Josefine Anderer (58)

Klimaschutzmanagerin,
Landratsamt Starnberg

 

Was ist die wichtigste Erkenntnis, die Sie vom K3-Kongress mitnehmen?

Für mich ist der Kongress immer wieder eine Sensibilisierung dafür, was in meiner Arbeit zu beachten ist. Eine Art Vergewisserung: Bin ich auf dem richtigen Weg? Für mich war die wichtigste Aussage hier: Es gibt bei der Suche nach guter Klimakommunikation nicht die eine Lösung, die immer passt. Man muss stets berücksichtigen, mit wem man kommuniziert: mit welchen Zielgruppen, welchen Milieus.

Wer ist interessanteste Person, die Sie hier kennengelernt haben?

Das ist schwer. Aber ich fand Maren Urners Keynote besonders interessant. Sie stellt Fragen, die dazu führen, dass ich mich manchmal selbst dabei ertappe, wie pessimistisch mein Bild von der Welt doch ist. Obwohl es teilweise gar nicht stimmt, weil sich die Welt auch schon wieder zum Besseren entwickelt hat. Und es geht wirklich darum, die Leute zu befähigen, dass sie auch den Mut haben, etwas zu tun, dass sie daran glauben, selbst einen Hebel ansetzen zu können.

Wie können Sie die Impulse vom Kongress künftig umsetzen?

Ich habe vor drei Tagen eine Klimaagentur für drei Landkreise gegründet. Wir haben besonders im Landkreis Starnberg sehr extreme Zielgruppen und Milieus, die man ganz gezielt ansprechen muss. Da braucht es viel Know-How. Der Kongress hat mich daran erinnert, dass ich die Milieuzugehörigkeit in meiner Kommunikation stärker berücksichtigen muss. Zum Beispiel diejenigen, die zwar besorgt sind wegen der Krise, aber nicht ins Handeln kommen. Darauf kommt es an.

 

Matthias Rathmann (46)

Chefredakteur der Zeitschrift trans aktuell und des Portals eurotransport.de beim ETM Verlag in Stuttgart

 

Was ist die wichtigste Erkenntnis, die Sie vom K3-Kongress mitnehmen?

Dass wir Dinge und Begriffe stärker hinterfragen. Ich selbst tue mich da auch manchmal schwer: Ich schreibe „klimaneutral“, „CO2-arm“ oder „klimafreundlich“ – dabei sind diese Begriffe gar nicht eindeutig definiert, es gibt keine Mindeststandards. Sie können Dinge suggerieren, die vielleicht nicht zutreffen. Wir müssen als Journalisten viel vorsichtiger schauen, wie wir korrekt formulieren. Und als Verbraucher kritischer hinterfragen, was Unternehmen behaupten und eventuell vorgaukeln.

Wer war die interessanteste Person, die Sie hier kennengelernt haben?

Für mich Eckart von Hirschhausen. Ich fand ihn faszinierend, authentisch, witzig. Und ich finde es gut, wenn Prominente ihren Einfluss für die gute Sache nutzen. Das ist, glaube ich, nicht zu unterschätzen.

Wie können Sie die Impulse vom Kongress künftig umsetzen?

Indem ich genauer hinschaue. In meinen eigenen Formulierungen, aber auch in den Texten, die wir von anderen Autoren veröffentlichen. Und indem ich mein eigenes Verhalten stärker hinterfrage: Kann ich nicht vielleicht doch häufiger mit dem Fahrrad fahren, weniger Essen verschwenden, bewusster leben?

Matthias Rathmann ist einer der Preisträger
des diesjährigen K3-Preises für Klimakommunikation

 

Odette Deuber (47)

Geschäftsführerin der DO Climate GmbH
in Tübingen

 

Was ist die wichtigste Erkenntnis, die Sie vom K3-Kongress mitnehmen?

Für mich stammt die wichtigste Erkenntnis aus der Keynote von Maren Urner: Wir sind jetzt auf einer anderen Stufe. Es geht nicht mehr darum, die naturwissenschaftlich-technischen Fakten zu kommunizieren, sondern es geht um Psychologie und um die Frage, wie können wir uns als Menschen sozusagen neu trainieren, um alte Reflexe und Gewohnheiten zu überwinden.

Wir können das letztlich nur schaffen, wenn die unterschiedlichsten Disziplinen zusammenarbeiten, um zu verstehen, was uns als Menschen ausmacht. Wenn wir nach vorne blicken, statt die Schuldfrage zu stellen, und wenn wir gemeinsam schauen: Wie können wir Lösungen finden? Wie wollen wir in einer klimaneutralen Welt leben? Nicht: Wogegen sind wir, sondern: Was wollen wir erreichen?

Wer ist die interessanteste Person, die Sie hier kennengelernt haben?

Es gibt nicht die eine interessanteste Person. Es sind die unterschiedlichen Leute, die den Kongress ausmachen. Die bunte Vielfalt, die unterschiedlichen Perspektiven – die Mischung macht’s.

Wie können Sie die Impulse vom Kongress künftig umsetzen?

Ich berate Unternehmen auf dem Weg in die Klimaneutralität. Den Menschen Lust zu machen auf die Reise in eine Welt, die wir uns selbst gestalten können, in der wir selbst handlungsfähig und wirksam sind, und dies mit Lebendigkeit und Freude zu tun: das tue ich in meiner täglichen Beratung. Dafür habe ich einfach noch einmal neue Anregungen und Beispiele bekommen, schön auf den Punkt gebracht.

 

Eckart von Hirschhausen (55)

Arzt, Wissenschaftsjournalist und Gründer der Stiftung „Gesunde Erde-Gesunde Menschen“

 

Was ist die wichtigste Erkenntnis, die Sie vom K3-Kongress mitnehmen?

Die wichtigste Erkenntnis ist für mich, dass es immer mehr gute Begleitforschung und Evidenz gibt zu dem Ansatz, für den ich mich seit vielen Jahren stark mache: Klimaschutz ist Gesundheitsschutz. Auf dem letzten K3-Kongress habe ich George Marshall kennengelernt, der mit seiner Organisation Climate Outreach zusammen mit More in Common und klimafakten.de ja auch für Deutschland untersucht, auf welche Werte Menschen ansprechbar sind. Und alle befragten Typen von Menschen hatten als obersten Wert: Gesundheit und Wohlergehen! Deshalb weniger Eisbär – mehr Mensch! Wir müssen nicht „das Klima“ retten – sondern uns! Erzähl den Menschen was von sich selbst, davon, welche Folgen der Klimawandel für ihren Kreislauf hat, für ihr Hirn, für ihre Psyche. Das verfängt.

Sie sind zum Teil in der Öffentlichkeit tätig, mit Formaten wie „Wissen vor Acht – Erde“ in der ARD oder den Dokumentarfilmen, aber auch viel im Hintergrund aktiv in der Vernetzung der Stakeholder im Gesundheitswesen, warum ist das wichtig?

Gute Klimakommunikation ist das eine, aber wie kommt man aus dem Wissen ins Handeln? Wenn die größten Gesundheitsgefahren dieses Jahrhunderts alle nicht mit einer Pille oder einer Operation zu behandeln sind, was bedeutet das für unser Gesundheitssystems? Bisher waren Klimawandel und Extremwetterereignisse ein Thema für NGOs und Wissenschaft, die Player aus der Gesundheitsversorgung waren damit eher nicht befasst. Ich glaube, dass die Flut im Ahrtal – so schrecklich sie war – auch als Weckruf gedient hat. Sie hat gezeigt, wie miserabel wir auf Extremwetter vorbereitet sind, wie viele Lücken es in der Kommunikation gibt. Es fehlen Sirenen, um im Katastrophenfall zu warnen. So ähnlich hat uns die Corona-Pandemie auf Versäumnisse bei der Vorsorge hingewiesen: Wir geben jeden Tag über eine Milliarde Euro aus im deutschen Gesundheitswesen, und dann fehlen uns einfache Masken!

Aber das größte Dilemma ist die Hitze, der unsichtbare Killer von vielen Tausend Menschen, auch in diesem Sommer. Und immer noch bauen wir Krankenhäuser und Pflegeheime so, dass sie zu Hitzefallen werden, statt zu sicheren Orten für besonders verletzliche Menschen. Es kommen jetzt enorme Investitionen auf uns zu zur Anpassung, aber auch das will erstmal niemand hören und verantworten.

Welche Gruppen der Gesellschaft können wir mit guter Klimakommunikation noch für diese Themen gewinnen?

Ich durfte ja neben meinem Vortrag zu Humor auch die Preisverleihung moderieren, und die Vielfalt der kreativen Ansätze ist großartig. Die Zahl der Leute, die den Klimawandel komplett verdrängen, ist geschrumpft. Und gleichzeitig gibt es eine Mehrheit in Deutschland, die sich fragt, was kostet Klimaschutz, was habe ich davon? Da gilt es zum einen die Vorteile zu betonen, die sogenannten „Co-Benefits“. Eine pflanzenbasierte Ernährung ist gesünder für jeden einzelnen und für die Erde. Ich atme auch lieber die Abgase von zehn Radfahrenden ein als von einem SUV. Wir könnten es viel schöner haben als jetzt – und gesünder!

Wir können Lust machen auf die Veränderung, die sowieso kommt, die wir jetzt noch gestalten können. Dafür braucht es ein Zielbild, wie es in dem Gewinnerprojekt Schweiz2050.ch digital zu erleben ist. Es braucht regelmäßige Berichte in der Regionalzeitung, und Kommunikation, wo man sie gar nicht erwartet. Wenn man versteht, dass unser Verhalten ganz viel mit sozialen Normen zu tun hat, mit dem Wunsch, dazuzugehören, dann ergeben sich viele neue Möglichkeiten. Deshalb fand ich auch bei der Preisverleihung super, Leute aus der Musikbranche zu ehren, aus der Clubszene, aus ganz vielen Bereichen, die jetzt aufwachen und mitziehen. Das waren sehr viele Erkenntnisse.

Was war die wichtigste?

Es gibt nicht die eine wichtige Erkenntnis. Es gibt viele Wege, die gleichzeitig beschritten werden müssen, weil Menschen dann reagieren, wenn sie eine konsistente Botschaft von verschiedenen Seiten hören. Deshalb braucht es viele verschiedene Kommunikationskanäle, sei es den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, sei es Social Media, sei es Lokaljournalismus, sei es die Bremer Klimatram, die auf dem Kongress ebenfalls ausgezeichnet wurde und deren Idee wir jetzt mit meiner Stiftung Gesunde Erde, gesunde Menschen und den ScientistsForFuture auf Berlin übertragen. Es braucht viele Wege, und gute Ideen sind zum Nachmachen da.

Wer war die interessanteste Person, die Sie hier kennengelernt haben?

Klar gibt es Leute, die sichtbarer sind, in den Keynote-Vorträgen von Maren Urner und Fritz Reusswig, die brillant und auch sehr witzig waren. Aber ganz viel passiert hier auch beim Schlangestehen fürs Essen in den Pausen.

Wie setzen Sie die Impulse vom Kongress künftig um?

Ich mache weiter!

Interviews und Fotos: Alexandra Endres
Transparenzhinweis: klimafakten.de gehört zum Veranstalterkreis des K3-Kongresses