Zusammenfassung:

Enhanced Weathering (EW) ist eine Klimaschutz-Option, bei der die natürliche Verwitterung von Gesteinen beschleunigt wird, was der Atmosphäre dauerhaft CO2 entzieht. EW gehört zu den neuartigen CO2-Entnahmemethoden (Carbon Dioxide Removal, kurz CDR), die bislang zwar intensiv untersucht, aber noch kaum tatsächlich angewendet werden.

Beim Enhanced Weathering wird Gestein zermahlen (was mit einem relativ hohen Energieaufwand verbunden ist) und dann großflächig ausgebracht. Dies kann positive Nebeneffekte haben, etwa verbesserte Bodenqualität, wenn das zermahlene Gestein auf Äckern verteilt wird. EW hat global betrachtet das Potenzial, erhebliche Mengen CO2 aus der Atmosphäre zu binden. Für einen Einsatz in großem Maßstab sind jedoch weitere Forschung zu geeigneten Einsatzgebieten und zur Risikominderung sowie verbindliche Regulierung nötig.

Obwohl viele CDR-Technologien, so auch EW, noch Zukunftsmusik sind, spielen sie bereits eine große Rolle in den Szenarien des IPCC, die eine Begrenzung der Erderwärmung auf unter 1,5 Grad oder 2 Grad Celsius ermöglichen würden. CDR gilt als ein Mittel, um CO2 wieder aus der Atmosphäre zu holen oder Emissionen auszugleichen, die sich an der jeweiligen Quelle nicht oder nur sehr schwer verhindern lassen, etwa bei bestimmten industriellen Prozessen oder in der Landwirtschaft. In der Forschung herrscht Konsens, dass die Entnahme von Kohlendioxid aus der Atmosphäre notwendig sein wird, um die Klimaziele zu erreichen – dies jedoch keine Alternative zum sofortigen und möglichst starken Senken der Treibhausgasemissionen ist, sondern lediglich eine notwendige Ergänzung.

 

Weil die 1,5-Grad-Grenze bei der Erderhitzung nicht mehr zu halten ist, wird zunehmend darüber diskutiert, wie man das Treibhausgas Kohlendioxid wieder aus der Atmosphäre zurückholen könnte. Der Fachbegriff dafür ist „Carbon Dioxide Removal“, kurz CDR [hier unser Übersichtsartikel zum Thema]. Eine der Optionen ist dabei das sogenannte Enhanced Weathering. Aber was ist das überhaupt? Wie groß ist das Potenzial dieser Methode? Welche Kosten und Risiken gibt es – und welche positiven Nebeneffekte? Antworten dazu aus der Wissenschaft.

Enhanced Weathering oder auch Enhanced Rock Weathering (kurz: EW oder auch ERW) kann mit „beschleunigte Gesteins-Verwitterung“ übersetzt werden. Es beruht auf einem natürlichen, geologischen Prozess, bei dem CO2 aus der Atmosphäre durch die Auflösung von Gestein gebunden wird.

Kurzgesagt löst sich das Kohlendioxid der Luft in Regenwasser, die so im Wasser entstehende Kohlensäure greift dann Gesteine an – zum Beispiel Basalt – und lässt sie „verwittern“, wobei sich CO2-haltige Bikarbonate bilden. Das bikarbonat-haltige Wasser kann im Boden verbleiben oder über die Flüsse in die Ozeane gespült werden. Langfristig kann sich aus dem CO2-haltigen Wasser Kalkstein bilden, wodurch das Kohlendioxid letztlich in fester Form in den Böden oder in Ozeansedimenten gespeichert wird. So oder so ist dann das vormals in der Atmosphäre befindliche Kohlendioxid dauerhaft an anderer Stelle (in Wasser oder Gestein) gebunden und trägt somit nicht mehr zur Erderhitzung bei.

Wer es detaillierter wissen will – im Zuge des Verwitterungsprozesses laufen zahlreiche chemische Reaktionen ab, die grundlegende ist: Wenn sich Silikatgesteine (beispielsweise Beispiel Basalt, Olivin oder Dunit) in Wasser auflösen, werden positiv geladene Kationen ins Wasser freigesetzt (typischerweise Natrium-, Kalium-, Kalzium- oder Magnesium-Ionen). Durch diese kann das Wasser Kohlendioxid aufnehmen, genauer gesagt bildet sich zum Ausgleich der positiven Kationen das negative Anion Hydrogenkarbonat (HCO3-). Dadurch wird das Wasser auch basischer (das heißt, der pH-Wert nimmt zu). Finden diese Prozesse an Land statt, können die im Wasser gelösten Hydrogenkarbonat-Ionen in den Böden durch Reaktion mit Kalzium- oder Magnesium-Ionen (Ca2+ bzw. Mg2+) zu festen Karbonaten wie Kalkstein oder Magnesit (CaCO3 bzw. MgCO3) ausfällen; allerdings wird bei diesem Ausfällungsprozess wieder ein Teil des gebundenen Kohlendioxids frei. Gelangen jedoch die Hydrogenkarbonate bis ins Meer und reagieren auch dort nicht weiter zu Karbonatgesteinen, bleibt mehr CO2 dauerhaft gebunden.

Natürlicherweise verlaufen die Verwitterungsprozesse über Tausende von Jahren. Um die chemischen Reaktionen zu beschleunigen und in größerem Maßstab ablaufen zu lassen, werden beim EW geeignete Gesteine in sehr kleine Partikel zermahlen, damit eine möglichst große Oberfläche für die Reaktion mit dem Wasser zur Verfügung steht. Das Mahlgut wird dann auf Land oder im Meer verteilt (siehe dazu Abschnitt 2), wo die genannten chemischen Reaktionen für die CO2-Bindung sorgen.

EW zählt zu den geochemischen CO2-Entnahmemethoden (kurz: CDR-Methoden), die auch als „neuartig“ bezeichnet werden, da sie bislang noch nicht im größeren Ausmaß angewendet werden. [Mehr dazu in unserem F&A-Text zum Thema CDR.]

Die Wissenschaft hat verschiedene Gesteinsarten und Verwitterungsprozesse ausgemacht, die sich gut für die CO2-Bindung eignen.

Bei der landbasierten Methode wird das zermahlene Gestein – meist auf landwirtschaftlich genutzten – Böden verteilt, es kann dabei an der Oberfläche verbleiben oder auch untergepflügt werden. Insbesondere Silikatgesteine wie Basalt und das Mineral Olivin gelten als vielversprechend, da sie schnell verwittern und somit das Potenzial haben, besonders viel Kohlendioxid zu binden (Beerling et al. 2018). Zudem kann das Gesteinspulver (bzw. was nach den chemischen Reaktionen von ihnen übrigbleibt) einen positiven Effekt auf die Bodenfruchtbarkeit und Pflanzenwachstum haben (Skov et al. 2024; Kantola et al. 2017). Wegen dieser Düngewirkung ist das Ausbringen von sogenanntem Urgesteinsmehl eine bereits lange übliche Praxis in Gartenbau und Landwirtschaft, der CO2-Bindeeffekt blieb dabei bisher aber meist unbeachtet.

Infografik "Wie funktioniert Enhanced Weathering?"

Bei der meeresbasierten Methode wird das Gesteinsmehl am oder im Ozean ausgebracht, dies kann durch Verstreuen in Küstengebieten oder über der Meeresoberfläche passieren oder auch durch das Einbringen von Lösungen und Suspensionen direkt ins Ozeanwasser. Unter anderem abhängig davon, wie groß die Gesteinspartikel sind und wie stark die Bewegung des Wassers ist, findet der chemische Prozess auf unterschiedliche Weise und mit unterschiedlicher Geschwindigkeit statt (Flipkens et al. 2023). Es gibt noch nicht viele Daten aus der Praxis darüber, wie stark oder effizient die verschiedenen Varianten der meeresbasierten Methode sind, noch welche Art von Gesteinen bzw. Mineralen oder welcher Ort am besten geeignet ist für eine verstärkte marine Gesteinsverwitterung (Geerts et al. 2025).

Die Alkalinitätserhöhung des Wassers, ein Nebeneffekt der Verwitterung (siehe Abschnitt 1), wirkt in den Ozeanen direkt der zunehmenden Versauerung entgegen und damit einem weiteren, durch menschengemachte CO2-Emissionen verursachten Problem (Montserrat et al. 2017).

Die Kosten von Enhanced Weathering (EW) hängen vor allem von der Gesteinsquelle, der gewählten Technologie zur Zerkleinerung und dem Materialtransport ab. Der Weltklimarat IPCC nennt die bisher vorliegenden Schätzungen zu den Kosten von Enhanced Weathering „höchst unsicher“; die untere Grenze der in Studien genannten Zahlen liege bei 15 bis 40 US-Dollar pro gebundener Tonne CO2, die Obergrenze reiche bis 3.460 US-Dollar (IPCC 2022, AR6, AG3, Kapitel 12.3.1.2). Eine vielzitierte, auch vom IPCC genannte Schätzung für das Jahr 2050 beziffert die Kosten auf 50 bis 200 US-Dollar pro gebundener Tonne CO2 und das Entnahmepotenzial im Jahr 2050 zu diesen Preisen auf 2 bis 4 Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr (Fuss et al. 2018).

Die niedrigeren Kostenschätzungen für EW liegen unter jenen für andere neuartige CDR-Methoden, wie zum Beispiel „Direct Air Capture“ (kurz DAC – siehe hierzu unserem F&A-Text zum Thema DAC.) Für die künftige Wirtschaftlichkeit von EW spricht auf der einen Seite, dass die Kapitalkosten gering und die Skalierbarkeit der Maßnahmen groß ist (McDermott et al. 2024), während jedoch auf der anderen Seite die Transport- und Energiekosten negativ ins Gewicht fallen können.

Um Enhanced Weathering in großem Maßstab einzusetzen, ist ein erheblicher Aufwand an Ressourcen vonnöten.

Bergbau

Grundsätzlich schätzen Fachleute, dass es auf der Welt genügend Silikatgestein – insbesondere Basalt – gibt, um einen nennenswerten Beitrag zum Klimaschutz durch EW zu leisten. Rechnerisch müsste man etwa drei Milliarden Tonnen Basaltgesteinen pro Jahr einsetzen, um rund eine Milliarde Tonne Kohlendioxid pro Jahr zu binden, was auch technisch durchaus machbar sei angesichts von acht Milliarden Tonnen Kohle, die beispielsweise im Jahr 2014 weltweit gefördert wurden (Strefler et al. 2018).

Allerdings ist der Aufwand für die Gewinnung solcher Gesteinsmengen beträchtlich. Die Kosten hängen von regionalen Bedingungen und davon ab, ob es etwa in bereits vorhandenen oder auch stillgelegten Steinbrüchen gewonnen werden kann – oder ob dafür neue Abbaustellen erschlossen werden müssen, was erheblich teurer wäre. Für Großbritannien, wo es bereits erschlossene Steinbrüche sowie ein gut ausgebautes Transportsystem gibt, wurden –  abhängig von der verwendeten Gesteinsart – Betriebskosten von EW von 24 bis 578 US-Dollar pro gebundener Tonne CO2 errechnet (Renforth 2012).

Um die benötigten Silikatgesteine nicht extra im Bergbau fördern zu müssen, wurde auch untersucht, ob Abfallstoffe wie Bauschutt, Zementofenstaub oder Stahlschlacke verwendet werden können. Dies könnte die Kosten und Emissionen, die mit dem Abbau und dem Zermahlen des Gesteins verbunden sind, erheblich senken (Eufrasio et al. 2022). Hierbei gibt es jedoch Bedenken, dass in dem Abfall enthaltene Schadstoffe beim Ausbringen Felder, Trinkwasser und Meere verunreinigen können (Buckingham und Henderson, 2024).

Energie

Abgesehen vom Abbau des Gesteins und dem Transport wird beim EW die meiste Energie auf das Zerkleinern des Materials aufgewendet. Grundsätzlich gilt: Je feiner die Steine zermahlen werden, desto mehr Kohlendioxid kann durch sie gebunden werden. Andererseits wird umso mehr Energie benötigt, je feiner das Gestein zerkleinert wird (Beerling et al. 2020). Zwischen 77 bis 94 Prozent des Energiebedarfs für EW würden beim Mahlen der Gesteine und dem Transport anfallen, wurde in der bereits erwähnten britischen Studie ermittelt (Renforth 2012).

Der Sechste Sachstandsbericht des IPCC fasst es so zusammen:

„Die Verarbeitung von zusätzlichen zehn Milliarden Tonnen Gestein [neben dem bisherigen Bergbau] würde bis zu 3.000 Terawattstunden Energie erfordern, was etwa 0,1 bis 6 Prozent des weltweiten Stromverbrauchs im Jahr 2100 entsprechen könnte.“ (IPCC 2022, AR6, WG3, Kapitel 12.3.1.2)

Die mit dieser zusätzlichen Energieerzeugung verbundenen Emissionen würden einen Teil der CO2-Bindung durch Enhanced Weathering wieder zunichtemachen, merkt der IPCC an. Damit der Klimaeffekt möglichst groß ist, müsste also möglichst emissionsarme Energie genutzt werden (Beerling et al. 2020).

Transport

Beim Transport und der Ausbringung des zerkleinerten Gesteins auf Ackerflächen entstehen Kraftstoffkosten und Arbeitskosten (Strefler et al. 2018). Erfolgt das Verteilen des Gesteinspulvers durch Hubschrauber oder Flugzeuge über ansonsten schwer zu erreichenden Waldgebieten oder Küstenregionen, steigen sowohl die Kosten als auch die Transportemissionen (Goll et al. 2021).

Land

Verfügbare Landfläche wird nach Einschätzung der Forschung wahrscheinlich nicht der begrenzende Faktor für Enhanced Weathering sein (Dupla et al. 2025). Das Gesteinspulver kann sowohl auf landwirtschaftlich genutzten Flächen als auch auf Brachen, in Wäldern oder an Stränden ausgebracht werden. EW tritt somit auch nicht in Konkurrenz zu anderen landbasierten CO2-Entnahmemethoden wie Bioenergie mit Carbon Capture and Storage (BECCS) oder Wiederaufforstung.

Der Prozess der Gesteinsverwitterung läuft fortwährend auf natürliche Weise ab und entzieht der Atmosphäre damit bereits bisher etwa 1,1 Milliarden Tonnen Kohlendioxid pro Jahr (Ciais et al. 2013) – das entspricht ungefähr 2,6 Prozent der menschgemachten CO2-Emissionen, die für das Jahr 2024 auf weltweit 41,6 Milliarden Tonnen geschätzt werden (Friedlingstein et al. 2024).

Wie schnell und wie viel zusätzliches Kohlendioxid durch Enhanced Weathering gebunden werden könnte, hängt stark von der Art des eingesetzten Gesteins, der Bodenbeschaffenheit und dem Wetter an dem Ort ab, an dem das Gesteinspulver verteilt wird. Die Verwitterung läuft in Gegenden mit viel Regen und hohen Temperaturen weitaus schneller ab als in kühleren und trockeneren Regionen.

Die Schätzungen zu den Potenzialen von EW liegen weit auseinander. Die höchsten Zahlen von bis zu 88,1 Milliarden Tonnen CO2-Entnahme pro Jahr werden für das Verteilen von Gesteinspulver über eine sehr große Fläche in den Tropen genannt (Taylor et al. 2016). Forschende gehen davon aus, dass allein in den tropischen Gebieten Indiens, Brasiliens, Südostasiens und Chinas fast 75 Prozent der weltweiten CO2-Entnahmepotenzials durch EW realisierbar sein könnten (Strefler et al. 2018) – die zusätzliche Verbesserung der häufig nährstoffarmen Böden in diesen Gebieten durch EW könnte zudem zu stärkerem Biomassewachstum und dadurch weiterer zusätzlicher CO2-Aufnahme beitragen (Fuss et al. 2018). Die besonders hohen Entnahmepotenziale in den Tropen wären aber nur dann zu verwirklichen, wenn auch Waldgebiete einbezogen werden – und diese sind schwer zu erreichen, was wiederum Aufwand und Kosten der EW-Maßnahmen erhöhen würde (Strefler et al. 2018).

Das untere Ende der Spannbreite an Schätzungen markieren Studien, die Mitte des Jahrhunderts ein CO2-Aufnahmepotenzial durch EW zwischen zwei und vier Milliarden Tonnen jährlich sehen (Fuss et al. 2018). Dort wird auch betont:

„Die größte Forschungslücke ist das Fehlen von Feldexperimenten in realen Maßstäben, in denen die vollen Auswirkungen von EW auf die biogeochemischen Kreisläufe, die Biomasse und die Kohlenstoffvorräte in den Böden und den Pflanzen bewertet werden."

Der IPCC merkt an, dass es bislang nur begrenzte Belege zum Potenzial von EW und eine nur geringe Übereinstimmung der einschlägigen Studien gibt (IPCC 2022, AR6, AG3, Kapitel 12.3.1.2).

Für Deutschland hat das Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) im Jahr 2021 in einem Report zum Wissensstand zu CO2-Entnahmen geschätzt, dass die beschleunigte Verwitterung ungefähr 30 Millionen Tonnen Kohlendioxid im Jahr entfernen könnte – wobei hierzulande der begrenzende Faktor die verfügbare landwirtschaftliche Fläche sei.

Während die chemischen Prozesse beim Enhanced Weathering im Prinzip gut erforscht sind, lassen sich bestimmte Reaktionen in natürlicher Umgebung schwerer vorhersagen, weil dort meist andere Bedingungen herrschen als im Labor oder im Kleinversuch. So ist beispielsweise die Wirkung des zerkleinerten Gesteins auf bestimmte Bodentypen, Gewässer und Ökosysteme noch nicht ausreichend geklärt (IPCC 2022, AR6, AG3, Kapitel 12.3.1.2). Dies gilt zum Beispiel für die mögliche Freisetzung von giftigen Spurenelementen während des Verwitterungsprozesses (Vandeginste et al. 2024) und die genauen Effekte auf pH-Wert und CO2-Gehalt von Küstengewässern und Meeren (Bach et al. 2019).

Auch kann der Abbau, das feine Zermahlen des Gesteins und dessen Verteilen zu einer Staubentwicklung führen, die gesundheitsschädliche Ausmaße annehmen kann (Vandeginste et al. 2024). Sollten Steinbrüche ausgeweitet und/oder stärker genutzt werden, um die entsprechenden Gesteine abzubauen und zu transportieren, kann auch dies negative Auswirkungen auf die Umwelt haben.

Wie erwähnt [siehe Abschnitt 4] ist beim Enhanced Weathering immer darauf zu achten, dass Energie- und Ressourcenverbrauch nicht den Nutzen, also die CO₂-Entnahmewirkung, übersteigen dürfen. Am Beispiel Österreichs haben Forscher ermittelt, dass nur Gesteinspulver mit Korngrößen von weniger als 10 μm genug CO₂ durch beschleunigte Verwitterung binden würde, um nach Abzug der Transportemissionen tatsächlich einen Netto-CO₂-Entzug aus der Atmosphäre zu erreichen. Für ein so intensives Mahlen, ist aber sehr viel Energie vonnöten – nur ein sauberer, kohlenstoffarmer Energiemix und die Elektrifizierung des Gesteinstransportes, ermöglicht also eine nachhaltige Anwendung von EW. Der CO2-Fußabdruck des aus der Atmosphäre entfernten Kohlendioxids ist somit vor allem vom CO2-Fußabdruck der Elektrizitätserzeugung abhängig (Eufrasio et al. 2022).

Nicht zuletzt bergen alle CDR-Maßnahmen das Risiko, dass sie von Regierungen und der Öffentlichkeit als ein bequemeres Mittel gegen die Erderwärmung betrachtet werden als die CO2-Vermeidung – was dazu führen kann, dass andere wichtige Klimaschutzmaßnahmen vernachlässigt werden (McLaren et al. 2021). Der IPCC betont, dass CO₂-Entnahme (Carbon Dioxide Removal - CDR) kein Ersatz für umfassende Emissionsminderungen sein könne (IPCC 2022, AR6, Band 3, Kapitel 12, Cross-Chapter Box 8) – siehe hierzu auch unseren Artikel speziell zu CDR.

Für die beschleunigte Verwitterung lässt sich zusammenfassen, dass die Verwendung von emissionsarmer Energie, möglichst kurze Transportwege, Staubreduktion, die Wahl der richtigen Böden und des passenden Klimas (sowie weitere Forschung) notwendig sind, um EW erfolgversprechend und möglichst risikoarm einsetzen zu können. Außerdem muss sichergestellt werden, dass sich die Menge des durch Enhanced Weathering gebunden Kohlendioxids messen und überprüfen lässt (Clarkson et al. 2024).

In der Forschung herrscht Einigkeit, dass alle CO₂-Entnahmemaßnahmen keinesfalls rasche und weitreichende Emissionsreduktionen ersetzen oder davon ablenken dürfen. Dennoch werden Methoden wie beschleunigte Verwitterung als „notwendiges Element“ angesehen, um den weltweiten Temperaturanstieg noch auf 2 Grad Celsius oder weniger begrenzen zu können (IPCC 2022, AR6, Band 3, Kapitel 12, Executive Summary).

Laut IPCC kann CO₂-Entnahme ergänzend dabei helfen:

  • kurzfristig den Nettoausstoß an Treibhausgasen weiter zu senken,
  • mittelfristig unvermeidbare Restemissionen aus Sektoren wie Industrie, Fernverkehr oder Landwirtschaft auszugleichen und
  • langfristig sogar Netto-Negativ-Emissionen erreichen, also die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre wieder zu senken (IPCC 2022, AR6, Band 3, Kapitel 12, Cross-Chapter Box 8).

[Mehr zum Thema in unserem F&A-Überblickstext zu Carbon Dioxide Removal.]

CO₂-Entnahmetechnologien (CDR) sind in vielen Klimaschutzszenarien bereits fest verankert, doch die Schätzungen zum benötigten Umfang und die genaue Art der berücksichtigten Optionen (meist sind es konventionelle Methoden wie Wiederaufforstung) variieren stark. Nur wenige Szenarien beinhalten zum jetzigen Zeitpunkt eine signifikante CO2-Entnahme durch Enhanced Weathering (IPCC 2022, AR6, WG 3, Kapitel 3).

Laut IPCC müssten die verschiedenen CDR-Maßnahmen bis 2050 global etwa 5,75 Milliarden Tonnen CO₂ jährlich aus der Atmosphäre entfernen. Das Enhanced Weathering wird als noch nicht weit entwickelt eingeschätzt, aber es wird in ihm ein „mäßiges bis großes“ Potenzial gesehen (IPCC 2022, AR6, Band 3, Kapitel 12, Executive Summary).

Der IPCC verweist auf eine Studie zur Entwicklung von Emissionen bei Einsatz von verschiedenen CO2-Entnahme-Maßnahmen (inklusive EW), die zu dem Ergebnis kam, dass die vielversprechendste Strategie ist, auf ein breites Portfolio aus verschiedenen CDR-Optionen zu setzen, die in unterschiedlichen Regionen angewendet werden können (Strefler et al. 2021). Die Szenarienberechnungen des IPCC platzieren Enhanced Weathering im Mittelfeld, was Entnahmepotenzial (DACCS und BECCS könnten mehr CO2 aus der Atmosphäre entfernen, Aufforstung weniger) und Kosten (DACCS ist teurer, Aufforstung billiger) betrifft und nehmen an, dass EW insbesondere in Regionen wie Südamerika und Asien (warmes, feuchtes Klima) eine Rolle spielen könne.

Eine andere Studie, die verschiedene CDR-Methoden vergleicht hat, kommt zu dem Ergebnis:

„Hinsichtlich des Energie-, Land- und Wasserbedarfs erweist sich EW als wettbewerbsfähig mit anderen groß angelegten CDR-Strategien und bietet gegenüber einigen von ihnen zusätzliche Vorteile, da weniger Energie (z. B. direkte Luftabscheidung) und weniger Wasser (z.B. Aufforstung) benötigt werden und die landwirtschaftliche Produktion unterstützt wird, anstatt mit ihr zu konkurrieren (z. B. Bioenergiepflanzen)“ (Eufrasio et al. 2022).

Die Finanzierung von Enhanced Weathering wird voraussichtlich vor allem durch die Einführung von CO2-Preisen auf Emissionen möglich werden [mehr zu diesem Thema in unserem F&A zu CO2-Bepreisung]: Wenn der Ausstoß von Treibhausgasen etwas kostet, dann ist es für Unternehmen sinnvoll, ihren Ausstoß zu senken – und wenn dies nicht direkt möglich ist, die Emissionen durch die Finanzierung von CO2-Entnahme an anderer Stelle auszugleichen. Ein höherer CO2-Preis macht dabei auch teurere Entnahmemethoden, zu denen EW anfangs zählen dürfte, interessant für die Unternehmen. Außerdem könnte es die Nachfrage nach EW steigern, dass das Verteilen des Gesteinspulvers einen bodenverbessernden Effekt hat und demnach in der Landwirtschaft eingesetzt werden kann (Nemet et al. 2018).

Momentan wird aber nur eine sehr geringe Menge an Kohlendioxid durch neuartige CO2-Entnahme-Technologien aus der Atmosphäre entfernt. Aktuelle Daten zu verschiedenen CDR-Methoden liefert der regelmäßig erscheinende Report State of Carbon Dioxide Removal, dessen Hauptautoren an renommierten Institutionen arbeiten und auch an IPCC-Berichten mitgewirkt haben. In der Ausgabe von 2024 wird die Menge des bisher durch CDR insgesamt bereits der Atmosphäre entnommenen CO2 auf etwa zwei Milliarden Tonnen jährlich beziffert. Davon entfallen lediglich 1,3 Millionen Tonnen (0,0013 Milliarden Tonnen) auf neuartige Methoden – und gerade einmal 0,03 Millionen Tonnen, also 30.000 Tonnen, auf Enhanced Weathering.

Doch haben die Autoren des Reports ein wachsendes Interesse an den neuartigen CDR-Methoden, mehr wissenschaftliche Publikationen und auch mehr Investitionen festgestellt. Sie nennen die Unternehmen UNDO, GreenSand, AgSeq und Mati, als Pioniere von EW in Großbritannien, Australien, Kanada und Indien.

Zusammenfassend schätzt der State of CDR-Report die Zukunft von Enhanced Weathering wie folgt ein:

„Die beschleunigte Gesteinsverwitterung ist aufgrund des umfangreichen Bergbaus und der damit verbundenen Vorgänge, die für die Gewinnung von Basaltschotter erforderlich sind, teurer [im Vergleich zu anderen neuartigen CDR-Technologien], erfordert jedoch kaum zusätzliche technologische Entwicklungen und keine Infrastruktur für die Kohlenstoffspeicherung. In der begrenzten Zahl der verfügbaren Szenarien erreicht die verstärkte Gesteinsverwitterung um die Jahrhundertmitte die Größenordnung von Megatonnen und Gigatonnen.“

Jenseits der Kosten dürfte von Belang sein, dass EW von Wissenschaft und Regierungen bis hin zu einzelnen Landbesitzern und der Zivilgesellschaft, als sicher und erstrebenswert angesehen werden muss, bevor diese Option zur CO2-Minimierung umfassend einsetzbar ist. Die öffentliche Wahrnehmung und Akzeptanz von Enhanced Weathering wird laut Studien wohl davon abhängen, ob die Vorteile dieser CDR-Methode (etwa dass es – anders als das teils kontroverse CCS – keiner zusätzlichen CO2-Speicherung samt dafür notwendiger Infrastruktur bedarf, Bodenverbesserungen als positiver Nebeneffekt möglich und keine Flächenkonkurrenz mit dem Nahrungsanbau zu erwarten sind) in weiteren Untersuchungen bestätigt und entsprechend kommuniziert werden. Gleichzeitig dürfte ausschlaggebend sein, ob Gesundheitsrisiken und andere Bedenken, zum Beispiel den Energieverbrauch betreffend, so adressiert werden können, dass EW gesellschaftlich akzeptabel und klimaschutzrelevant wird (Nemet et al. 2018).

Nicht zuletzt müssen Politik und Behörden vor einem tatsächlichen Einsatz noch die gesetzlichen Rahmenbedingungen und verbindliche Regeln für die Genehmigung und Überwachung solcher Projekte ausarbeiten, beschließen und erlassen. Diese fehlen bisher komplett.

Grob zusammengefasst in ganz einfachen Worten

Beim Enhanced Weathering (EW) wird zermahlenes Gestein auf Land oder im Meer  verstreut, das dann CO₂ aus der Luft bindet. Diese Technologie wird intensiv erforscht, aber bisher kaum angewendet. Der Abbau und das Mahlen des Gesteins sind energieintensiv, andererseits kann EW nebenbei die Qualität landwirtschaftlicher Böden verbessern. Der IPCC sieht EW als wichtigen möglichen Baustein, um die Erderwärmung zu begrenzen – es ist aber kein Ersatz für das schnellstmögliche Senken der CO2-Emissionen.

Kerstine Appunn/Klimafakten
zuletzt aktualisiert: September 2025

Infografik:

Infografik "Wie funktioniert Enhanced Weathering?"