Was er für den Finanzsektor bedeutet
Kernergebnisse
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1 Der Klimawandel wird sich auf alle Bereiche der Wirtschaft auswirken, er ist deshalb auch für Investoren und Finanzinstitute relevant.
Doch nicht alle makroökonomischen Veränderungen und mikroökonomischen Rahmenbedingungen werden sämtliche Investitionen in gleicher Weise beeinflussen.
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2 Politische Maßnahmen zur Senkung des Treibhausgasausstoßes bergen sowohl Chancen als auch Risiken.
Um – wie international vereinbart – zu verhindern, dass die Erdmitteltemperatur um mehr als 2 °C gegenüber vorindustriellem Niveau steigt, müssen sich Investitionmuster deutlich ändern. Dazu gehört, dass Investitionen in die Förderung fossiler Brennstoffe und die Stromerzeugung daraus erheblich zurückgehen – und Investitionen in CO2-arme Energiequellen und in Energieeffizienz erheblich zunehmen.
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3 Die physischen Folgen des Klimawandels werden sich auf Vermögenswerte und Investitionen auswirken.
Klimawandel und Extremwetter werden beispielsweise Landwirtschaft, Lebensmittelversorgung, Infrastrukturen und Wasserversorgung beeinträchtigen – wie genau, ist teilweise noch nicht ganz geklärt.
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4 Entscheidungen privater Investoren und von Finanzinstituten werden einen bedeutenden Einfluss darauf haben, wie die Gesellschaft auf den Klimawandel reagiert.
Dies gilt insbesondere für Investitionen in Bereichen wie Infrastruktur und Stromerzeugung, wo die Anlagen oft eine geplante Lebensdauer von mehreren Jahrzehnten haben.
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5 Der Bedarf an Kapital wird groß sein, und die Regierungen werden erwarten, dass ein Großteil davon aus dem Privatsektor kommt.
Allein in der Energieversorgung werden, um die Erderwärmung unter 2 °C zu halten, bis 2050 zusätzliche Investitionen von schätzungsweise 190 bis 900 Milliarden US-Dollar pro Jahr erforderlich sein.1 Parallel dazu muss ein deutlicher Umstieg von fossilen Brennstoffen auf CO2-arme Energiequellen erfolgen (beispielsweise auf Erneuerbare Energien).
Infografik
Zusammenfassung
Diese Publikation richtet sich an Investoren und Kapitalgeber aus dem Privatsektor sowie an
Akteure, die mit der Umsetzung von Investitionsentscheidungen befasst sind (beispielsweise Banken und Vermögensverwalter). Zu den Vermögensinhabern zählen Rentenfonds, Versicherungsgesellschaften, Staatsfonds, Fondsgesellschaften und Stiftungen. Zusammengenommen verwalten diese Investoren und Finanzinstitutionen die Renten und Ersparnisse einzelner Bürger.
Investoren und Finanzinstitute sind und bleiben anfällig für Abwärtsrisiken infolge des Klimawandels. Zu diesen Risiken gehören direkte physische Folgen des Klimawandels (etwa die Auswirkungen von Fluten und Stürmen auf küstennahe Ballungszentren), makroökonomische Folgen (wie der erwartete Rückgang von Produktivität und Wirtschaftswachstum in vielen Entwicklungsländern) sowie die Folgen politischer Maßnahmen zur Senkung des Treibhausgasausstoßes (beispielsweise in der Stromerzeugung, der Industrie, beim Verkehr oder in anderen Wirtschaftsbereichen).
Zu den denkbaren Konsequenzen für Investitionen gehört ein drastischer Wertverfall bestimmter Anlagen, etwa wenn konventionelle kohlebefeuerte Kraftwerke wegen der Begrenzung ihrer Treibhausgasemissionen nicht mehr betrieben werden dürfen. Der Klimawandel wird zudem indirekte Folgen und Dominoeffekte haben, beispielsweise dürften Veränderungen bei der Landwirtschaft zu hohen und stark schwankenden Lebensmittelpreisen führen, was die soziale Stabilität gefährdet.
Doch der Klimawandel birgt auch Chancen für Investoren und Finanzinstitute. So werden politische Maßnahmen zur Senkung des Treibhausgasausstoßes zu mehr Investitionsmöglichkeiten in Bereichen wie Erneuerbare Energien und Energieeffizienz führen. Und im Zuge der Anpassung an den Klimawandel werden beispielsweise Unternehmen mit Fachwissen in Hochwasserschutz oder -abwehr eine vielversprechende Investitionsgelegenheit sein.
Ganz unabhängig davon, welche Maßnahmen genau die Regierungen zur Emissionsminderung und Klimaanpassung beschließen, wird es einen großen Kapitalbedarf geben. Es ist wahrscheinlich, dass sich die Staaten für die Bereitstellung dieses Kapitals an den Privatsektor wenden werden.
Die von Investoren und Finanzinstituten getroffenen Investitionsentscheidungen (oder Entscheidungen über die Kapitalallokation) werden von grundlegender Bedeutung dafür sein, wie die Gesellschaft auf den Klimawandel reagiert. Dies gilt insbesondere für Investitionen in Bereichen wie Infrastruktur und Stromerzeugung, wo die Anlagen oft eine geplante Lebensdauer von mehreren Jahrzehnten haben. Die Investitionsentscheidungen von heute werden Infrastruktur, Treibhausgaussstoß und Gesellschaft bis 2050 und darüber hinaus wahrscheinlich entscheidend beeinflussen.
Folgen des Klimawandels
Der Klimawandel bringt etliche Risiken für Investoren und Finanzinstitute mit sich:
Meeresspiegelanstieg, Überschwemmungen und Dürren
Zwischen den 1950er- und den 1990er-Jahren erhöhten sich die jährlichen wirtschaftlichen Verluste, die auf große Extremwetterereignisse (darunter Überflutungen und Dürren) zurückzuführen waren, um das Zehnfache. Allein zwischen 1990 und 1996 wurden 22 Überschwemmungen mit Verlusten von jeweils mehr als einer Milliarde US-Dollar verzeichnet.2
Niedrigliegende Küstengebiete (die sogenannte Low Elevation Coastal Zone, LECZ) sind besonders anfällig für die Auswirkungen des Klimawandels. Im Jahr 2000 umfasste die LECZ zwei Prozent der weltweiten Landfläche, beherbergte aber zehn Prozent der Weltbevölkerung. Die Zahl der Menschen, die unterhalb der Höhe einer sogenannten ”Jahrhundertflut“ leben (also einer so extremen Überschwemmung, wie sie mit einer statistischen Häufigkeit von ein Mal in Hundert Jahren auftritt – siehe Glossar), hat sich zwischen 1970 und 2010 um 95 Prozent erhöht – im Jahr 2010 waren es weltweit etwa 270 Millionen Menschen (und Vermögenswerte von 13 Billionen US-Dollar).3 Hafeninfrastrukturen im Wert von schätzungsweise mehr als drei Billionen USDollar in 136 der weltweit größten Hafenstädte sind anfällig für Extremwetterereignisse.
Eine Reihe von Studien kommt zu dem Ergebnis, dass im Jahresmittel die versicherten Schäden durch Starkregen und Überflutungen in Ländern wie Deutschland, Großbritannien oder den Niederlanden sowie in bestimmten Regionen (etwa im südlichen Norwegen und in der kanadischen Provinz Ontario) voraussichtlich zunehmen werden. Dies lässt sich zum Teil auf den Klimawandel zurückführen, zum Teil aber auch auf sozioökonomische Trends wie steigende Einkommen und den daraus folgenden Zuwachs an Vermögenswerten, den zunehmenden Versicherungsschutz oder die Migration in gefährdete Gebiete (z.B. Küstenstädte).
Veränderte Niederschlagsmuster werden Projektionen zufolge in verschiedenen Teilen der Welt die Zahl der Fluten und Dürren steigen lassen. Dies hat zunehmend starke Folgen für Wirtschaftssektoren wie die Landwirtschaft. Die veränderte und stärker schwankende Verfügbarkeit von Wasser wird wahrscheinlich die Stromerzeugung beeinträchtigen, zum Beispiel in Wasserkraftwerken, aber auch in konventionellen fossilen und nuklearen Anlagen (wegen Kühlwassermangel). Hier dürften zusätzliche Investitionen für die Anpassung erforderlich sein.
Ernährungssicherheit
Es wird erwartet, dass die Folgen des Klimawandels für die Landwirtschaft (etwa durch veränderte Niederschlagsmuster, steigende Temperaturen und die Wanderung von Pflanzenschädlingen) auf den Agrarmärkten zu höheren Preisen und stärkeren Preisschwankungen führen werden. Dies wird die Kostenstrukturen vieler Unternehmen (Einzelhändler, lebensmittelverarbeitende Betriebe usw.) beeinflussen. Es könnte auch zur Folge haben, dass Haushalte einen größeren Teil ihrer Einkommen für Lebensmittel aufwenden müssen und damit weniger Geld für Ausgaben in anderen Bereichen zur Verfügung haben. Höhere und stärker schwankende Preise könnten zudem die soziopolitische Stabilität beeinträchtigen und in manchen Ländern zu politischen Unruhen führen.
Arbeit
Wie wichtig es ist, auch indirekte Effekte des Klimawandels zu berücksichtigen, zeigt sich an den Auswirkungen von umweltbedingter Hitzebelastung auf Erwerbsfähigkeit und Produktivität. Beispielsweise ist in Teilen Afrikas und Asiens die Produktivität der Arbeitskräfte in den heißesten und feuchtesten Jahreszeiten bereits zurückgegangen. Bis 2050 wird erwartet, dass in Südostasien aufgrund des Bedarfs an Erholungspausen mehr als die Hälfte der nachmittäglichen Arbeitsstunden im Freien verloren gehen.4 Solche Veränderungen könnten die Wirtschaftsleistung in Branchen mit schwerer, körperlicher Arbeit (z. B. im Bausektor) deutlich verringern oder erhebliche Investitionen (z. B. für Kühlanlagen) erforderlich machen, damit die Wirtschaftsleistung aufrechterhalten werden kann.
Haftungsrisiken
Es kann für Investoren und Finanzinstitute sinnvoll sein, die Folgen des Klimawandels auf Haftungs- und Leistungsverpflichtungen zu bedenken. Beispielsweise kann ein sich änderndes Klima die Gesundheit von Menschen beeinträchtigen und damit ihre Arbeitsfähigkeit oder den Bedarf für Krankenversicherungen beeinflussen.
Möglichkeiten der Anpassung
Für viele der großen Investitionen im Bereich Klimaanpassung (etwa beim Hochwasserschutz) gilt, was auch typisch ist für öffentliche Güter: Den Nutzen haben viele und nicht allein die Investoren. Makroökonmisch spricht beispielsweise alles dafür, weltweit große Teile der Küsten vor Flutschäden und Landverlust zu schützen – doch einzelne Investoren und Finanzinstitute aus dem Privatsektor haben oft wenig Grund, derartige Investitionen zu unterstützen. Daraus folgt für die Praxis: Wenn der Privatsektor eine tragende Rolle bei der Finanzierung solcher Investitionen spielen soll, ist ein hohes Maß an öffentlicher Unterstützung nötig. Diese kann durch die Bereitstellung von Kapital oder anderweitige finanzielle Förderung erfolgen; sie kann aber auch darin bestehen, den Privatsektor zumindest einen Teil des Nutzens der jeweiligen Investition ziehen zu lassen.
Ein paar Worte zur Wirtschaftswissenschaft
Die weltweiten ökonomischen Konsequenzen des Klimawandels zu berechnen, ist sehr schwierig – das gilt sowohl für die Kosten von Emissionsminderungen als auch für Kosten, die mit den physischen Folgen zusammenhängen. Die verschiedenen Schätzungen zu aggregierten wirtschaftlichen Folgen von Klimaänderungen wie auch zu den Kosten von Klimaschutzmaßnahmen unterscheiden sich stark. Alle derartigen Berechnungen sind in hohem Maße abhängig von Faktoren wie den Grundannahmen und der Ausgestaltung des verwendeten ökonomischen Modells, den berücksichtigten Branchen und den gewählten Szenarien.
Insbesondere bei den Folgen des Klimawandels blenden viele ökonomische Schätzungen mögliche katastrophale und abrupte Veränderungen (tipping points) im Klimasystem aus – die Vernachlässigung solcher und anderer relevanter Faktoren kann dazu führen, Schäden zu unterschätzen. Der IPCC weist darauf hin, dass die bei einer Erwärmung um etwa 2 °C tatsächlich zu erwartenden Kosten eher höher als niedriger ausfallen werden als die bislang als beste Schätzung geltenden Berechnungen. Steigen die Temperaturen stärker, nehmen die aggregierten ökonomischen Schäden schnell zu. Allerdings liegen für eine Erwärmung von mehr als 3 °C kaum Zahlen vor.
Optionen zur Emissionsminderung
Der IPCC schätzt, dass 2011/2012 weltweit jährlich rund 340 Milliarden US-Dollar in Emissionsminderungen investiert wurden, 62 Prozent davon durch den privaten Sektor.5 Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass diese Zahl sämtliche Investitionen umfasst, von denen eine Reduzierung der Nettoemissionen oder eine Erhöhung der Widerstandsfähigkeit gegenüber Folgen des Klimawandels erwartet wurde. Sie gibt also den Gesamtumfang solcher Projekte wieder und nicht nur jenen Investitionsanteil, der mit dem Klimanutzen zusammenhängt. Zum Beispiel ist bei einer Windkraftanlage die Gesamtinvestition berücksichtigt worden (die bekanntlich auf vielen Gebieten Zusatznutzen bringt, etwa durch eine Verringerung gesundheitsschädlicher Luftschadstoffe) und nicht nur jener Anteil der Investition, der auf die Emissionsminderung entfällt.
Politische Maßnahmen zur Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Treibhausgasausstoß werden schwerwiegende Folgen für Entscheidungen zur Kapitalallokation haben. Die Transformation zu einer CO2-armen Wirtschaft erfordert neue Investitionsmuster: In Bereichen wie den Erneuerbaren Energien müssen die Investitionen zunehmen, jene in die Förderung fossiler Brennstoffe oder die konventionelle Stromerzeugung auf fossiler Basis müssen hingegen zurückgefahren werden. Um den Anstieg der Erdmitteltemperatur gegenüber vorindustriellem Stand auf höchstens 2 °C zu begrenzen, sind allein für die Energieversorgung bis 2050 zusätzliche Investitionen von schätzungsweise 190 bis 900 Milliarden US-Dollar pro Jahr erforderlich.6 In jener Zeit muss auch ein deutlicher Umstieg erfolgen – weg von fossilen Brennstoffen und hin zu höherer Energieeffizienz sowie zu Energiequellen mit geringen CO2-Emissionen (etwa Erneuerbare Energien, Kernenergie oder fossile Kraftwerke mit CCS).
Beschränkungen bei der Nutzung fossiler Energieträger würden sich auf die Preise von Rohstoffen wie Kohle und Erdöl auswirken – mit entsprechenden Folgen für Bergbau-, Öl- und Gasunternehmen in den Portfolios der Investoren.
Der Wandel zu einer emissionsarmen Wirtschaft könnte ”verlorene Investitionen“ (stranded assets) zurücklassen. Darunter versteht man Anlagen, deren Wert sich bedeutend verringert, weil sie technisch überholt sind oder keinen Ertrag mehr bringen. Energieintensive oder von fossilen Brennstoffen abhängige Branchen sind diesem Risiko in besonderem Maße ausgesetzt. In der Stromerzeugung beispielsweise könnten aus vielerlei Gründen kohlebefeuerte Kraftwerke an Wert verlieren: etwa durch die zunehmende Nutzung Erneuerbarer Energien (Verdrängung von Kohlestrom), aufgrund steigender Energieeffizienz (allgemein verringerte Stromnachfrage) oder infolge direkter Regulierung von Treibhausgasemissionen (mögliche Einschränkung der Betriebsdauer oder der erzeugten Strommengen).
Eine CO2-arme Wirtschaft wird viele Vorteile mit sich bringen (sowohl marktferne als auch solche auf Märkten), beispielsweise eine höhere Energiesicherheit, mehr Arbeitsplätze und eine verbesserte Luftqualität. Dem privaten Finanzsektor wird eine entscheidende Rolle beim Übergang zu einer emissionsarmen Wirtschaft zukommen. Doch hängt dessen Investitionsbereitschaft stark von politischen Rahmenbedingungen ab. In den letzten Jahren ist die Zahl nationaler Klimaschutzprogramme und -regelwerke stark gestiegen. Nach Schätzung des IPCC gab es 2007 in 23 Prozent aller Staaten Gesetze und Strategien zur Emissionsminderung, diese Länder beherbergten 36 Prozent der Weltbevölkerung und waren für 45 Prozent des globalen Treibhausgasausstoßes verantwortlich – 2012 waren es bereits 39 Prozent der Staaten mit 73 Prozent der Bevölkerung und 67 Prozent der Emissionen der Welt.7 Doch befinden sich viele dieser nationalen Programme und Regelungen in einem frühen Umsetzungsstadium. Daher liegen noch nicht genügend Daten vor, um ihren Einfluss auf künftige Emissionen bewerten zu können.
Kapitalgeber werden voraussichtlich abwägen: Bieten die politischen Rahmenbedingungen klare Anreize für Investitionen, etwa durch die Etablierung neuer Märkte oder betrieblicher Verpflichtungen? Oder sollte man Investitionen besser verschieben oder verringern, weil die Politik Risiken und Unsicherheiten schafft?
Investoren achten besonders auf:
- die erzielbaren Renditen und die mit Investitionen verbundenen politischen Risiken, vor allem das Ausmaß und die Zuverlässigkeit der öffentlichen Unterstützung,
- die Robustheit der Regelungen und Organisationen, die für die Umsetzung von Politik zuständig sind,
- technologische und betriebliche Risiken, vor allem bei neuen oder wenig erprobten Technologien.
Fazit
Der Klimawandel beschert Investoren und Finanzinstituten reale Risiken und Chancen – bei allen Anlageklassen und Zeithorizonten, auch auf sehr kurze Sicht. Zwar sind die Schätzungen zu den wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels und damit auch zu dessen Auswirkungen auf Investitionsportfolios unsicher, doch eines steht fest: Investoren und Finanzinstitute können sich nicht vollständig vom Einfluss des Klimawandels auf ihre Investitionen abschirmen. Sie müssen die Risiken und Chancen analysieren, die aus den physischen Folgen der Klimaänderungen wie auch aus Maßnahmen zur Senkung des Treibhausgasausstoßes resultieren. Anders werden sie nicht in der Lage sein, sich und ihre Investitionen darauf einzustellen.
Der Klimawandel wird Investitionsmuster wahrscheinlich deutlich verändern. Nicht nur Branchen wie Landwirtschaft, Energieversorgung, Rohstoffförderung oder Tourismus werden von der zunehmenden Erderwärmung betroffen sein, sondern zum Beispiel auch der Verkehr, die verarbeitende Industrie und der Handel. Denn der Klimawandel birgt Risiken für komplexer werdende Lieferketten, etwa durch Betriebsunterbrechungen oder einen höheren Kühlbedarf.
Um die Erderwärmung gegenüber vorindustriellem Stand auf höchstens 2 °C zu begrenzen, sind bis 2050 weltweit allein für die Energieversorgung zusätzliche Investitionen von schätzungsweise 190 bis 900 Milliarden US-Dollar pro Jahr notwendig. Auch die Anpassung an die Folgen des Klimawandels erfordert bedeutende Kapitalmengen.
Es ist wahrscheinlich, dass sich die Staaten für die Bereitstellung eines Großteils des nötigen Kapitals an den privaten Sektor wenden werden. Aus gesellschaftlicher Sicht besteht kein Zweifel daran, dass gehandelt werden muss. Doch ob private Investoren und Finanzinstitute bereit sind, das für Emissionssenkung und Klimaanpassung benötigte Kapital zur Verfügung zu stellen, wird stark von politischen Entscheidungen abhängen – also davon, wie Kapitalmarktakteure Risiken und Anreize und die Verlässlichkeit von Rahmenbedingungen für ihre Investitionen einschätzen.