Es ist ein echter Blickfang: In einer Häusernische am Jakominiplatz mitten in Graz klebt seit vergangenem Herbst eine große, transparente Kunststoffblase. Nachts ist sie von innen erleuchtet, und es stehen tropische Obstpflanzen darin. Eine Ananas und eine Handvoll Papaya wurden kürzlich geerntet - am Ende eines österreichischen Winters.

Das Projekt mit dem Titel "Oase No 8" in der Hauptstadt der Steiermark ist - natürlich - Kunst. Es stammt von dem 34-jährigen Grazer Markus Jeschaunig. Das kleine Gewächshaus wird mit Abwärme aus einer örtlichen Pizzeria beheizt und macht dadurch an einem konkreten Beispiel anschaulich, wieviel Energie im Alltag einer ganz normalen mitteleuropäischen Stadt ungenutzt verpufft und wie die Menschheit mit ihren begrenzten Ressourcen umgeht. Beim Kunstwettbewerb KlimaARS 2016 hat das Projekt vergangene Woche einen der ersten Preise gewonnen.

Das Siegerprojekt "Oase No 8" in einer Hauslücke über einem ehemaligen Reformhaus im Zentrum von Graz - als "parasitäre architektonische Intervention" hat der Künstler Markus Jeschaunig sein komplett mit Abwärme beheiztes Gewächshaus bezeichnet; Foto: Universalmuseum Joanneum

Den Wettbewerb hatten die Karl-Franzens-Universität und die Kunstuniversität Graz im Herbst vergangenen Jahres ausgeschrieben. Die Aufgabe war, "den Klimawandel, seine Auswirkungen oder den Umgang mit ihm in eine neue Sprache zu übersetzen und dadurch die mit ihm verbundene Dynamik erfahrbar zu machen". 99 Einsendungen erreichten die Jury aus Vertretern von Klimaforschung, Kunst und Kultur sowie Medien. Zwanzig davon wählte die Jury aus und präsentierte sie im Rahmen des 17. Österreichischen Klimatages, der vergangene Woche in Graz stattfand. Die besten drei wurden schließlich zu Siegern gekürt und mit je 1.000 Euro prämiert.

Ebenfalls erste Preise erhielten neben Jeschaunigs "Abwärmegewächshaus" zwei akustische Arbeiten: In seiner quadrophonischen Klanginstallation "Aqua Alta" hat der Komponist und Produzent Michael Eisl die "Vier Jahreszeiten" von Vivaldi übereinandergelegt. Die einzelnen Stücke sind nicht mehr zu unterscheiden, es bleibt lediglich eine Kakophonie - eine Parabel auf das chaotische Klima, das bei ungebremsten Treibhausgasemissionen droht. Dritte Preisträgerin ist die Komponistin und Forscherin Artemi-Maria Gioti, die in dem Werk "Temperatures" Klimadaten in Klänge umgewandelt hat. Der Wettbewerb soll "eine Brücke zwischen Wissenschaft und Kunst schlagen und der Auseinandersetzung mit diesem brennenden Thema ein weiteres Forum geben", erklärte Peter Scherrer, Vizerektor der Uni Graz.

Das "Abwärmegewächshaus" soll noch bis Ende dieses Jahres im Grazer Stadtzentrum stehen. Für den Spätsommer ist die Ernte von Bananen geplant. 

 

Einen siebenminütigen Film
über den Wettbewerb und seine Ergebnisse finden Sie hier

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