Im Buch “Die Kalte Sonne. Warum die Klimakatastrophe nicht stattfindet“ stellen die Autoren Fritz Vahrenholt und Sebastian Lüning Grunderkenntnisse der Klimaforschung in Frage, über die in Fachkreisen weitgehende Einigkeit herrscht. Darüberhinaus wirft das Buch der Wissenschaft vor, sie würde Klimarisiken gezielt übertreiben.

Derartige Bücher und Artikel sind nichts Neues. Häufig sind sie so formuliert, dass sie für ein Laienpublikum plausibel und sogar wissenschaftlich klingen. Sie sind oft mit zahlreichen Fußnoten versehen und führen Aussagen vieler Forscher ins Feld – ein Laie, der mit den Details der Klimawissenschaft nicht vertraut ist, kann kaum beurteilen, ob dabei redlich argumentiert und zitiert wird.

Wie belastbar sind die wissenschaftlichen Aussagen von Vahrenholt und Lüning?

Um dieser Frage nachzugehen, haben wir beispielhaft eine längere zusammenhängende Passage aus „Die kalte Sonne“ unter die Lupe genommen. Hierfür wurden Aussagen zum Meeresspiegelanstieg ausgewählt.

Die Analyse zeigt, dass die Darstellung von Fritz Vahrenholt und Sebastian Lüning kaum etwas mit dem tatsächlichen Forschungsstand und der realen Fachdiskussion zu tun hat. Ihre Leser müssen bei praktisch jedem Satz kritisch hinterfragen, ob die zitierten Quellen überhaupt die jeweiligen Aussagen stützen. Ebenso können die Leser nicht sicher sein, ob die zitierten Forscher tatsächlich die Thesen vertreten, für die sie als Kronzeugen angeführt werden. In der analysierten Textpassage ist das oft nicht der Fall.

Download: Wie redlich ist Vahrenholts Buch "Die kalte Sonne"? (Teil 1)

Und wie seriös sind die Grafiken?

Vahrenholt und Lüning versuchen in ihrem Buch, die These eines starken Einflusses von Sonne und Ozeanen auf den derzeitigen Klimawandel durch zahlreiche Grafiken zu untermauern. In diesen werden Messdaten für verschiedene Phänomene (zum Beispiel Sonnenaktivität und Erdmitteltemperatur) kombiniert. Phasen, die (angeblich) wärmer bzw. kühler ausfallen, sind durch rote bzw. blaue Flächen markiert - der optische Eindruck von immer wieder synchron auftretenden gleichfarbenen Flächen soll Korrelationen bzw. Kausalitäten belegen.

Doch ein genauer Blick zeigt: Vielfach gestalten die Autoren ihre Grafiken gezielt so, dass der Anschein zeitlicher Zusammenhänge zwischen natürlichen Klimafaktoren und dem Verlauf der Erderwärmung verstärkt wird oder überhaupt erst entsteht. Hingegen stützen Grafiken, die nach wissenschaftlichen und nachvollziehbaren Kriterien erzeugt werden, die Thesen von Vahrenholt und Lüning nicht oder deutlich weniger stark.

Download: Wie redlich ist Vahrenholts Buch "Die kalte Sonne"? (Teil 2)

Haben sich die Vorhersagen zur künftigen Erderwärmung bewahrheitet?

Knapp fünf Jahre nach Erscheinen des Buches hat der Potsdamer Klimaforscher (und klimafakten.de-Beirat) Stefan Rahmstorf die darin getätigten Prognosen zum Verlauf der Erderwärmung einer ersten Überprüfung unterzogen. Ergebnis: Statt wie von Vahrenholt/Lüning vorhergesagt eine Pause einzulegen, sind die globalen Temperaturen - trotz tatsächlich schwacher Sonnenaktivität - auf neue Rekordwerte gestiegen. (Seine Analyse mit anschaulichen Grafiken ist - in Englisch - auf dem Blog RealClimate.org erschienen.)

Warum die Folgen einer zurückgehenden Sonnenaktivität auf die Erdmitteltemperatur marginal sind, können Sie in unserem ausführlichen Faktencheck zum Thema (klicken Sie hier) lesen.