"It's happening", zu deutsch: "Es passiert" – ist der Titel einer britischen Website und gleichzeitig ihr Programm: Sie führt vor Augen, dass überall auf der Welt bereits eine Menge passiert in Sachen Klimaschutz. "Es ist ein Aufruf, sich angesichts einer Flut von schlechten Nachrichten zum Klimawandel über das zu freuen, was wir schon erreicht haben", schreibt das vierköpfige Team von "It's happening". "Zusammen wollen wir Fatalismus mit Hoffnung bekämpfen."

Dabei setzt das Portal auf die Kraft der Bilder: Zu den Fotos der ausgewählten Projekte gibt es jeweils nur eine kurze Beschreibung – ein Link führt dann zu ausführlichen Berichten auf externen Webseiten. "It's happening" ist also eigentlich nur ein Projekt-Digest, eine Nachrichten-Galerie – aber eine eindrucksvolle. "Echte Zeichen einer helleren Zukunft", lautet die Unterzeile.

Der Rhein-Hunsrück-Kreis macht vor, wie ehrgeiziger Klimaschutz aussieht. Quelle: It's happening

Der Schwerpunkt der Website liegt auf Projekten in Großbritannien und Europa. Der Anspruch ist aber, stille Helden auf der ganzen Welt zu würdigen. Aus Deutschland wird beispielsweise der Rhein-Hunsrück-Kreis vorgestellt. Er will sich bis zum Jahr 2020 zum Null-Emissions-Landkreis entwickeln, wobei nicht nur auf die Energieversorgung geschaut wird, sondern auch Verkehr und Abfall in die Gesamtbilanz einfließen. Hundert Prozent Stromerzeugung aus Erneuerbaren hat man dort nämlich längst erreicht – bereits im Jahr 2012.

Das Versprechen der erneuerbaren Energien, auch das Leben der Allerärmsten zu verbessern, illustriert "It's happening" mit einem Programm, das Innovationen für Kleinbauern und Fischer finanziert: Kühlschränke, die mit Biogas aus Kuhdung betrieben werden oder solarbetriebene Mühlen, die das Schälen von Mais erleichtern. Die jüngste Meldung aus London hat "It's happening" von der BBC übernommen: Die Zahl der Fahrradfahrer in der Innenstadt werde in ein paar Jahren die der Autofahrer übersteigen. Was die neuen Fahrradschnellwege damit zu tun haben, kann man sich im verlinkten Video anschauen.

Tansanische Bauern ohne Zugang zum Stromnetz können die Milch ihrer Kühe jetzt mithilfe eines biogasbetriebenen Kühlgeräts länger aufbewahren und besser vermarkten. Quelle: It's happening

Initiiert wurde "It's happening" von der britischen Klimaschutzkampagne 10:10. Die hatte sich 2009 mit dem Ziel gegründet, möglichst viele Leute dazu zu bewegen, im Laufe des Jahres 2010 ihren Ausstoß an Treibhausgasen um zehn Prozent zu senken. In den Jahren seitdem hat 10:10 eine Reihe weiterer Projekte gestartet, etwa an Schulen.

Mit ihrer Stragegie, Geschichten des Gelingens zu erzählen, setzt "It's happening" Erkenntnisse der Forschung zur Klimakommunikation um. Diese solle von möglichen Lösungen erzählen, nicht immer nur den drohendem Untergang ausmalen, rät etwa der norwegische Ökonom, Psychologe und Unternehmensberater Per Espen Stoknes. Bei der Bildauswahl folgt "It's happening" ebenfalls aktuellen Empfehlungen: Die Website zeigt Fotos der Lösungen, was allgemein auf positivere Reaktionen stößt als das Abbilden von Leid oder von Naturkatastrophen. Allerdings deuten Studien auch darauf hin, dass eine zu starke Betonung von Erfolgen das Problembewusstsein und damit die Bereitschaft zu Emissionsminderungen vermindern könnte.

Die notwendige Gratwanderung zwischen Optimismus und Selbstzufriedenheit scheint bei "It's happening" ziemlich gelungen: Die Projekte werden als "Zeichen für den Wandel" präsentiert – damit ist klar, dass noch viel mehr passieren muss. Und die Projekte sind auf eine Art präsentiert, die zum Nachmachen aufruft – und nicht dazu, sich beruhigt zurückzulehnen.

Susanne Ehlerding