Dass der Klimawandel ein Problem ist, bezweifelt kaum noch jemand. Und davon, wie er Deutschland treffen könnte, vermittelte der Dürresommer 2018 einen Eindruck. Aber welche Folgen die Erderhitzung ganz konkret haben würde, für die eigene Stadt, den eigenen Landkreis - darüber wissen die meisten Menschen ziemlich wenig.

Dass Forscherinnen und Forscher in den vergangenen Jahren eine Vielzahl von Daten dazu vorgelegt haben, dass Klimamodelle und Szenarienberechnungen zunehmend auch für kleinere Regionen einen ganz guten Eindruck der Zukunft(en) geben können, ist in der Öffentlichkeit kaum bekannt. Mit einem großen Online-Projekt will der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) diese Lücke schließen - zumindest für sein Sendegebiet. Ein achtköpfiges Team aus Datenjournalistinnen, Grafikern und Programmiererinnen hat dazu regionale Klimadaten für Vergangenheit und Zukunft ausgewertet und aufbereitet.

Dank des rbb gibt es nun die "Warming Stripes" nicht nur für Berlin/Brandenburg, sondern auch für die einzelnen Landkreise in Brandenburg; Screenshot: rbb24.de

Blickfang der Website ist eine regionale Version der sogenannten "Warming Stripes". Mit solchen Streifengrafiken hatte der britische Klimaforscher Ed Hawkins vor knapp einem Jahr die weltweite Erderwärmung visualisiert - auf einen Blick ist dabei die Zunahme wärmerer Jahre (rötlicher Streifen) im Zeitverlauf zu erkennen. Gemeinsam mit Hawkins veröffentliche klimafakten.de im vergangenen Juli eine deutsche Version, beim RBB kann man sich nun die "Erwärmungsstreifen" für Berlin/Brandenburg ansehen - und sogar für die einzelnen Brandenburger Landkreise, egal ob Barnim, Prignitz oder Uckermark.

Vor allem aber stellt die Website einige künftige Folgen des Klimawandels dar: zum Beispiel die erwarteten Niederschläge, Veränderungen der Wachstumssaison von Pflanzen und vor allem die Zunahme von Hitzeereignissen. Dabei sind die einzelnen Phänomene sowohl für die ganz nahe Zukunft (den Zeitraum 2021 bis 2051) dargestellt als auch für die etwas fernere (2071-2100) - aber selbst dieser spätere Zeitraum ist nicht mehr weit weg, die Kinder von heute werden ihn mit großer Wahrscheinlichkeit noch erleben. Der Clou der Grafiken: Man kann sich die Entwicklung sowohl ohne als auch mit Klimaschutz ansehen.

Ohne Klimaschutz vervielfachen sich auch in Berlin die "Tropennächte"

Zum Beispiel die sogenannten "Tropennächte": Mit diesem Begriff bezeichnen Meteorologen Sommernächte, in denen die Temperatur nicht mehr unter 20 °C sinkt. Dies ist für Menschen besonders belastend, weil sie sich dann selbst nachts kaum von Hitzewellen erholen können. Vor Beginn des Klimawandels waren "Tropennächte" in Berlin/Brandenburg sehr selten, es gab sie statistisch weniger als einmal pro Jahr. Ende des Jahrhunderts hingegen könnte es in Berlin, ohne Klimaschutz, durchschnittlich knapp 20 solche Nächte pro Jahr geben. Durch ein Senken des Treibhausgas-Ausstoßes jedoch könnte die Menschheit diese Entwicklung noch deutlich bremsen - auf durchschnittlich 2,6 "Tropennächte" jährlich. Diese Zahlen sind auf der RBB-Website in detaillierten Grafiken (siehe unten) dargestellt - und wer will, kann sich auch solche Projektionen für die einzelnen Brandenburger Landkreise ansehen.

Mit anschaulichen Grafiken führt das RBB-Datenprojekt vor Augen, was (zum Beispiel bei den nächtlichen Temperaturen im Sommer) bei ungebremster Erderhitzung zu erwarten ist - und welche Wirkung ernsthafter Klimaschutz noch haben könnte; Screenshots: rbb24.de

"Die klimatischen Voraussetzungen, die gegenwärtigen Klimabeobachtungen und die erwarteten Auswirkungen des Klimawandels machen die Region Berlin-Brandenburg zu einer der am stärksten verwundbaren Gebiete Deutschlands", schreibt das Landesamt für Umwelt in Potsdam auf seiner Internetseite. Was dies im Einzelnen bedeutet, führt das Datendossier des RBB auch Laien vor Augen.

tst