österreich
Projektlinks: https://klimadashboard.at/

 

K3-Preis für Klimakommunikation

in der Kategorie Klimajournalis­mus, insbesondere im Lokal- und Regionaljournalismus

Die Klimakrise ist das wohl größte Problem unserer Zeit, doch sie widerspricht der vorherrschenden medialen Logik: Sie passiert schleichend, oft fehlen somit aktuelle Anlässe für die Berichterstattung. Immer mehr Medien versuchen inzwischen, die übergeordnete Bedeutung der Klimakrise angemessen in ihrer Berichterstattung abzubilden. Mit dem K3-Preis für Klimakommunikation in der Kategorie Klimajournalismus werden zwei vorbildliche Projekte gewürdigt.

Platz 1: Themenseite „Klima und Umwelt“ der Saarbrücker Zeitung

Seit Anfang 2021 erscheint einmal wöchentlich eine Schwerpunktseite „Klima & Umwelt“ im Lokalteil des Regionalverbands Saarbrücken der Saarbrücker Zeitung. Verantwortlich ist Aline Pabst: „Mein Ziel war es, den globalen Themenkomplex Klimawandel auf die lokale Ebene zu bringen, eine regelmäßige Berichterstattung zu etablieren damit vor allem auch solche Leser zu erreichen, die sich bisher noch nicht damit beschäftigt haben“, erklärt sie. Konstruktiver Journalismus und die Vermittlung von Grundwissen machen einen großen Teil des Konzepts aus. Neben „Erklärstücken“ zu Einzelaspekten der Klimakrise kommen lokale „Player“ zu Wort (Aktivist:innen, Expert:innen, Ehrenamtliche), Nachhaltigkeits-Initiativen werden vorgestellt und politische Entscheidungen vor Ort kritisch betrachtet. Eine regelmäßige Rubrik „Die Expertenantwort“ widmet sich außerdem wissenschaftlichen Fragen rund um das Thema.
Herkunftsland: Deutschland
Projektlink: https://drive.google.com/file/d/1tAMy-nUt27lqKr3z75AD59IfGUUFqcvl/view

Platz 2: Instagram-Kanal Klima.neutral des WDR

Die Klimakrise ist die größte Herausforderung unserer Zeit – und zugleich die wohl komplexeste. In dem Wust an Informationen dazu braucht es Klarheit. Genau dafür ist der Instagram-Account Klima.neutral der WDR-Redaktion Landespolitik angetreten. Ziel des Projekts ist es, mit fünf Hosts möglichst viele junge Menschen über Klimakrise und Klimapolitik aufzuklären. In Storys, Reels und Feedposts widmet sich der Kanal wissenschaftlichen Studien z.B. dem IPCC-Bericht, aktuellen politischen Debatten z.B. welche Auswirkungen ein Tempolimit hätte, aber auch Alltagsthemen wie Fast Fashion oder veganer Ernährung. „Wir wollen dabei nicht belehren, sondern zur Diskussion anregen, Wissen vermitteln und Austauschplattform sein“, so die Redaktion. „Nach gut einem Jahr können wir sagen: Das gelingt uns sehr gut, wie mehr als 45.000 Followerinnen und Follower zeigen."
Herkunftsland: Deutschland
Projektlink: https://www.instagram.com/klima.neutral/

Sonderpreis: Zeitschrift trans aktuell/Eurotransport

Die Schiene bietet enormes Potenzial beim Klimaschutz – auch im Güterverkehr. Eine Abwicklung von Transporten auf der Straße ist für viele bequemer, gegen die Bahn gibt es Vorbehalte. Doch Verkehre lassen sich verlagern, wenn man etwas Energie investiert und der Wille da ist. Die in Stuttgart erscheinende Fachzeitschrift trans aktuell mit ihrem Chefredakteur Mattias Rathmann hat für den Automobilzulieferer Schaeffler einen Güter-Pilottransport auf der Schiene organisiert und die be­nötigten Partner für Straße, Umschlag und Schiene zusammengebracht – und das Ganze journalistisch begleitet. Im Rahmen des Projekts (Berichte in trans aktuell, auf eurotransport.de/eurotransportTV) wurden unter anderem Kosten, Laufzeiten und Emissionen verglichen. Der Praxisversuch war erfolgreich, daraus soll ein Regeltransport werden. Es soll Schule machen und Skeptiker:innen und den vielen Straßentransporteuren zeigen, dass eine Verlagerung auf die Schiene möglich ist und mit erheblichen CO2-Einsparungen verbunden ist.
Herkunftsland: Deutschland
Projektlink: https://www.eurotransport.de/artikel/schaeffler-testet-kombinierten-verkehr-auto-teile-reisen-erfolgreich-mit-der-bahn-11201841.html  

 

Über den K3-Preis für Klimakommunikation

Zur Trägerschaft

Vergeben wird der K3-Preis von sieben Organisationen aus Wissenschaft und Klimakommunikation in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Zu ihnen zählen das Climate Change Centre Austria (CCCA), das Deutsche Klima-Konsortium (DKK), die KLIMA ARENA der Klimastiftung für Bürger, klimaaktiv, klimafakten.de, ProClim - Forum für Klima und globalen Wandel sowie das National Centre für Climate Services Schweiz (NCCS).

Zur Jury

Die Jury besteht aus zehn renommierten Fachleuten aus den Bereichen Klimawandel und Klimakommunikation: Reto Knutti (Professor für Klimaphysik an der ETH Zürich), Sibylle Lichtensteiger (Leiterin Stapferhaus im Schweizerischen Lenzburg), Severin Marty (Organisationsleiter des K3-Kongresses in Zürich), Carel Mohn (Projektleiter und Chefredakteur von klimafakten.de, Berlin), Elisabeth Oberzaucher (Departement für Evolutionäre Anthropologie der Universität Wien), Katharina Rogenhofer (Sprecherin des Klimavolksbegehrens und Mitgründerin von Fridays for Future in Österreich), Astrid Schaffert (Leiterin der AG Klimaschutz im Deutschen Caritasverband),  Julian Schmid (klimaaktiv, die Initiative des Österreichischen Klimaschutzministeriums), Marlene Weiß (Ressortleiterin Wissenschaft der Süddeutschen Zeitung) und Bernd Welz (Vorstandschef der Klimastiftung für Bürger, Sinsheim).

Zum K3-Kongress zu Klimakommunikation

Der K3-Preis ist eng angelehnt an den K3-Kongress zu Klimakommunikation, der weitgehend von denselben Organisationen veranstaltet wird und vom 14. bis 15. September 2022 in Zürich stattfindet. Der Kongress möchte mit der Frage nach wirksamer Klimakommunikation Menschen zum Handeln bewegen, gibt einen Überblick über den internationalen Stand der Forschung zur Klimakommunikation und macht neue Erkenntnisse aus der Forschung nutzbar; und vernetzt wichtige Akteur:innen aus den Bereichen Politik, Verwaltung und Wirtschaft, Interessensvertretung, NGOs sowie Medien und PR.

Weitere Informationen: https://k3-klimakongress.org/k3-preis/