In einer Twitter-Nachricht behauptete vor ein paar Jahren Donald Trump, der heutige Präsidentschaftskandidat der US-Republikaner, das "Konzept der Erderwärmung" sei eine Erfindung "der Chinesen", um der US-Wirtschaft zu schaden. Später erklärte er, das sei bloß ein Schwerz gewesen. Und in der ersten TV-Debatte mit seiner demokratischen Gegenkandidatin Hillary Clinton sagte Trump kürzlich sogar, es nie gesagt zu haben.

Twitter-Nachricht von Donald Trump aus dem Jahr 2012; Quelle: Twitter

Viele Dutzend Male ist Donald Trump in den vergangenen Monaten der Lüge überführt worden, lediglich vier Prozent seiner von der Website PolitiFact überprüften Aussagen erwiesen sich als wahr. Doch dies scheint ihm nicht zu schaden, im Gegenteil. Manche Journalisten meinen inzwischen sogar, es sei sinnlos, Trump zu widerlegen.

Der Geowissenschaftler und Klimacampaigner Brad Johnson hat es mit Trumps China-Phantasma trotzdem nochmal getan - und zwar in buchstäblich historischer Dimension: In einem langen Beitrag auf dem Portal Medium.com hat er historische Zeitungsausschnitte veröffentlicht, die er zuvor in jahrelanger Recherchearbeit gesammelt hat. In ihnen allen geht es um den Treibhauseffekt - und sie reichen zurück bis ins Jahr 1861. Als wolle er augenzwinkernd sagen: Höchst unwahrscheinlich, dass der Arm der Chinesen und ihre Verschwörung bis in die Qing-Dynastie zurückreicht.

Ähnliche Chroniken über die Entwicklung des Klimawissens gab es bereits zuvor. Sie schlugen den bekannten Bogen von Jean Baptiste Joseph Fourier, John Tyndall und Svante Arrhenius, die schon lange vor dem Jahr 1900 Grundlagen des Treibhauseffekts entdeckten, bis zum mehr als 3.000 Seiten dicken Fünften Sachstandsbericht (AR5) des IPCC im Jahr 2013/14. Doch im Unterschied zu anderen Chroniken referiert Johnsons nicht, sondern er zeigt Ausrisse aus Originaldokumenten: einen Konferenzvortrag (1861), eine Meldung aus der Lokalzeitung Pittsburgh Weekly Gazette (1868), einen Fachaufsatz aus dem Journal of Geology (1897), eine Illustration im Boston Globe zu den möglichen Folgen des Meeresspiegelanstiegs (1932) und, und, und.

"Wenn Boston 150 Fuß tief im Meer versinkt" - Schlagzeile und Illustration im Boston Globe, wo bereits 1932 die möglichen Folgen eines Anstiegs der Meeresspiegel und der Zusammenhang mit der Erderwärmung deutlich dargestellt wird; Quelle: Medium.com

Immer wieder aufs Neue verleiten diese Faksimile zum Lesen - und zum Staunen: etwa dass bereits im Jahre 1928 einem Spitzenmanagers von Commonwealth Edison, einem der größten Energiekonzerne der USA, das Prinzip des Klimawandels vollkommen klar war, er aber ziemlich irre Schlüsse daraus zog. Da ist man in Gedanken schnell wieder bei Donald Trump ...

Doch ganz unabhängig von allen aktuellen Anlässen: So anschaulich und unterhaltsam wie in der Sammlung von Brad Johnson ist die Geschichte der Klimaforschung (und nebenbei der Klimakommunikation) selten erzählt worden.

Nachtrag, 24. 10.: Auf seinem Blog DotEarth hat New York Times-Autor Andrew Revkin weitere historische Zeitungsausschnitte zum Klimawandel veröffentlicht.

tst