Die Kunst als Medium politischen Kampfes ist seit jeher umstritten aber derzeit en vogue, meint Anna Wiese. So nutzen bildende Künstler die natürliche Umwelt heute mehr denn je als Folie für politische Appelle, berichtet der in Konstanz erscheinende Südkurier über die Arbeit der Kulturwissenschaftlerin.Heute soll laut Wiese das Kunstwerk soll zur "Selbstbefragung" anregen - wohingegen frühere Maler, beispielsweise der Romantik, die Natur noch als Inspirationsquelle oder Rückzugsraum darstellten.

Wiese hat für ihre Arbeit Künstler wie die dänische Künstlergruppe Superflex oder den US-Amerikaner Dan Peterman auf Art und Weise ihrer Naturdarstellungen untersucht. Demnach werde Umwelt und Klima heute in sehr viel bewussterer, kritischerer Form thematisiert. Daraus habe sich eine neue politische Grundströmung in der heutigen Kunstszene etabliert, die Naturdarstellungen für Mahnungen und Appelle nutze, sagt Wiese. In Werken würden Künstler wie Dan Petermann beispielsweise ganze Reflexionsketten nachstellen, um so menschliche Bedürfnisse und moralische Verantwortung zu kontrastieren, wie die Berechnung des CO2-Ausstoßes einer Flugreise bis hin zur Kompensation durch das Pflanzen von Bäumen. War ein Baum früher ein romantisches Symbol von Naturnähe und mystisch aufgeladen, transportieren Künstler wie Petermann mit ihrem Bild heute die Botschaft, Bestehendes kritisch zu hinterfragen. 

Die Künstler würden aber auch heftig angegriffen, heißt es im Südkurier. Denn nicht alle Vertreter der Kunstszene sehen die Politisierung mit Wohlwollen. Kritiker führen ins Feld, dass die Kunst unabhängig und nicht tendenziös wirken müsse, da sie sonst einer PR-Aktion gleiche. Der attackierte Artivismus – zusammengesetzt aus den Worten Kunst (engl.: art) und Aktivismus – hat sich allerdings bereits fest in der Kunstlandschaft etabliert – und das nicht nur bei Klima- und Umweltthemen. 

sg