Wie sehr sich der Fleischkonsum auf den Klimawandel auswirkt, ist vielen Verbrauchern nicht bewusst. Das ergab eine Studie niederländischer Forscher, die in der Fachzeitschrift Appetite erschienen ist. Joop de Boer und Harry Aiking von der Freien Universität Amsterdam sowie Annick De Witt von der Technischen Universität Delft befragten jeweils gut 500 repräsentativ ausgewählte Konsumenten in den Niederlanden und den USA danach, wie sie die Folgen bestimmter Ernährungsgewohnheiten für das Klima einschätzen. Zur Auswahl standen: Weniger Fleisch zu essen, lokal erzeugte Nahrungsmittel der Saison zu kaufen oder Lebensmittel aus ökologischer Landwirtschaft zu verzehren.

Die Fleischproduktion hat einen erheblichen Einfluss auf das Klima, unter anderem weil ökologisch wertvolles Grünland oder Regenwälder für Weideland oder den Anbau von Futterpflanzen zerstört werden, weil Rinder bei der Verdauung Methan erzeugen und weil aus den Exkrementen von Tieren das stark klimawirksame Lachgas entweicht. Weniger Fleisch zu essen, kann den Ausstoß von Treibhausgasen also deutlich senken. Aktuell konsumieren Menschen in den Industrieländern doppelt so viel Fleisch wie im Weltdurchschnitt; dies sei zugleich doppelt so viel, wie gesund ist, hieß es kürzlich in einer Publikation der britischen Denkfabrik Chatham House.

Sich fleischarm zu ernähren, kann die Emissionen um rund ein Drittel senken

Für ihre aktuelle Untersuchung fragten die holländischen Forscher ihre Testpersonen unter anderem, für wie stark sie die Wirkung ihrer Ernährungs- und Einkaufsgewohnheiten auf den Klimawandel halten, ob sie selbst viel Fleisch konsumieren und ob sie den Klimawandel für menschengemacht halten. Ergebnis: Nur zwölf Prozent der Niederländer und sechs Prozent der Amerikaner identifizierten die klimaschonendste Ernähungsoption, nämlich weniger Fleisch zu essen. Bemerkenswerterweise schätzten just jene Befragten, die viel Fleisch essen, die Wirkung des Fleischverzichts als besonders gering ein. Und: Diejenigen, die den Klimawandel als menschengemacht akzeptieren, schrieben allen drei Ernährungsoptionen einen höheren Einfluss aufs Klima zu als die restlichen Testpersonen.

Tatsächlich kann der Verzicht auf Fleisch die Emissionen aus Nahrungsmitteln um 35 Prozent vermindern, zitieren die Delfter Forscher Ergebnisse der Universität Lancaster. Sich mit lokal erzeugten Lebensmitteln zu ernähren, würde nur eine Verminderung von fünf Prozent bewirken. Lebensmittel aus ökologischer Landwirtschaft hätten in ihrer Wirkung auf das Klima positive und negative Effekte, die sich gegenseitig aufheben.

Kommunikation sollte auch Vorteile für die Gesundheit thematisieren 

Annick de Witt, eine der drei Autoren, schlägt vor, Menschen mit dem Hinweis auf ihre Gesundheit zu einer Veränderung ihrer Ernährungsgewohnheiten zu bringen. "Die Einladung sollte nicht lauten, dass Leute ihr leckeres Steak aufgeben und Vegetarier werden, sondern dass sie etwas tun, was ihnen dient: Weniger Fleisch zu essen und gesünder zu werden", schreibt de Witt in einem Blogbeitrag für den Scientific American.

Auf jeden Fall könne das Wissen um die starke Wirkung des Fleischkonsums auf das Klima bahnbrechend sein, wenn man Verhaltensänderungen erreichen will. Denn die Studie habe gezeigt, dass es eine direkte Beziehung zwischen diesem Wissen und der Bereitschaft gebe, seinen Fleischkonsum einzuschränken.

sue